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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2
Autoren: Carla Berling
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oder Cola, sprachen leise, musterten Simone und Gerald mit distinguiert erhobenen Augenbrauen. Die Stimmen waren als gedämpftes Gemurmel zu hören, im Hintergrund lief eine Sprechgesang-CD.
    Gerald sah auf seine Uhr. »Wir sind viel zu früh! Bis die beiden kommen, dauert es noch fast eine Stunde.«
    »Macht nix, dann gucken wir uns so lange ein paar vornehme Hamburger an«, sagte Simone. Sie unterhielten sich über das fröhliche Naturell der Rheinländer und die spröde wirkenden Norddeutschen und beobachteten die Ankommenden. Simone war in ihrem Lederrock, der kaum breiter als ein Gürtel war, ihrer Lederkorsage und den Overknees mit den hohen Absätzen angemessen, wenn auch ein bisschen uniform gekleidet. Sie wusste nicht, ob es am Schwarz lag, das hier alle trugen, oder an der knappen Auswahl der Materialien: Es gab nur Outfits in Lack, Leder oder Latex. Gerald fiel in seinem schwarzen Anzug mit weißem Hemd aus der Rolle.
    »Was machen wir, wenn die beiden uns zu blöd sind? Können wir sie einfach stehen lassen, wenn wir keine Lust auf sie haben? Ich bin so gespannt!«
    »Dann trinken wir was mit ihnen und fertig! Muss ich dir etwa erklären, wie man sich bei einem Date verhält?« sagte er spöttisch. Simone schüttelte den Kopf und ging nicht weiter auf seine Bemerkung ein.
    Das Paar, mit dem sie sich hier verabredet hatten, kam aus Kiel. Klara und Willi hatten sich im Forum als erfahrene SMler mit eigenem Spielkeller vorgestellt. Als »Sub Kriemhild« und »Dom Siegfried« suchten sie ein Paar als Spielpartner; man wollte sich in der »Villa Dolorosa« kennen lernen. Wenn die Chemie passte, durfte es später mehr sein. Das »Mehr« wollten sie dann vis-à-vis besprechen, so war es in den Mails, die sie über das »Harte-Liebe-Forum” ausgetauscht hatten, verabredet.
    Simone und Gerald tranken ihr zweites Glas Sekt, als Klara und Willi ankamen. Klara war eine dürre Blondine mit aufwändiger Hochsteckfrisur und prallen Lippen, die pink glänzten. Sie stöckelte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und flötete: »Süüüüüße! Da bist du ja! Ich hab dich sofort erkannt! Du siehst viiiiel besser aus als auf dem Foto!« Dann fiel sie Simone um den Hals, als wären sie seit Jahren innig befreundet. Klaras Korkenzieherlocken waren steif von Haarspray und kratzten Simone, als Klara sie rechts, links und wieder rechts neben den Wangen in die Luft küsste. Dabei klimperten etliche silberne Armreifen an ihren Handgelenken. Sie wandte sich Gerald zu und hielt ihm die Hand hin, dabei knickste sie wie ein Schulmädchen und schlug kokett die Augen nieder. Gerald hatte sich erhoben, sein Sakko zugeknöpft und deutete formvollendet einen Handkuss an.
    Jetzt trat »Dom Siegfried« alias Willi einen Schritt vor. Er wog mindestens 130 Kilo, überragte Gerald um mehr als einen Kopf und hatte eine spiegelblanke Glatze. Meister Propper!, dachte Simone und musste grinsen, als sie ihm die Hand gab. Klara legte ihre Hände hinter den Rücken und wippte auf den Zehenspitzen. »Tja. Da sind wir. In voller Schönheit.« Sie kicherte.
    Klara trug einen Minirock, der über den Rändern ihrer Nylons endete. Es waren echte Nylons, Simone sah es an den ausgebeulten Knien. Die Pumps erkannte Simone sofort: Sie stammten aus der vorvorletzten Deichmann-Kollektion und hatten ein auffälliges schwarz-weißes Pepitamuster. Klaras Oberteil war ein grobmaschiges Hemdchen, das mit silbernen Perlen bestickt war. Die langen Warzen ihrer Brüste hatten sich durch die Maschen gebohrt und wirkten auf Simone wie die Loriot’sche Nudel: Sie konnte nicht wegsehen. Im Augenwinkel sah sie, dass es Gerald ebenso ging, er ließ kaum den Blick von Klaras Nippeln.
    Willi bestellte eine Flasche Sekt. Als er begann, von seiner Mitsubishi-Vertretung am Kieler Stadtrand zu erzählen, piekste Klara ihn mit dem Zeigefinger die Seite: »Aber das interessiert doch keinen, Meister!« Dann wandte sie sich Simone und Gerald zu: »Es ist ja gut, dass er mit den Autos so viel Geld verdient und ich mir den Luxus erlauben kann, als privilegierte Hausfrau meinen Hobbys nachzugehen!« Bei dem Wort »Hobbys« zwinkerte sie Gerald zu. Simone war klar, welches Hobby die dürre Blondine meinte. Gerald schien die Plattheit ihrer Worte nicht zu bemerken, er grinste weiter Klaras Nippel an. Willi begann ein Gespräch über SM im Internet, und sie unterhielten sich über Fluch und Segen des Mediums.
    »Unverzichtbar! Unverzichtbar!«, rief Willi. »Noch vor zehn Jahren haben wir im
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