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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties)
Autoren: Michael Koglin
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Russisch. Dann stakste er vorsichtig weiter durch das Dünengras und verschwand schließlich im Bunker.
    Nach einiger Zeit tauchte er wieder auf. In den Händen hielt er eine Rolle, von der er dünnes Kabel bis zu einer Mulde abspulte. Vielleicht zehn Meter von mir entfernt. Nach einem kurzen Blick auf seine Rolex verschwand er.
    Irgendwo auf der Welt ist immer Mittag.
    Offenbar hatte er beschlossen, die kleine Schwester umzubringen. Lieber das Kapital in die Luft jagen, als wegen Mordes und Zuhälterei in den Knast gehen. Der Mann hatte Angst.
    Als er verschwunden war, kroch ich in den Bunker. Es roch nach Urin und Schimmel. Ich stellte mir die Soldaten vor, die in Erwartung der alliierten Invasion durch die Sehschlitze gestarrt hatten. Und auf die feinen Pinkel schimpften, die sich in den Betten vom Kurhotel Miramar wälzten.
    Tatsächlich, das Ding, das er in eine Ecke gelegt hatte, war eine alte Handgranate. Das Ganze sollte wohl wie ein Unfall aussehen.
     Gottseidank denk ich ja nicht soviel. Ich glaube an das Gute im Menschen. Vielleicht wollte er Le Hoa ja auch nur erschrecken. Vielleicht war die Handgranate gar nicht echt. Also nahm ich sie samt Kabel und trug sie hinüber zu der Mulde. Dort vergrub ich sie und bedeckte die Schnüre mit Sand.
    Kurz vor eins kam Le Hoa.
    Sam robbte in meine Dünensandburg. Er war über den Bohlenweg unten am Strand gekommen. Ich legte den Finger an den Mund.
    »Kann wirklich nichts schiefgehen?«, zischte er.
    »Ausgeschlossen.«
    Sam zitterte.
    »Wirklich nicht? Um Himmelswillen, wenn der Kleinen was passiert.«
    Ich setzte ein gleichgültiges Gesicht auf.
    Wir sahen, wie Le Hoa in den Bunker kroch. Der Barmbek-Russe wartete, bis sie verschwunden war. Geduckt kam er kurz aus seiner Deckung. Plötzlich gab es einen mächtigen Bums. Nein, er hatte Le Hoa doch nicht nur erschrecken wollen. Dabei hatten wir ihm eine echte Chance gegeben.
    Sand und ganze Grassoden rieselten auf uns herab. Ein Stahlkappenschuh landete direkt vor unseren Augen. Pjotrs Fuß steckte noch drin. Karierte Socken.
    Sam sah mich an und schluckte. Sagte aber nichts. Ich auch nicht. Ja, böse Taten schlagen immer irgendwann zurück.
    Die kleine Schwester war natürlich unversehrt geblieben. In so einem Bunker ist man ganz sicher. Da dringt nichts durch. Zumindest nicht, wenn draußen nur eine Handgranate hochgeht.
    Da hatte sich der Bunker doch tatsächlich mit einer ordentlichen Heldentat verabschiedet. Bewegte sich nun ganz langsam in die Richtung, in die sich alle Bunker der Welt bewegen: Nach unten, zum glutheißen Mittelpunkt der Erde. Dorthin, wo sie eingeschmolzen werden. Selbst deutscher Bunker-Beton brennt. Es muss nur heiß genug sein.
    Die Polizei ging später von einem »Konkurrenzkampf unter nicht in Westerland ansässigen Zuhältern« aus.
    Tja, und zwischen Sam und Le Hoa hatte es wirklich mächtig gefunkt. Sie haben lange nach einer Lösung gesucht, wo Le Hoa doch illegal in Deutschland war. Aber mir ist plötzlich was eingefallen.
    Ich hab die Kleine geheiratet. Nun darf sie hierbleiben und ganz offiziell mit Sam zusammenleben. Sogar Ehebruch hat manchmal etwas Gutes.
    Und weil der Mensch ja eine Aufgabe braucht im Leben, haben wir gemeinsam ein Geschäft aufgemacht. Ein Manager, der hier jedes Jahr Urlaub macht, hat mir mal erklärt, das sei ein »Non-Profit-Unternehmen«. Aber das finde ich nicht. Schließlich hat jeder was davon.
    Sam und Le Hoa holen Hunde aus den Tierheimen in Deutschland und Rumänien und schaffen sie hierher nach Sylt.
    Na, und ich sitze weiter in der Friedrichstraße und erzähle den Leuten die Geschichte der Hunde. Dass sie so jung sind und jemanden bräuchten, der sich um sie kümmert.
    Viele wollen ja nur die Kleinen, aber wenn ich ihnen die Geschichte von den Großen erzähle ... und wo sie herkommen und was sie schon erlebt haben ... nein, das hält niemand lange durch.
    Dann runzeln die Gatten die Stirn und ich kann richtig sehen, wie es in ihnen arbeitet. Wenn ich meiner Elsbeth jetzt einen Hund gönne, vielleicht hat sie dann eine Aufgabe. Rennt nicht dauernd mit meiner Gold-Card durch die Boutiquen. Und schon greifen sie zu. Und: Klingeling! gibt's eine saftige Futterspende.
    Außerdem, wer kann schon Nein sagen, wenn der Sohn von Maria Callas dir einen Hund verkauft!
    Ja, man muss ein bisschen Sinn in sein Leben tun. Und solch eine Arbeit bringt wirklich Spaß.
    Die Hunde verkümmern nicht im Tierheim und die armen reichen Leute haben etwas, woran sie
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