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Widerstand - Star trek : The next generation ; 2

Titel: Widerstand - Star trek : The next generation ; 2
Autoren: Amigo Grafik GbR
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PROLOG

    Es begann, wie es schon damals begonnen hatte: klaustrophobische Träume, ein Gefühl drohenden Unheils und dann, mit einem verzweifelten, keuchenden Luftholen, das erlösende Erwachen.
    In der Dunkelheit kämpfte sich Jean-Luc Picard aus dem Bettlaken frei und stand auf. Es kam ihm so vor, als habe er dergleichen schon unzählige Male getan: sich aus dem Griff eines fernen Schreckens gelöst und sich dann blind aber mit traumwandlerischer Sicherheit seinen Weg durch den unbeleuchteten Schlafraum gebahnt.
    Er betrat den Waschraum und hielt vor dem Spiegel inne. »Licht«, befahl er mit rauer Stimme, und das Licht ging an.
    Er zuckte zusammen, als er im Schein des Leuchtstofffeldes sein Spiegelbild erblickte. Einerseits sah er aus wie immer: glattrasiert, mit markanten, hageren Zügen und schimmerndem, kahlem Schädel. Und doch war etwas auf subtile Weise anders, auf subtile Weise falsch. Sein Blick fuhr suchend über sein gespiegeltes Ich, forschte nach Gründen für das unbestimmte Gefühl, dass er, nein, vielmehr seine ganze Welt, aus den Fugen geraten war.
    Unterhalb seines linken Wangenknochens zuckte ein Stück Haut. Die Bewegung war kaum wahrzunehmen. Picard packte die Ränder des kalten Waschtisches und beugte sich vor. Hatte er sich die Bewegung nur eingebildet? War sie ein Erzeugnis seiner Paranoia gewesen, ausgelöst von einem flüchtigen, halb vergessenen Traum?
    Nein. Der Muskel in seiner Wange zog sich erneut kurz zusammen, dann kräuselte er sich. Beunruhigt legte Picard eine Hand auf die Stelle und ertastete einen harten Gegenstand unter dem Fleisch, einen Gegenstand, der weder Zahn noch Knochen war, sondern sich irgendwie nicht menschlich anfühlte.
    Seine Finger zitterten, als er sie zurückzog, und er versuchte erfolglos, sie zu beruhigen. Der Gegenstand fing an, sich auszudehnen, drückte hart gegen die Innenseite seiner Wange, gleich der Faust eines Kindes, die sich ihren Weg durch seine Haut erzwingen wollte.
    Das Druckgefühl wurde immer stärker, bis es kaum noch zu ertragen war. Voller Grauen beobachtete Picard, wie sich seine Wange über jedes mögliche Maß hinaus dehnte, bis der harte, immer weiter wachsende Zylinder durch das Fleisch brach und sich aus seinem Körper hervorschob.
    Erstaunlicherweise floss kein Blut. Nur ein einzelnes, heißes Aufblitzen von Schmerz durchzuckte Picard. Ein schlanker, silbrig glänzender Arm trat hervor und reckte sich eine Handbreit in die Höhe, nur um wenige Zentimeter vor dem Spiegel inne zu halten. Es gab ein surrendes Geräusch, als ein winziger Servo das Ende des Arms öffnete und skelettartige Finger sichtbar wurden, rasiermesserscharfe, tödliche Finger, die dem einzigen Zweck dienten, zu greifen, zu töten, zu verwandeln …
    »Die Borg«, flüsterte Picard. Fragmente seines Traums kehrten schlaglichtartig zu ihm zurück: endlose Reihen metallischer, bienenwabenartiger Alkoven, in denen Assimilierte in geistloser Starre auf Befehle warteten; eine Operationskammer, von modernster Effizienz und doch grotesk mittelalterlich anmutend, an den Wänden künstliche Gliedmaßen, Augen, scharfe Sägen und brennende Laser aufgereiht; und das Allerschlimmste: die Königin selbst, nicht mehr als ein körperloser Kopf samt Schultern, ihre dunklen Lippen zu der boshaftesten Andeutung eines selbstgefälligen Lächelns leicht nach oben verzogen, ihre flüssigen schwarzbronzenen Augen voller Verheißung und Gefahr …
    Wir waren uns so nah, du und ich. Du kannst noch immer unser Lied hören.
    Nein! Nicht noch einmal. Nicht noch einmal!
    Schimmernde, metallische Finger klickten und bewegten sich nur Zentimeter von seinen Augen entfernt. Sie löschten sein Spiegelbild aus, dann seine Individualität. Picard sank auf die Knie, den Waschtisch noch immer fest umklammert. Diesmal war sein Schrei nicht lautlos …
    Das Geräusch – kaum mehr als ein gequältes Aufstöhnen – brachte ihn endgültig zu Bewusstsein. In dem kurzen folgenden Augenblick der Orientierungslosigkeit presste er seine Handfläche gegen die Wange, und zu seiner großen Erleichterung fand er dort nur menschliches Fleisch vor. Sein Atem ging flach und stoßweise. Er zwang sich dazu, langsam und tief ein- und auszuatmen und der Wirklichkeit zu erlauben, wieder die Herrschaft über ihn zu gewinnen.
    Er lag in seinem Bett, und es war Nacht an Bord der Enterprise . Diesmal war er wirklich erwacht.
    »Jean-Luc?« Eine sanfte, verschlafene Stimme erklang neben ihm, dann das Geräusch langer,
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