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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling
Autoren: C.J. Cherryh
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Partner standen in Gruppen eng beieinander. Neill hielt Miyume Little an der Hand; ihre war kalt, seine schweißnaß.
    Er hätte sie gern beruhigt mit dem Hinweis darauf, daß da oben womöglich irgendeine Show vorbereitet wurde zur Feier der Ankunft in ihrer neuen Heimat.
    Vielleicht hatte man eine Menge zu tun, so daß auf der Brücke niemand auf den Gedanken kam, die Passagiere zu informieren. Vielleicht galt es, die Flugbahn innerhalb des Systems zu bestimmen oder die Bedingungen vor Ort abzuchecken. Womöglich würde man sie gleich auffordern, die Gurte anzulegen, damit die Phoenix auf Kurs gebracht werden könnte. Neill hatte in der Lounge einen Kollegen von dieser Möglichkeit sprechen hören. Hoffentlich war dem so.
    Leider sprach alles dafür, daß die Phoenix tatsächlich in Schwierigkeiten steckte. Trotzdem, es wäre verfrüht, in Panik zu geraten. Die Crew tat ihren Job; sie würde schon die richtigen Entscheidungen treffen und sich insbesondere davor hüten, durch irgendwelche voreilige Meldung Unruhe zu stiften, sei’s durch Schönrederei oder durch Vorbereitung auf den schlimmsten Fall.
    Alberne Sorgen. Roboter waren hier gewesen und hatten die Position von T-230 mit absoluter Sicherheit festgestellt. Die Crew der Phoenix bestand aus handverlesenen Experten mit großer Erfahrung; und das Schiff selbst hatte fünf Jahre lang als Handelstransporter gedient, bevor es umgerüstet worden war für die laufende Mission. Die UN-Regierung hätte gewiß nicht Milliarden investiert in ausrangiertes Material oder in eine untaugliche Crew, die ihr Schiff in einen Stern hineinfallen ließe.
    Nein, eine solche Katastrophe war bestimmt nicht zu befürchten, weil viel zu unwahrscheinlich.
    Neill verstand sich darauf, Pusher und Schürfmaschinen in alle Einzelteile auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Was an einem Pionierschiff kaputtgehen konnte, wußte er als Mechaniker mit Geschick und Schraubenzieher wieder hinzubiegen. Aber von den Antrieben der Phoenix, den Aggregaten, die im Hyperraum zur Wirkung kamen – davon verstand er nicht die Bohne.
    Plötzlich verschwand die Order, wonach ein jeder in Bereitschaft zu stehen hatte. Statt dessen zeigte sich auf dem Bildschirm ein Ausblick auf die Sphäre. Allgemeines Aufatmen war zu vernehmen. Doch bevor sich Erleichterung breitmachen konnte, schlug eine Handvoll von Technikern Alarm. Sie standen in der Mitte des Raums und waren sichtlich verstört. »Das kann doch nicht wahr sein«, hieß es. Oder: »Wo zum Teufel sind wir?« Miyumes Hand klammerte sich fester um die von Neill.
    Alles starrte auf den hellweiß strahlenden Ball. Miyume hielt ihn für einen Stern, doch die Techniker schüttelten den Kopf. Auch Neill konnte sich keinen Reim machen auf die rote Glut am Rand des Bildausschnitts.
    »Das ist kein G5er«, bemerkte einer. »Das ist ein verdammter Doppelstern.« Und als jemand wissen wollte, was das zu bedeuten habe, herrschte er ihn an: »Tust du so, oder bist du bist so blöd? Wir sind nicht da, wo wir hätten rauskommen sollen!«
    Neill verstand von alledem kein Wort; was er hörte, ergab für ihn keinen Sinn. Miyume zeigte sich verängstigt. Andere versuchten zu beruhigen, doch der eine, der Bescheid zu wissen schien, brüllte alles nieder:
    »Wir sind total vom Schuß gekommen! Das da ist kein G5er, geschweige denn der, zu dem wir hinwollten.«
    »Und wo sind wir dann?« fragte Miyume; es waren die ersten Worte, die sie sagte. Keiner wußte eine Antwort, am allerwenigsten Neill. Er konnte nicht glauben, daß T-230 verfehlt worden war. Nach allem, was er von der Raumfahrt und den Gesetzen der Physik wußte, behielt ein Schiff die Richtung bei, die es eingeschlagen hatte. Oder etwa nicht? Das Ziel wird anvisiert, ein entsprechendes Feld aufgebaut, und ab geht’s, und wenn genug Treibstoff vorhanden ist, kommt man auch da an, wo man ankommen will.
    Doch allmählich nahmen selbst bei ihm die Zweifel Überhand. Kann es sein, daß wir über das Ziel hinausgeschossen sind? Wenn ja, um wieviel? Wie weit könnte die Treibstoffmenge maximal reichen?
    »Hier spricht Kapitän LaFarge…«
    Ein Rundruf. Aufgeregt versuchte jeder, den jeweils anderen zur Ruhe zu bewegen.
    »… unglückliche Umstände…« Die Worte gingen unter im allgemeinen Lärm. So sehr er sich auch anstrengte, Neill verstand nicht, was der Kapitän sagte. Miyumes Fingernägel krallten sich in seine Hand. »Still jetzt!« brüllte sie aus vollem Hals, was gleichzeitig mehrere
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