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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Autoren: Joanne Bertin
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eine alte, aber klare, kräftige Stimme.
    »Drachenlord.«
    Linden blieb stehen und sah nach oben. Am Treppenabsatz stand ein älterer Kir, in dessen silbergrauem Pelz die letzten Sonnenstrahlen schimmerten. Sein kurzschnäuziges Gesicht war ausdruckslos.
    Sirl, der persönliche Diener der Herrin, die über Schloß Drachenhort und die Drachenlords gebot, begegnete seinem Blick. »Die Herrin schickt nach Euch«, sagte der Kir.
    Weshalb? fragte sich Linden. Er hob zur Bestätigung eine Hand, stieg die Treppe hinauf, mit seinen langen Beinen jeweils drei Stufen auf einmal nehmend. Es war schon lange her, daß seine Herrin nach ihm geschickt hatte.
    Als er oben ankam, verneigte sich Sirl vor ihm. »Folgt mir bitte, Drachenlord«, sagte er. Dann wandte er sich um und führte den verwunderten Linden zum Hort.
    Während sie durch die weißen Marmorhallen von Schloß Drachenhort schritten, sprachen sie kein Wort. Schwebende Lichtbälle aus Kaltfeuer, die von verschiedenen Drachenlords in die Luft gehängt worden waren, beleuchteten den Weg. Nach einer Weile erreichten sie die Turmgemächer, die ausschließlich der Herrin des Horts vorbehalten waren. Sirl öffnete die Tür und bedeutete Linden einzutreten. Linden ging in den Raum, gefolgt von dem Kir, der die Tür hinter ihnen schloß.
    Der Raum wurde ebenfalls von schwebenden Kaltfeuern erhellt; ihr Licht schien die goldenen Seidenfäden in den fünf Wandteppichen in Flammen zu setzen. An vier Wänden hingen Darstellungen von fliegenden Drachen: einer vor einem strahlend blauen Himmel, ein anderer vor einem Sonnenuntergang, ein dritter vor einem nächtlichen Sternenmeer und der vierte vor den schroffen Gipfeln eines Höhenzugs. Der Teppich an der fünften Wand zeigte eigenartigerweise eine Jagdszene: einen Hirsch, ein Rudel kläffender Hunde, drei Jäger, alle für immer erstarrt in ihrer ewigen Hetzjagd durch den Wald. Vielleicht ein Andenken an das Leben seiner Herrin vor ihrer Ersten Verwandlung? Linden bezweifelte, daß er es je herausfinden würde. Die Wandteppiche waren die einzige Dekoration in dem spärlich eingerichteten Raum.
    Die Herrin saß in einem hochlehnigen Holzstuhl. Ihre langen Finger umschlossen eine Teetasse, als verzehrten sie sich nach deren Wärme. In dem kalten Licht sah sie unwirklich aus. Selbst die ihn musternden blassen Albinoaugen schienen farblos zu sein. Sie winkte ihn heran.
    Er betrachtete sie, während er auf sie zuging. Er wußte, daß sie sehr jung gewesen war – gerade fünfzehn –, als sie ihre Erste Verwandlung erlebt hatte. Ihresgleichen alterte langsam; wie viele Jahrhunderte mochten vergangen sein, bis die ersten der Myriaden feiner Fältchen in ihrem Gesicht erschienen waren? Nach mehr als sechs Jahrhunderten sah sie immer noch wie achtundzwanzig aus.
    Unbewußt berührte Linden das weinfarbene Mal, das seine rechte Schläfe überzog. Es war sein Kennmal, so wie die eisige Blässe das Kennmal seiner Herrin war. Er hatte es gehaßt, bis er herausgefunden hatte, was es bedeutete: Er war einer der großen Werdrachen, ein Diener und Schutzherr der Menschen. Ein Drachenlord.
    Linden kniete vor seiner Herrin nieder. Er neigte den Oberkörper vor, die Hände auf den Schenkeln, bis seine Stirn beinahe den Boden berührte – der Herrschergruß eines Clansmannes der Yerrin. Er richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf, um seinen langen Haarzopf auf den Rücken zurückzuwerfen. »Herrin?« fragte er.
    Sie musterte ihn einen Moment. Dann sagte sie: »Ja, ich hatte recht. Du bist der dritte.«
    Linden runzelte die Stirn, während er sich von Sirl eine Tasse Tee reichen ließ. Was meinte sie mit …
    Ein Gedanke durchfuhr ihn, und er verstand. Lleld, die kleinste aller Drachenlords, hatte sich zum Frühstück verspätet und anschließend von irgendwelchen Neuigkeiten und Gerüchten geplappert. Linden dankte den Göttern, daß er ihre Wette nicht angenommen hatte. Manchmal wurden Llelds wilde Behauptungen wahr, und er hatte keine Lust, seine Fuchsbrosche zu verlieren.
    Die langen blassen Finger seiner Herrin klopften gegen die Tasse. »Du hast nie einem Gericht beigesessen, nicht wahr, Linden? Vielleicht ist es an der Zeit, Kleiner …« Sie verstummte, als er die Augen verdrehte. »Du frecher Tunichtgut, du weißt genau, wie ich das meine!« wies sie ihn gutmütig lächelnd zurecht.
    Linden verbarg sein Grinsen, indem er einen Schluck Tee trank. Mit einer Größe von knapp zwei Metern überragte er jeden auf Schloß Drachenhort. Seine
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