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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties)
Autoren: Michael Koglin
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befummeln.
    »Auf so eine Köterr die warr ganz scharrf. Klarr duweisdas. Sie sagt, sie hat sich einen ausgesucht.«
    »Keine Ahnung.«
    Treffsicher pflückte er sich Bao heraus. Na klar, er war ja der einzige schwarz-weiße Welpe unter den Sechslingen.
    Ich mag das gar nicht, wenn man so einen kleinen Hund von den Mutterzitzen wegzieht. Mit einem Knurren hob Bettina kurz den Kopf, um ihn ermattet sogleich wieder auf die Seite zu legen. Ja, so viele Kinder können eine Hundemama ganz schön schlauchen.
    Der Barmbek-Russe nahm Bao hoch und umschloss seinen kleinen Hals mit Daumen und Zeigefinger. Der Welpe begann zu zappeln. Ich konnte das gar nicht gut leiden.
    Eigentlich war es kaum auszuhalten.
    »Du mir sagst jetzt, wo ist Schwester«, sagte er und drückte den Hals des kleinen Hundes zusammen.
    »Sage jetzt«, sagte er gedehnt.
    »Ich weiß es nicht.«
    Deutlich erkennbar verstärkte er den Druck auf den zerbrechlichen Hundehals, sah mich lauernd mit höhnischem Blick an.
    »Waas iist?«
    Ich konnte sehen, dass es für Bao vorbei war. Seine kleine Schnauze öffnete sich, die winzige rosa Zunge fiel heraus. Klein-Bao hatte die Insel Sylt verlassen.
    Mit einer verächtlichen Bewegung schleuderte der Kerl, der angeblich Pjotr hieß, das Tier gegen eine Fensterscheibe. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken; mein einziger Trost war, dass das dem Kleinen jetzt nicht mehr wehtun konnte.
    »Da chasdu Rratte zurrück«, sagte er triumphierend.
    Bettinas Knurren ging in ein leises Jaulen über. Ich hielt sie zurück. Keine Ahnung, wozu der Kerl noch in der Lage war.
     
     In einschlägigen Clubs besorgten Sam und ich ein paar Peitschen und anderes Lederspielzeug. In der Asservatenkammer des Hotels, in der gesammelt wurde, was eine bestimmte Sorte Gäste zurückgelassen hatte, fand Sam Aktfotos von Kindern.
    Wir klebten ein paar Beutelchen mit Kokain an Tischbeine in Pjotrs Zimmer. Die hatte Sam aus einem anderen Zimmer »organisiert« und mit ein wenig Dekoration sah das Heim des Russen bald aus wie ein Minipuff. So vorbereitet legten wir einen harmlosen kleinen Brand, und Sam alarmierte die Feuerwehr. Die wiederum rief die Polizei und wir dachten, nun haben wir unsere Ruhe.
    Wir rechneten mit drei Jahren, die der Zuhälter in den Knast gehen würde. Das war nicht gerade gerecht, was den Mord an Le Lyn betraf, aber zumindest würde er Le Hoa in Ruhe lassen.
    Als Feuerwehr und Polizei mit Blaulicht und Martinshorn anrückten, strich ich über die Zigarrenkiste, in die ich den kleinen Bao gebettet hatte. Den herrlichen Wind und die schäumenden Wellen hatte er nicht erleben dürfen. Er hatte nie Möwen gejagt, war nie über die Dünen gestreift, war nie mit einem Stück Treibholz in der Hundeschnauze an seinem Frauchen hochgesprungen.
    Unsere Rechnung ging nicht auf.
    »Die haben den wieder laufen lassen. Ist ein guter Kunde im Casino. Angeblich sauber«, sagte Sam. »Muss verdammt wichtige Freunde haben.«
    Er war außer sich. Ja, und in diesem Moment begriff ich, dass er sich in die kleine Le Hoa verliebt hatte. Heilige Heerscharen des Himmels! Was für ein Dream-Team.
    Bereits am nächsten Tag sah ich wieder diese Schuhe vor meiner Decke. Auf dem Boden neben der Decke krabbelte eine Hummel. Sie war auf dem Weg zu dem kleinen Blumenstrauß, den ich in einer Baked-Beans-Dose voll Wasser auf den Boden gestellt hatte. Bao.
    Er hob seinen Latschen und zerquetschte das Insekt, indem er genüsslich seine Sohle auf dem Asphalt rieb. Als ich hochblickte, grinste er mich an.
    »Ich will die Schwester nur sprechen. Unter Freunden«, sagte er.
    Ich sagte »Einverstanden« und er schlug ein erstes Treffen im alten Bunker, unten am Strand, vor.
    »Keine fiesen Matenten«.
    Ich unterdrückte ein überlegenes Lächeln.
    »Du schickst nur die Votze. Sie hat Vertrag mit mir.«
    »Klar.«
    »Braucht keine Angst haben, wenn sie zurückkommt. Kriegt ne Tracht und gut is. Saachiehr, ich habe viel Geld für sie bezahlt, darum ich werde ihr Gesicht nicht kaputtschlagen. Aber Dresche kriegt sie schon.«
    Ich nickte. Er wandte sich zum Gehen. Plötzlich drehte er sich um und deutete auf die Hundefamilie zu meinen Füßen.
    »Null Tricks, Alter. Sonst bring ich den Kötern das Schwimmen bei. Heute Nacht um ein Uhr. Im alten Bunker.«
     
    Gleich nach Einbruch der Dämmerung legte ich mich am Bunker auf die Lauer.
    Er kam kurz nach zehn, trug mit ausgestreckten Armen vorsichtig ein Päckchen vor der Brust. Als er strauchelte, fluchte er auf
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