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Der erste Tag

Der erste Tag

Titel: Der erste Tag
Autoren: Eden Bell
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Naturgewalten. Ich weiß nicht mehr, wessen Zähne ich zuerst in meinem Fleisch spürte. Solche Dinge verschwammen. Ich wusste nur, dass die Nachtelfen von meinem Blut tranken, gierig und ungezügelt.
      Ich konnte nichts sehen. Es war stockfinster. Ich spürte, wie mich kräftige Hände hoch hoben und ans Holzkreuz stellten. Ich wurde gefesselt. Einer der drei Elfen zündete eine Kerze an.
      Eskar stand vor mir, seine rechte Hand berührte meinen linken Arm. Ich sah die Wunde zwischen Brustkorb und Bauchnabel. Es blutete aber nicht mehr.
      Die Stimme des Nachtelfen klang ruhig und belegt. „Wir wissen nicht, warum Adrian sich so daran erfreut, mit seinen Opfern dieses Spiel zu treiben, aber es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen. Ich möchte, dass du verstehst, worauf du dich eingelassen hast, daher hör jetzt gut zu. Adrian wird dich töten, wenn du ihn wiedersiehst. Du hast überhaupt keine Chance, zu entko mmen. Solltest du fliehen wollen, wird er dich bis ans Ende der Welt jagen und dich dann dort umbringen. Wir können leider nichts für dich tun, lediglich dir etwas Zeit verschaffen, ein Freundschaftsdienst, den wir nicht leisten müssten, der uns aber am Herzen liegt.“
      Ich schnappte nach Luft. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Ich konnte nicht sprechen.
      „Ich weiß, dass das jetzt ein Schock für dich ist, weil du erst dabei warst, dich über deine neuen Fähigkeiten, einen neuen Lebensabschnitt zu freuen. Die Stunden des Tages werden schnell vergehen, Adrian wird pünktlich mit Beginn der Nacht wieder hier sein“, fuhr Eskar fort.
      Ich zitterte. „Aber das ist doch unmöglich…“, stammelte und schluchzte ich. „Wenn er das wirklich vorhätte, dann wäre ich nicht mehr am Leben. Er hatte bereits zahlreiche Gelegenheiten. Ich glaube das nicht…“
      Eskar nickte verständnisvoll. „Adrian ist ein Sadist. Das gehört alles zu seinem perversen Spiel und glaube mir, du bist nicht der erste, mit dem er es spielt.“
      Ich weinte. „Was… was hat er vor?“
      Holbe trat an die Seite seines Gefährten. „Er wird dir alles Blut aussaugen, das jetzt noch durch deinen Körper fließt. Er ist der mächtigste aller Vampire. Sein Wille geschehe.“
      Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch völliger Irrsinn, wieso beteiligt ihr euch an diesem kra nken Spiel?“
      „Weil wir deine Seele brauchen, um zu existieren“, entgegnete Romo, der bis jetzt ganz still in einer Ecke gestanden hatte. „Und wir können die Seele nur jemandem rauben, der gerade eben gestorben ist. Deine Seele wird uns Nahrung für lange Zeit bieten. Du besitzt ein reines Herz, auch wenn Adrian es verpestet hat. Du hast einen starken Willen, wir zählen bereits die Stunden bis zu deinem Tod.“
      Mir wurde schwindlig. „Aber… Eskar hat vorhin gesagt, dass ihr mir helfen wollt!?“
      Eskar streichelte meine Wangen. „Wir erfüllen dir einen letzten Wunsch und beschützen dich bis die Nacht hereinbricht. Danach gehörst du ihm.“
      Wäre ich nicht ans Kreuz gefesselt gewesen, wäre ich umgekippt. Ich glaubte zu hyperventilieren. Romo berührte sanft meinen Brustkorb.
      „Aber ich habe die Möglichkeit zu fliehen, oder?“ Ich versuchte mich an jeden Hoffnung sschimmer zu klammern.
      „Ja, die hast du. Aber du wirst bei Tageslicht nicht weit kommen.“ Holbe verschränkte seine Arme. Er war wunderschön, und doch gab es in mir nichts mehr, das diese Schönheit genießen konnte.
      „Verdammt. Ich habe Angst!“ Ich schauderte vor Entsetzen und Panik.
      „Es wird nicht wehtun“, versuchte Romo zu trösten.
      Trotzig schaute ich ihn an, am liebsten hätte ich ihm vor Hohn und Hass ins Gesicht gespuckt. Romo öffnete meine Fesseln. Ich rannte zum Eingang der Höhle, stolperte, spürte beim ersten Lichtstrahl ein Brennen wie von tausend Nadeln gestochen auf meiner Haut. Ich taumelte zurück, fiel ins Dunkel.
      Ich erinnerte mich an mein menschliches Leben, an meine Eltern, den Hof, das Glück, das ich hatte und doch nicht zu schätzen wusste. Was war es nur, das mich dazu getrieben hatte, mich auf einen Fremden einzulassen? Auf seine Versprechen und Illusionen? War ich mit meinem kleinen, unscheinbaren, aber doch schönen Leben so unzufrieden, dass ich es mit einem einzigen Versprechen beenden wollte? Ich konnte es nicht wissen, was Adrians wahre Absichten waren, das sagte ich mir immer wieder.
      Ich war gefangen, so viel stand fest. Ich hatte, wenn es denn wahr war, was die
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