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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling
Autoren: C.J. Cherryh
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es sich, und was andere davon hielten, kümmerte Taylor nicht. Für ihn bedeutete es nur eines: daß nun der Austrittspunkt erreicht war. Vor seinem Gesicht faltete sich die Zeit zusammen. Zuversichtlich langte er hinaus durch den Raum in Richtung auf T-230.
    Er war ein erstklassiger Pilot. Die Drogen im Blut verhalfen ihm zu einer extrem spezifischen Konzentration und zu einer vollkommen abstrakten Einschätzung der Daten, die er über Augen und Ohren wahrnahm. Er hätte die Phoenix ins Herz der Hölle gesteuert, wären ihm vom Computer entsprechende Koordinaten übermittelt worden. Doch worauf er nun einschwenkte war T-230.
    Er war der einzige an Bord, der spürte, daß für das Schiff, obwohl es weiterraste, die Zeit stehenblieb.
    Sein Herz pochte in Realzeit. Die Augen fixierten den Monitor, beschrieben mit rot leuchtenden Zeilen. Doch dann brachen diese Zeilen, hypothetisch geworden, unvermittelt ab; statt dessen blinkten Punkte auf, bis auch die im schwarzen Hintergrund des Bildschirms verschwanden. Und wie ein unumgängliches Gottesurteil stand nun darauf in rot leuchtenden Buchstaben geschrieben: ZIELPUNKT-FEHLER.
    Der Puls beschleunigte sich. Taylor langte zum Unterbrecherschalter ABORT und fühlte die Tastenmulde unter der Fingerspitze. Ihm wurde schwarz vor Augen. Aus dem Dunkel glimmte ihm nur diese eine Fehlermeldung entgegen. Er spürte kaum den Tastenwiderstand, als er spontan den Unterbrecherschalter drückte. Im Unterschied zum Computer wußte er unterschwellig um diese schiere Notwendigkeit.
    Ausstieg aus dem laufenden Programm.
    Schwarzer Bildschirm.
    Z IELPUNKT - FEHLER .
    Gott hielt keine weiteren Daten parat.

II
     
    Es tönte aus sämtlichen Lautsprechern: Dies ist kein Probealarm. Computerfehler. Dies ist kein Probealarm…
    McDonough stand der Schweiß auf der Stirn. Unablässig stach er auf die Kom-Taste ein, um mit Taylor in Verbindung zu treten. Alle Monitore waren wie leergefegt.
    Dies ist kein Probealarm…
    Die Abort-Funktion war ausgelöst worden. Zur Rettung der Phoenix. Die Geschwindigkeit riß ab ohne Rücksicht auf die zerbrechlichen Knochen der Besatzung.
    Automatisch bootete sich der Zentralcomputer neu hoch, stellte die Vernetzung zu den wichtigsten Terminals wieder her. Nach mehreren vergeblichen Anläufen kamen auf McDonoughs Bildschirm Daten zum Vorschein.
    Im Radarmonitor nahm der Stern Gestalt an.
    Nein, zwei Sterne: der eine bläulich weiß, der andere blaßrot. McDonough saß wie versteinert vor dem Schirm, der den Kurs der Phoenix vorzeichnete. Sie trieb auf die weiße, nukleare Hölle zu.
    »Wo sind wir?« wollte jemand wissen. »Wo sind wir?«
    Für den Navigator klang die wiederholte Frage wie ein Vorwurf. Sie schlug ihm auf den Magen, der ohnehin arg strapaziert war. Er blickte zum Piloten hin in der Hoffnung, daß er eine Antwort geben könnte. Doch Taylor starrte unverwandt auf seinen Monitor und rührte keinen Finger.
    »Inoki«, sagte McDonough. Aber der Copilot hatte offenbar die Besinnung verloren, wenn nicht mehr.
    »Greene soll kommen. Greene und Goldberg, hoch zur Kommandobrücke!« Das war die Stimme LaFarges; der Senior-Kapitän rief die beiden Ersatzpiloten über Lautsprecher zu sich.
    McDonough spürte, wie ihm die Glieder zu zittern anfingen. Hatte LaFarge womöglich vor, die gesamte Besatzung auszutauschen? fragte er sich. Das käme seinem Wunsch entgegen, sich in die Koje zu werfen und abzuschalten. Andererseits drängte es ihn zu erfahren, was es mit diesem binären Sterngebilde auf sich hatte, wo sie sich befanden und welcher Fehler ihm womöglich anzukreiden war. Die ihm per Kanüle verabreichten Nährstoffe verursachten Übelkeit, verstärkt durch den Anblick, den er vor sich hatte. Auf Optik und Roboter war doch Verlaß. Die Instrumente konnten sich nicht irren.
    »Sir?« Karly McEwan saß neben ihm. Sie, die Nummer zwei der Navigationsstation, zitterte wie er und war ebenso benommen. Dennoch, sie hatte die Zähne zusammengebissen und hackte auf ihrer Tastatur herum, wild entschlossen, dem Chaos Sinn zu entnehmen. »Sir? Auf Default gehen, Sir?«
    »Ja, fürs erste«, murmelte er unwillkürlich. Es war, als antwortete eine höhere Gehirninstanz, denn sein Bewußtsein funktionierte im Augenblick auf niedrigerem Niveau. Die Bemerkung ›fürs erste‹, als Ausdruck für Vorsicht gemeint, traf auf seine zweifelnde Intelligenz wie ein Orakel des Untergangs. »Spektralanalyse, Station zwei und drei. Kartenvergleich, Station vier. Station fünf:
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