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Der erste Tag

Der erste Tag

Titel: Der erste Tag
Autoren: Eden Bell
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Lied vertieft, das ich aus der Fernsehserie „Wolf’s Rain“ kannte. Ich huschte in die Finsternis. Wenn ich etwas gelernt hatte in der kurzen Zeit als Blutsauger, dann war es flink und lautlos zu sein. Ich ertastete die Wände der Höhle und war dankbar für meinen geschärften Sehsinn, der gerade in der Nacht großartige Dienste erweisen konnte. Ich merkte, dass der Gang niedriger wurde. Ich hatte so große Angst, doch diese trieb mich an. Ich schürfte mich an den Fußsohlen leicht auf, als aus der Erde ein paar kantige Felsbrocken herausragten. Verflucht! Ich durfte mir keine Fehler erlauben.
      Wie lange würde es dauern, bis die Elfen mein Verschwinden bemerkten?
      Adrian, du gottloser, trauriger Vampir! Ich werde vermutlich durch deine Hände sterben, aber ich werde mich dir nicht willen- und tatenlos ausliefern. Ich mag zwar nicht der stärkste, geschickteste und schnellste deiner Art sein, aber ich werde nicht aufgeben.
      Ich hörte Wasser auf Stein tropfen. Alles war grau in schwarz, es roch aber bereits nach Bä umen, von weither drang Luft in die Höhle. Ich beschleunigte mein Tempo. Wo auch immer der Ausgang war, ich wollte Elias den Brief bringen und dann würde ich laufen, so wie ich noch nie in meinem Leben gelaufen war. Die Nacht würde mir zwar keinen Schutz vor meinem Peiniger schenken, aber dafür neue Hoffnung. Auf ein Wunder.
      Plötzlich hörte ich ein Bellen. Obwohl es eher eine Mischung aus Brüllen und Winseln war. Was war hier los? Weder Blutsauger noch Nachtelfen machten solche Geräusche.
      Hätte ich geahnt, was mir nun auf den Fersen war, hätte ich vermutlich aufgegeben. Meine Phantasie malte Bilder zu den Lauten. Das konnten unmöglich gewöhnliche Hunde sein.
      In meiner Hast stolperte ich, versuchte Halt zu bekommen und fiel hin. Der Aufprall war nicht schlimm, weil ich in einer Wasserlache landete. Beim Aufstehen erkannte ich, dass es ein Bach war, der immer breiter wurde und mehr und mehr Wasser führte. Vielleicht war dies meine Au ssicht auf Rettung. Ich war immer ein guter Schwimmer gewesen. Im Laufen landete mein nächster Schritt im Nichts. Ich stürzte, versank, ging unter. Ich hatte übersehen, dass ich bereits am Ende der Höhle war und dass aus dieser ein kleiner Wasserfall ins Freie schoss. Ich strampelte unbeholfen, wohl wissend, dass mein Fall nicht ohne Folgen bleiben würde. Im Fallen spürte ich leichten Nieselregen und ich war dankbar, dass ich nun zumindest keine Angst mehr vor der Sonne haben musste.
      Wie ein Blitz schnitt der brennende Schmerz in Knochen und Fleisch. Selbst in meinem Kopf brodelte es vor Druck. Schwarz, überall nur schwarz. Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich überhaupt etwas sehen konnte. Ich war in einem Teich gelandet, der zwar nicht tief war, der aber genug Wasser hatte, um meinen Sprung etwas aufzufangen. Erst jetzt sah ich die Seile, die an der Felswand befestigt waren.
      Oh ja, an den Seilen herunter zu klettern wäre bestimmt weniger schmerzhaft gewesen. Doch ich wäre bei weitem nicht so schnell gewesen. Ich lachte wie ein Irrer. Ich musste weiter, alles andere war egal. Das Heulen wurde lauter und wurde von einem markerschütternden Schrei übertönt. Ich tauchte unter, versteckte mich zwischen Sträuchern und Schilf. Denn ich sah am Felsvorsprung drei Gestalten auftauchen. Adrian und zwei Kreaturen, wie ich sie mir in meinen schlimmsten Albträumen nie vorgestellt hatte. Ich hatte mal vor Jahren ein Buch über die Wilde Jagd gelesen, wo Höllenhunde ihren Anführer Arawn begleiteten. Je näher ich hinsah, desto tiefer tauchte ich ins Wasser. Genau so sahen diese Untiere aus. Wie Höllenhunde. Sie waren so groß, dass sie Adrian bis zur Brust reichten.
      Oh
      mein
      Gott.
      Die Köpfe der Hunde waren fleischig und entstellt, ihre Mäuler riesig, die Zähne lang und spitz. Diese Bestien waren muskulös und bebten vor Jagdlust. Ihr schwarzes Fell war teilweise so blutig, dass ich den Lebenssaft bis nach unten riechen konnte. Adrian bewegte seinen Kopf ruckartig in alle Richtungen, er suchte meine Fährte.
      Eine kindische Überzeugung sagte mir, dass ich noch immer einen Vorsprung hatte, weil Adrian bestimmt die Seile nehmen würde. Wie sehr ich mich doch täuschte! Bevor Adrian mit seinen Höllenhunden zum Sprung ansetzte, tauchte ich ins kühle Nass und folgte schwimmend, voller Angst, dem Wasser, das in einen kleinen Fluss mündete.
     
    Fortsetzung folgt …
     
     
     
     
     

 
    Interviewer:
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