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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties)
Autoren: Michael Koglin
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DeCraven blickte ihm nach. Es war nicht auszuschließen, dass er sich tatsächlich bei der Ausübung einer Sportart eine Verletzung zugezogen hatte. Seltsamer Bursche.
    War James an diesem Abend seiner Herrin gefolgt oder nicht? An den Wänden des Salons prangten die in Öl gemalten Ahnen Miss Sophies. Streng blickten sie auf ihn herab. An einigen der Ölschinken hatte der Zahn der Zeit genagt und sie mit größer werdenden schwarzen Flecken überzogen.
    Rosen-Manor war nicht gerade ein Hort des Luxus. Den Bildern nach zu urteilen musste die Familie weitaus bessere Zeiten gesehen haben. Das Mahagoni, aus dem man die Möbel dieses Raumes gefertigt hatte, war nicht besonders exquisit gewesen.
    In einer Ecke des Zimmers ließ auf einem Ständer eine ziemlich lichte Grünpflanze ihre Blätter hängen. Auf der Anrichte mit den hübschen Porzellanhunden standen einige Flaschen und ein leerer Sektkübel. Gleich daneben ein Teller mit ein paar Keksen und ein kitschiges Porzellanreh. Ein Zettel mit dem Satz »Dein Toby« lehnte daran.
    Unter seinen Füßen bemerkte der Chefinspektor einen karierten, weitgehend verblichenen Teppich. Gar nicht in diesen Raum wollte die dackelbeinige Kommode passen.
    »Oh, Inspektor, ich habe Sie erwartet. Man hat mich bereits telefonisch informiert.« Miss Sophie schritt die Treppe hinunter, und DeCraven dachte: »Ganz die große Dame.«
    Sie trug ein mit Paillettenverziertes weißes Kleid. Die Fülle ihres braunen Haares war in einer Perlmuttkrone aufgetürmt. Eine wahrhaft imposante Erscheinung. Er wäre ihr gerne unter erfreulicheren Umständen begegnet.
    »Mein Name ist DeCraven. Chefinspektor DeCraven.«
    »Oh, dann lerne ich endlich einen echten Inspektor aus dem Yard kennen.«
    »Chefinspektor. Leider unter unangenehmen Umständen, Miss Sophie. Verzeihen Sie, wenn ich so direkt bin, aber der Tod von Sir Toby scheint Sie nicht sehr mitzunehmen. Sie sind nicht gerade am Boden zerstört.«
    »Sir Toby war …«
    »Nun, ich glaube, ich trete Ihnen nicht zu nahe, wenn ich sage, dass er sich um Sie bemüht hat. Zumindest lauten so meine Informationen.«
    »So könnte man es formulieren …«
    »Aber?«, bohrte DeCraven.
    »Nun, der Mann hat … nein, hatte eine äußerst zweifelhafte Vergangenheit. Nicht, dass ich mir viel aus gesellschaftlichen Konventionen mache, aber eine Verbindung meines Hauses mit Sir Toby …? Nein, ich glaube, nicht.«
    Miss Sophie schüttelte leicht angeekelt den Kopf. Aus dem Hintergrund drang ein höhnisches Kichern in den Salon. Dann wurde leise eine Tür zugezogen.
    »Haben Sie das auch gehört, Miss Sophie?«
    »Wie?«
    »Schon gut. Also, Sie sind in den letzten Wochen regelmäßig mit Sir Toby ausgegangen.«
    »Nun ja, dann und wann ein Spaziergang oder zum Tanzen. Sie mit Ihrem aufregenden Beruf haben ja keine Ahnung, wie sterbenslangweilig es bei uns auf dem Lande zugehen kann.«
    »Sie waren nicht … ähh, entschuldigen Sie, Sie waren nicht verlobt?«
    »Inspektor! Ich bitte Sie!«
    Der Butler betrat den Raum, und DeCraven bemerkte den giftigen Blick, den er Miss Sophie zuwarf. Sein Gesicht zeigte eine jener Verkrampfungen, die darauf hindeuteten, dass er nur sehr schwer zurückhalten konnte, was unbedingt hinaus wollte.
    Zielstrebig griff er zur Blumenvase und verschüttete ein paar Tropfen auf der Anrichte.
    »Die brauchen einen Ssschluck Wawasser.«
    »James!«
    »Miss Sophie?«
    »Hatten wir nicht eine Abmachung getroffen?«
    »O ja. Miss Sophie, ich bin trocken wie die Sa … saharara. Nur über meinem Kopf sind ein paaar Woooolken.«
    James grinste schief und torkelte aus dem Raum. Blumenwasser tröpfelte auf den ausgefransten Teppichläufer, der nach Einschätzung DeCravens wohl kaum aus dem Orient stammte, es sei denn, man hätte ihn dort mehrere Hundert Jahre in der Erde vergraben und anschließend nur notdürftig gereinigt.
    Miss Sophie schüttelte den Kopf und blickte mit gespitzten Lippen auf ihre Fingernägel.
    »Inspektor, das ist mir wirklich äußerst unangenehm. Aber James hat … nun, nennen wir es ein Problem. Ich versuche, die Alkoholvorräte von ihm fern zu halten, aber, nun ja, manchmal habe ich das Gefühl, er hat sich fest vorgenommen, das Haus regelrecht leer zu trinken.«
    DeCraven deutete hinüber zu den Flaschen auf der Anrichte.
    »Ach das! Nur Dekoration. Die Flaschen sind mit Wasser gefüllt. Nein, ich halte die Vorräte an Whisky, Port und Sherry verschlossen. Der Schlüssel liegt unter meinem Kopfkissen, aber Mr. McKinsey,
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