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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens
Autoren: Leo Lukas
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Traumangebot Nr. 484:
    Das Turnier
     
    »Bist du bereit?«, fragt der Weise. »Fühlst du dich stark genug? Beherrschst du die Griffe und Kniffe, die ich dir beigebracht habe?«
    »Ja«, sagst du. »Wie im Schlaf, alle sechsundsechzig.«
    »Das solltest du auch. Die Zeit des Übens ist vorbei. Der Kampf beginnt, und hast du einmal die Arena betreten, gibt es keinen Weg zurück. Alle müssen sterben, alle bis auf einen. Wirst du der eine sein?«
    »Ich werde mich bemühen, dir keine Schande zu machen.«
    »Um mich geht es nicht, Feuchtohr! Ein ganzes Universum steht auf dem Spiel. In wessen Hand es fällt, hängt einzig und allein von dir ab.«
    Dich schaudert.
    Du zweifelst, ob du dieser Verantwortung gewachsen bist, trotz der langen und umfassenden Ausbildung.
    »Schnür dein Bündel!«, sagt der Weise. »Wähle deine Waffen gut. Die Gegner sind Legion. Ihre Übermacht zu brechen, kann nur gelingen, wenn du die wenigen verwundbaren Stellen triffst. Ein Fehlschlag bloß, und alles war vergeblich.«
    Er ist fast nervöser als du. Kein Wunder, nun kann er nicht mehr korrigierend eingreifen.
    Sobald du die Laubhütte verlassen hast, bist du auf dich allein gestellt. Der Weise kann dich nicht begleiten. Er ist seit Äonen festgewachsen, tief im Waldboden verwurzelt.
    Einen Lidschlag später stehst du in der Arena. Dein erster Gegner reitet auf dich zu, die Laserlanze im Anschlag. Sein Streitross schnaubt und dampft, die Panzerplatten klirren.
    Du hingegen hast nicht einmal ein Maultier ... Im letzten Moment wirfst du dich zur Seite und entgehst den stählernen Hufen.
    Das Ross donnert vorbei und wendet in einer Staubwolke. Schon gibt ihm der Ritter die Sporen und setzt zur nächsten Attacke an.
    Er entsichert die Lanze. Ihre Spitze glüht giftgrün auf, und sie wird in deine Richtung geschwenkt.
    Noch im Abrollen hast du den Wurfstern gezogen. Du schleuderst ihn, den Schwung der Bewegung ausnützend.
    Der Stern fliegt auf den Ritter zu, auf den schmalen Augenschlitz in seinem Helmvisier. Er fliegt und fliegt, es kommt dir wie eine Ewigkeit vor.
    Der Ritter erkennt die Gefahr und hebt seinen Schild. Aber kurz bevor der Wurfstern auftrifft, verwandelt er sich.
    Die Zacken werden länger, schlanker, dünn und schnell wie ein Gedanke. Querverbindungen bilden sich.
    Ein Gewebe entsteht. Ein Netz, das Reiter und Ross umhüllt, einschnürt und zu Fall bringt.
    Du läufst hin. Ehe der Ritter sich befreien kann, erledigt dein Stilett den Rest.
    Dies ist kein glorreicher Sieg, unbestritten; doch nur das Weiterkommen zählt. Und du bist unverletzt und hast erst eine Geheimwaffe verbraucht.
    Der nächste Gegner ist gewarnt. Er wird nicht so leicht zu übertölpeln sein ...
    Beweise dich in einem Turnier der Superlative! Höchste Gefühlsintensität, äußerst befriedigende Teilerfolge bis hin zum großen Finale.
    Siegespreise frei wählbar: Prinz oder Prinzessin, treues Gefolge, säckeweise Gold und Schmuck, ertragreiche Herzogtümer ...
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    1.
    QIN SHI zeigt sein Gesicht
     
    Der Trauminduktor weckte Phaemonoe Eghoo zum programmierten Zeitpunkt, um exakt sieben Minuten vor fünf Uhr morgens.
    Sie fühlte sich ausgeruht und erfrischt, trotz der frühen Stunde. Kontrolliertes Träumen erleichterte auch den Übergang von der Schlaf- zur Wachphase.
    Allerdings konnte das Programm nicht verhindern, dass ein Hauch von Sehnsucht zurückblieb, ein zartbitterer Nachgeschmack: Enttäuschung darüber, wie ernüchternd flach und reizlos die Realität sich im Vergleich zu den Traumwelten ausnahm.
    Um diesen Nachgeschmack zu verscheuchen, gähnte Phaemonoe ausgiebig. Sie schnitt Grimassen, streckte sich und vollführte einige gymnastische Übungen.
    Dann stieg sie aus dem Bett. Im Appartement roch es bereits verlockend nach Frühstück. Die mit dem Induktor vernetzte Smartküche hatte Miso-Suppe, Grüntee, Spiegeleier und Amaranth-Toast auf die Sekunde genau zubereitet.
    Phaemonoe aß mit Genuss, jedoch hurtig. Wer einen Termin beim neuen Herrn der Welt hatte, kam besser pünktlich.
     
    *
     
    Man schrieb den 5. November 1469 NGZ. Sie arbeitete seit fast genau einem Monat als Regierungssprecherin für Marrghiz, den Sayporaner.
    Am 6. Oktober hatte er die Macht im Solsystem übernommen und Phaemonoe angeworben. Ob aus einer spontanen Regung heraus oder gemäß einem detaillierten Masterplan, hatte sie bislang nicht herausgefunden.
    Eher Letzteres, vermutete
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