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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land
Autoren: Jonathan Maberry
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Weil Benny Imura es in keinem Job lange aushielt, verlegte er sich aufs Töten.
    Er trat damit in das Familienunternehmen ein. Dabei mochte er seine Familie eigentlich gar nicht – womit sein älterer Bruder Tom gemeint war – und noch weniger gefiel ihm die Vorstellung, in ein »Unternehmen« einzutreten. Oder überhaupt zu arbeiten. Das Einzige an der ganzen Sache, was sich wenigstens nach ein bisschen Spaß anhörte, war das Töten.
    Getan hatte er es noch nie. Sicher, er hatte Hunderte von Simulationen im Sportunterricht und bei den Pfadfindern absolviert, doch richtiges Töten erlaubten sie einem dort nicht. Nicht, bevor man 15 wurde.
    Â»Warum eigentlich nicht?«, hatte er einmal seinen Gruppenleiter gefragt, einen Fettsack namens Feeney, der früher Wetteransager beim Fernsehen gewesen war. Benny war zu der Zeit elf Jahre alt und ganz besessen von der Zombiejagd gewesen. »Wieso lasst ihr uns nicht ein paar echte Zombies fertigmachen?«
    Â»Weil man das Töten von seiner Familie erlernen sollte«, erwiderte Feeney.
    Â»Ich hab aber keine Familie«, konterte Benny. »Meine Mom und mein Dad sind während der Ersten Nacht gestorben.«
    Â»Oje. Tut mir leid, Benny, das hatte ich ganz vergessen. Aber andere Verwandte hast du doch, oder?«
    Â»Klar. Aber mein Bruder ist der Alleskönner Tom Imura und von dem möchte ich gar nichts lernen.«
    Feeney starrte ihn an. »Wow. Ich wusste gar nicht, dass du mit ihm verwandt bist. Er ist dein Bruder? Tja, da hast du deine Antwort, Junge. Keiner kann dir die Kunst des Tötens besser beibringen als ein Profikiller wie Tom Imura.« Feeney schwieg einen Moment und leckte sich nervös die Lippen. »Da du sein Bruder bist, hast du wahrscheinlich gesehen, wie er Zombies reihenweise niedergemacht hat.«
    Â»Nein«, erwiderte Benny total verärgert. »Er lässt mich nie zuschauen.«
    Â»Wirklich nicht? Seltsam. Na ja, bitte ihn darum, wenn du 13 wirst.«
    Benny hatte Tom an seinem 13. Geburtstag darum gebeten, doch sein Bruder hatte Nein gesagt. Wie immer. Kein Gespräch, keine Erklärung. Nur ein »Nein«.
    Das lag nun mehr als zwei Jahre zurück und mittlerweile waren sechs Wochen seit Bennys 15. Geburtstag vergangen. Ihm stand noch eine Galgenfrist von vier weiteren Wochen zu, um einen bezahlten Job zu finden, bevor die Stadtverwaltung seine Tagesrationen halbieren würde. Benny hasste diesen Zustand und falls ihm noch jemand einen Vortrag über die »Freiheit der 15-Jährigen« hielt, würde er einen Schreikrampf bekommen. Genau wie er es hasste, wenn die Leute jemanden schwer arbeiten sahen und dann so einen Mist erzählten wie: »HeiligerStrohsack, der haut ja rein, als wäre er 15 und hätte nichts zu essen.«
    Als wäre das etwas, worüber man froh sein könnte. Oder worauf man stolz sein sollte. Sich den Rest des Lebens den Arsch aufzureißen. Was daran Spaß machen sollte, konnte Benny beim besten Willen nicht erkennen. Gut, vielleicht war es ja irgendwie okay, weil er dann nur noch halbtags zur Schule gehen musste, aber beschissen war es trotzdem.
    Sein Kumpel Lou Chong meinte, es sei ein Zeichen von zunehmender kultureller Unterdrückung und die postapokalyptische Menschheit triebe allmählich auf einen neuen Sklavenstaat zu. Benny hatte keine Ahnung, was Chong damit meinte oder ob irgendeiner seiner Sprüche überhaupt je irgendeinen Sinn ergab. Dennoch nickte er zustimmend, weil Chong dabei immer so aussah, als wüsste er genau, was Sache war.
    Am Abend, noch bevor Benny seinen Nachtisch verputzt hatte, fragte Tom: »Falls ich mit dir darüber sprechen wollte, dass du dich dem Familienunternehmen anschließt, reißt du mir dann den Kopf ab? Wieder mal?«
    Benny starrte Tom giftig an und erwiderte laut und deutlich: »Ich. Will. Nicht. Im. Familien. Unternehmen. Arbeiten.«
    Â»Das heißt dann also ›Nein‹?«
    Â»Findest du nicht, dass es ein bisschen zu spät ist, mich dafür begeistern zu wollen? Ich hab dich zigmal darum gebeten …«
    Â»Du hast mich darum gebeten, dich mitzunehmen, wenn ich sie töte.«
    Â»Genau! Und jedes Mal, wenn ich es getan habe, hast du …«
    Tom schnitt ihm das Wort ab. »Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was ich tue, Benny.«
    Â»Ja, mag sein, und vielleicht hätte ich mich ja irgendwie mit dem Rest deiner Arbeit arrangieren
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