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Der erste Tag

Der erste Tag

Titel: Der erste Tag
Autoren: Eden Bell
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ist kein Abschied, es ist ein Neuanfang. Du bist so vieles und ich bin so stolz auf dich. Fass dir ein Herz und schau nach vorne. Wir werden immer Freunde sein, komme was wolle.
     
      Holbe spähte durch den Türspalt. „Wollte dir nur deine Sachen bringen.“
      Er überreichte mir meine Kleidungsstücke und schaute mir nur kurz in die Augen.
      „Danke. Wie menschlich, dass ich die Kälte noch immer wahrnehme…“ Ich verzog meine Lippen nur schwach, beim Versuch zu lächeln.
      Holbe berührte sich mit der rechten Hand im Nacken. „Was geht g erade in dir vor?“
      Ich blickte auf das Blatt Papier und schwieg kurz. „Nichts. Das muss jetzt wohl der berühmte Schock sein, von dem man redet, wenn man etwas sehr Schlimmes erlebt.“
      Holbe wandte sich um und ging, vorher formte er mit den Lippen die Worte „Es tut mir leid.“
      Ich nahm den Bleistift und schrieb weiter.
     
      Alles, was mit mir geschehen ist, habe ich mir selbst zuzuschreiben und ich bin nicht Opfer eines Gewaltverbr echens geworden. Ich bin nicht weggegangen aus Trotz, bin nicht angegriffen oder entführt worden, ich habe eine sehr düstere Seite in mir entdeckt und begonnen sie auszuleben. Ich weiß (hoffe), dass du mir eines Tages vergeben wirst. Bitte erzähl niemandem von diesem Brief, es ist leichter und besser so. Auch Hannah soll nichts darüber wissen. Das Leben aller wird ruhiger verlaufen, je weniger sie über meinen Verbleib wissen. Hannah wird dich verstehen, wenn du dir eine Auszeit nimmst oder irgendwo anders einen Neubeginn wagst. Sie ist ein Mensch, wie es ihn nur selten gibt, die Verbindung zu ihr wird immer bestehen.
      Ich habe keine Angst und du solltest ebenso keine haben.
     
    Hier hielt ich inne. Das war eine Lüge.
     
      Okay, das stimmt nicht ganz. Ich habe Angst, aber wenn du auf dein Herz hörst, weiß ich, dass du nicht an mir und meinen Worten zweifelst. Das hast du nie. Dafür danke ich dir.
      Dein bester Freund Jakob
     
    Ich kleidete mich an, faltete den Brief zusammen und steckte ihn in meine Hosentasche. Ich wunderte mich darüber, dass ich etwas ruhiger geworden war. Resignierte ich? Ich ging aus dem Raum und beobachtete die drei Elfen, die mit Lesen und einem Kartenspiel beschäftigt waren. Ich schaute auf die rechte Seite des Ganges, die aus der kein Licht kam. Was konnte ich wirklich tun? Nur warten? Auf Adrian und den Tod?
      Ich setzte mich noch einmal an den kleinen Tisch und begann die restlichen leeren weißen P apierseiten mit meiner Geschichte zu füllen. Ich wusste nicht so recht, ob das noch sinnvoll war, aber es gab mir komischerweise Hoffnung.
      Was war der Unterschied zwischen Sterben und Sterben? Ich hatte mein irdisches Leben ja b ereits beendet, vielleicht lag zwischen dem Vampirdasein und dem endgültigen Aus gar kein so großer Abgrund. Was würde ich am meisten vermissen? War es die Musik oder waren es doch Bücher? Oder die Filme, die mir so manch einsamen Abend versüßten?
      Ich schrieb und schrieb, setzte damit den Faktor der Zeit außer Kraft. Als Eskar mich unte rbrach, war ich so abwesend, als hätte ich einen Tagtraum gehabt.
      „Du hast noch eine Stunde, Jakob“, sagte er.
      Ladies und Gentlemen, unser Star wird noch für ein paar Songs das Publikum begeistern, danach wird er die Bühne für immer verlassen.
      Ich dachte an eine Band, deren Musik ich viele Jahre sehr verehrt hatte. Slipknot. Die hatten doch einen Song, der „Wait and bleed“ heißt. Wie sarkastisch. Oh ja, bluten werde ich. Ich stand auf, Eskar ging. Ich sah ihn im Augenwinkel verschwinden.
      „Er wird dich bis ans Ende der Welt jagen und dich dann dort umbringen.“ Eskars Worte hallten in meinen Gedanken nach. Sie fraßen mich langsam auf. Wenn das stimmte, dann wäre es egal, was ich nun tat. Selbst wenn ich floh, so würde ich bestenfalls ein oder zwei Nächte überleben. Adrian würde die Verfolgung aufnehmen, meinen Spuren folgen und mich killen wie ein Jäger, der seine Beute erlegt. Und ich Dummkopf war dabei gewesen, tiefe Gefühle für ihn zu entwickeln!
      Ich entdeckte eine Nische in der Wand, die ich als geeignetes Versteck für meine beschriebenen Blätter erachtete.
      Ich wollte nicht mehr untätig herumsitzen. Wenn es noch eine Stunde bis zur Dunkelheit war, so müsste die Sonne bereits langsam untergehen. Hatte ich eine Chance, wenn ich jetzt den zweiten Ausgang der Höhle suchte und rannte, so schnell meine Beine mich trugen? Die Nachtelfen waren in ein
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