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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs
Autoren: Walter Farley
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Flug im Orkan

    Das Transatlantik-Flugzeug zog seine Bahn durch die Nacht. Ein furchtbares Unwetter tobte, der Wind heulte, es goß in Strömen. Weder die Sterne über den Wolken oben, noch die aufgewühlten Wogen des Ozeans unten waren in der undurchdringlichen Finsternis zu sehen. Unermüdlich, doch vergeblich, blinkten die roten und grünen Positionslichter des Flugzeugs. Die vier starken Motoren arbeiteten mit höchster Kraft, um im Toben der Elemente zu bestehen.
    Plötzlich stieß der Orkan die Maschine in ein Luftloch. Nach einer gewaltigen Erschütterung konnte sie abgefangen werden und flog in der tieferen Region kurze Zeit ruhig, bis der immer tollere Sturm sie erneut packte und schüttelte. Blitze zuckten; das schöne, aber beängstigende Elmsfeuer erhellte gespenstisch die Nacht, und man konnte die Inschrift zu beiden Seiten des Rumpfes erkennen: Bermuda-Transatlantik-Transport. An den senkrecht stehenden Flossen des Leitwerks waren in Lapidarschrift die Initialen BAT und die Zahl 29167 angebracht.
    Bis jetzt hatte die sturmerprobte Maschine alles ohne Beschädigung überstanden; aber der Flugkapitän murmelte grimmig: „Noch ein paar solche Stöße wie die beiden letzten, und wir gehen unweigerlich baden...“ Er und seine Besatzung waren harte Männer, die bereits hundertsechsundzwanzigmal zusammen den Südatlantik von Portugal über die Kap-Verdischen-Inseln nach Trinidad, Puerto Rico und, falls es die Fracht erforderte, nach New York überquert hatten.
    An seinen Sitz zur Rechten des Kapitäns angeschnallt saß der Copilot, die Hände an den Kontrollhebeln, um das Flugzeug gerade zu halten. „Ich kann die Stöße noch eher ertragen als das Feuer. Das habe ich nie gemocht“, erwiderte er bedrückt.
    „Dabei ist gerade das Elmsfeuer harmlos!“ gab der Kapitän zurück. „Wenn es nichts weiter zu überstehen gäbe als das, wäre mir wohler!“
    „Ich weiß. Und trotzdem...“ Der Copilot beendete den Satz nicht; das Feuer war erloschen.
    „Unser guter alter Schlitten wird durchhalten, wir sind schon in mancher Bedrängnis gewesen“, sagte der Kapitän zuversichtlich.
    Für kurze Zeit drehten sich die Propeller in ruhiger Luft, und die Zeiger auf dem Armaturenbrett tanzten nicht mehr wie wildgewordene Teufel. Der Kapitän benutzte die Atempause, um zuerst die eine, dann die andere Hand für einen kurzen Moment vom Steuerknüppel zu nehmen und seine Handflächen trocken zu reiben. Die Wettervorhersage hatte Regen und Wind prophezeit, aber kein Unwetter. Nicht selten hatte er erlebt, daß sich die Meteorologen geirrt hatten, aber in so katastrophalem Ausmaß noch nie.
    Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, als die Hölle auch schon Wieder begann. Die Maschine schoß mit der Nase so schnell in ein Luftloch, daß den Insassen schwindlig wurde. Schweißgebadet arbeiteten Kapitän und Copilot an der Steuerung, um das Flugzeug wieder gerade zu richten. Der Sturm schien mit ihnen Fangball zu spielen, schob sie auf und nieder, vor und zurück. In den Tanks war höchstens noch für zwei Stunden Treibstoff. Vergeblich versuchte der Copilot, die nächste Wetterstation anzurufen. Er gab das Notzeichen: „Mayday, Mayday, Mayday... Hier ist Maschine BAT 29167... Wir sind in einen Wirbelsturm geraten... Bitte melden Sie sich, wenn Sie uns hören... Mayday... Mayday...“
    „Unser Treibstoff reicht jetzt höchstens noch für eine Stunde“, sagte der Kapitän nach einer Weile heiser. „Ich glaube, es ist an der Zeit, die Passagiere vorzubereiten.“
    Der Copilot schnallte seinen Sicherheitsgurt ab. „Zur Rettung des Frachtgutes können wir leider nichts tun“, sagte er leise.
    „Ich finde es rührend, daß du an die Fracht denkst, wo du wahrscheinlich bald um dein eigenes Leben kämpfen mußt“, knurrte der Kapitän.
    „Es handelt sich nicht um lebloses Gut...“
    „Schwimmwesten für Pferde sind nun mal noch nicht erfunden...“
    „Es sind sehr kostbare Pferde“, gab der Copilot mit belegter Simme zurück, „besonders um das eine würden sehr viele Menschen trauern — um den berühmten Rapphengst Blitz...“
    Er öffnete den schwarzen Vorhang, der das Cockpit von der Mannschaftskabine trennte. Der kleine, durch die Nähe der Motoren sehr laute Raum enthielt nur das Nötigste für die Besatzung, drei Pritschen, eine Waschgelegenheit. An der Decke war das zusammengefaltete Rettungsboot aus Gummi befestigt, daneben hingen drei gelbe Schwimmwesten. Eine Tür führte von hier aus in die Passagierkabine,
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