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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens
Autoren: Leo Lukas
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traditionell eine florierende Lokalszene, wegen der guten Schnellverbindungen sowohl zum Crest Spaceport und zum Haupt-Flottenraumhafen am westlichen Ende als auch zum Universitätsviertel am gegenüberliegenden Abschnitt der Thora Road. In den zahlreichen Freizeiteinrichtungen mischten sich Studenten und Dozenten mit Raumsoldaten und außerirdischen Besuchern. Hier wurde Terrania seinem Ruf als intergalaktischer Schmelztiegel wahrlich gerecht.
    Auch dieser Teil der Metropole war von den Nachwirkungen der Versetzung des Solsystems in Mitleidenschaft gezogen worden. Mittlerweile spürte man zum Glück nicht mehr viel davon. Anzahl und Intensität der sonderbaren Phänomene hatten deutlich nachgelassen.
    Die Naturgesetze schienen sich wieder eingependelt zu haben. Und wenn man den Wissenschaftlern trauen durfte, war vorerst die Gefahr gebannt, dass weitere aus dem Kuiper-Gürtel und der Oortschen Wolke stammende Meteoritenbrocken auf die Erde stürzten.
    Es erfüllte Kornel Krisch mit einem gewissen patriotischen Stolz, wie flott das Solsystem mit den jüngsten Schicksalsschlägen zurechtkam. Die mysteriösen Kerle in den nagelförmigen Raumschiffen mochten die Sonne ausgeknipst haben – aber deshalb stürzten die Terraner noch lange nicht zurück in die Barbarei!
    Zwar hatte der so genannte Fimbul-Winter zu einer merklichen Reduzierung der Durchschnittstemperatur geführt, doch musste sich deswegen niemand vor einer Eiszeit fürchten. Der beim Lagrangepunkt L1 circa eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt stationierte, vom fliegenden Stützpunkt PRAETORIA kontrollierte Pulk aus 75 Kunstsonnen ersetzte zu einem beträchtlichen Teil die Strahlung Sols und lieferte Licht und Wärme für die jeweilige Tagseite.
    Wie die Regierung verlautbarte, lief die Produktion weiterer Kunstsonnen auf Hochtouren; neue würden bald die ursprünglich vom Mars und dem Saturnmond Titan abgezogenen ergänzen.
    Sogar einen dauerhaften Komplettausfall Sols sollten sie kompensieren können. Die Technologie war lange bekannt und erprobt, nicht zuletzt auf der Hundertsonnenwelt der Posbis.
    Die Photosynthese wurde also, wenngleich vorläufig auf eingeschränktem Niveau, aufrechterhalten, sodass die Nahrungskette nicht abriss. Auch sonst galt die allgemeine Versorgung als gesichert.
    Tatsächlich hatte Kornel kaum etwas von Engpässen bemerkt. Die Stammgäste im Café Triest mussten auf so gut wie nichts verzichten.
    Wie es aussah, würde der schon etwas wunderliche Herr Oberst weiterhin jeden Morgen seinen geliebten, »Mozartschale« genannten Kakao mit Rum schlürfen können ...
    Da zahlte es sich aus, dass die Notversorgung aller wichtigen irdischen Städte bereits in Vorbereitung auf die Erhöhung der Hyperimpedanz deutlich verbessert und nach der TRAITOR-Belagerung abermals ausgebaut worden war. Terrania verfügte über ein subplanetarisches Überlebenssystem. Die Energieversorgungsanlagen und Fabriken reichten bis in eine Tiefe von 3000 Metern hinab, die passiven Notanlagen sogar bis zur 5000-Meter-Sohle.
    Freilich trieben sich momentan irgendwo da unten auch die Nano-Maschinen der Sayporaner herum, die angeblich jederzeit ein verheerendes Erdbeben auszulösen vermochten. Die Bewohner von Terrania City lebten zurzeit quasi auf einem Vulkan, der jeden Augenblick hochgehen konnte.
    Und was taten sie angesichts einer solchen Bedrohung?
    Richtig: Sie tanzten.
     
    *
     
    Die gröbsten Schäden waren beseitigt, die Aufräum- und Wiederherstellungsarbeiten zu einem provisorischen Abschluss gebracht worden. Seitdem ging es in den Lokalitäten rings um das Café Triest tagtäglich höher her als an manchem Silvesterabend.
    Wer nicht um Tote trauerte, stürzte sich ins Vergnügen. Die Diskotheken und Gravobowlhallen platzten aus allen Nähten. Bars und Theater überboten einander von früh bis spät mit Live-Konzerten und Uraufführungen.
    In den diversen Themenrestaurants, vom hypermodernen »Micromolecular« über das Gatasische »Wo der Muurt murrt« bis zum pseudo-urzeitlichen »Zwiebus-Winkel« ergatterte man ohne Vorbestellung keinen Tisch respektive Felsblock. Eine Party jagte die andere.
    Menschen und Fremdwesen feierten, als gäbe es kein Morgen. Oder als wollten sie den Invasoren beweisen, dass sich Terraner garantiert nicht von ein paar dahergeflogenen, wenn auch noch so trickreichen Samtzungen unterkriegen ließen.
    »Da draußen ist die Hölle los, Herr Oberst. Man könnte geradezu sagen, entlang der Thora Road steppt der
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