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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Autoren: Joanne Bertin
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PROLOG
     
     
    Der Sturm war nun ganz nahe. Der Magier hörte das Donnergrollen und den aufkommenden Wind durch den nahen Pinienwald brausen. Leise singend kniete er vor dem Steinaltar und dem, was darauf lag, nieder. Dann nahm er seine silberne Kristallkugel und betrachtete das Geschehen, das sich in der zerfließenden schwarzen Tinte offenbarte.
    Er sah, daß die Barke zu schlingern begann, als die ersten Wellen gegen den Rumpf schlugen. An Bug und Heck flatterten die Seidenbanner im Wind. Obwohl die Farben gedämpft aussahen, wußte er, daß die Banner von königlichem Rot waren. Die Wellen stiegen höher, während das Wasser des Uildodd sich verdunkelte und den bleiernen Himmel reflektierte.
    Mehr … Nur ein wenig mehr …
    Jetzt!
    Eilig stellte er die Kristallkugel ab und nahm einen Dolch. Mit der freien Hand packte er den Haarschopf des Jünglings, der gefesselt und geknebelt auf dem Altar lag. Ohne auf die ihn entsetzt anstarrenden Augen zu achten, zog er mit einer geübten Bewegung den Kopf des Jungen zurück und schnitt ihm die Kehle durch; dabei sang er ununterbrochen vor sich hin.
    Er fing das Blut in einer Schale auf, die aus demselben Stein gemeißelt war wie der Altar. Teilnahmslos betrachtete er, wie das Blut über seine Finger floß. Als das tödliche Rinnsal versiegt war, nickte er knapp. Sein Diener zog den Leichnam vom Altar.
    Die Magie veränderte sich, wurde gespannter, drängender. Er öffnete einen kleinen Kasten, der neben der Schale lag. Als erstes nahm er ein Stück Holz heraus, das ungefähr der Form der Barke entsprach und in einen Streifen königsrote Seide gewickelt war. Holz und Seide stammten von der Barke, die er in der Kristallkugel gesehen hatte. Er legte beides in die blutgefüllte Schale.
    Dann entnahm er dem Kasten eine kleine Tonflasche, aus der er drei Tropfen Wasser des Uildodd in die Schale träufelte. Das darin schwimmende Blut kräuselte sich, als würde eine sanfte Brise darüber hinwegwehen.
    Der Himmel verdunkelte sich, während der Sturm immer näher rückte und Donner das Land überrollte. In der Schale schwappten die Wellen höher. Das grob geschnitzte Holzstück schaukelte hin und her, wie von einer unsichtbaren Hand geführt. Zufrieden sah der Magier die erste und danach weitere winzige rote Blutwellen über das »Heck« der »Barke« fließen.
    Er hob die Stimme, verwob den Blutzauber zu einem Netz des Todes. Behutsam streckte er einen Finger aus. Langsam und mit tiefer Befriedigung berührte er das Holzstück und drückte das hintere Ende hinunter. Blut spülte darüber hinweg, Miniaturwelle um Miniaturwelle, während er unablässig das Heck der nachgebildeten Barke unter der Oberfläche hielt.
    Das Holzstück versank und tauchte nicht wieder auf. Der Singsang des Magiers endete in einem Ton des Triumphes.
    Er trat vom Altar zurück und spürte nun, daß die Temperatur gefallen war. »Mach sauber«, befahl er seinem Diener, während er seine Hände an einem feuchten Tuch abwischte, das der Mann ihm hinhielt. Dann ging er den steilen Hügel hinunter zu der Stelle, wo er seinen Umhang liegengelassen hatte.
    Als er ihn aufhob, fiel eine silberne Halskette heraus. Er fing sie auf und ließ die schweren Glieder einen Moment durch seine Finger gleiten, bevor er sich das Stück umlegte.
    Lächelnd berührte er die Kette an seinem Hals. Schon bald würde er sie für immer ablegen können.
    Die ersten Regentropfen fielen.

1. KAPITEL
     
     
    Der Drache glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Seine Schuppen funkelten, als er zu dem Schloß emporflog, das die Bergspitze krönte. Sein Blick wanderte ein Stück zur Seite auf eine ebene, vom vergehenden Tageslicht in Schatten gehüllte Fläche, die vor einer schroffen Felsklippe endete. Die mächtigen Flügel leicht schräg gestellt, legte sich der rote Drache in eine sanfte Kurve – lautlos, anmutig, tödlich – und hielt direkt auf sein Ziel zu.
    Er landete; seine Klauen kratzten über den Felsboden, ein schrilles Geräusch in der kristallklaren Luft. Roter Nebel legte sich um ihn, und der große Drache wurde eine geisterhafte Erscheinung; der Nebel zog sich zusammen, dann löste er sich auf. Zurück blieb die Gestalt eines hoch aufgeschossenen Mannes.
    Linden strich sich eine Haarsträhne aus den Augen, sein Blut noch berauscht vom langen Flug und dem Zauber der Verwandlung. Er lief über den schattigen Landeplatz. Als er die erste Stufe der Steintreppe erreichte, die zum Schloß Drachenhort hinaufführte, ertönte
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