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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Autoren: Joanne Bertin
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war leer.
    »Shan!« rief er.
    Im Ausgang zur Koppel erschien ein großer schwarzer Kopf. Der Hengst wieherte eine Begrüßung und schritt herein. Seine Ohren waren nach vorn gestellt, und in seinen dunklen Augen lag ein intelligenter, fragender Blick. Er senkte den Kopf über die Stalltür, um sich kraulen zu lassen.
    Linden tat ihm den Gefallen. O Götter, dachte er. Er glaubt, wir würden ausreiten. Er räusperte sich.
    »Äh, Shan? Es gibt ein Problem in Cassori …«
    Shan neigte den Kopf zur Seite. Seine Ohren wedelten hin und her. Er stieß ein tiefes Brummen aus und nickte.
    »Sie streiten sich um die Thronfolge, und ich bin einer der Richter.«
    Shan schnaubte freudig. Offenbar gefiel ihm der Gedanke an eine lange Reise.
    Linden trat einen Schritt nach hinten. »Ich muß nach Casna fliegen, und das heißt …«
    Er sprang zurück, als der große Kopf hervorschnellte. Das Gebiß des Hengstes schnappte zu und verfehlte nur knapp seine Schulter.
    »Tut mir leid, aber so lautet nun mal der Befehl der Herrin. Du weißt genau, daß ich lieber reiten würde …«
    Shan drehte sich um und wedelte beleidigt mit dem Schwanz.
    »Wag es ja nicht …« Linden starrte auf einen frischen Haufen Pferdemist, als Shan zur Koppel hinaustrottete.
    »Was erwartet Ihr?« sagte eine Stimme. »Wenn ihr Drachenlords darauf besteht, nur Llysanyaner zu reiten …«
    Linden drehte sich um und sah, daß Chailen, der Stallmeister, ihn beobachtete. Der Kir schaute mißmutig.
    »Ihr wißt, daß er sich bis zu Eurer Rückkehr unmöglich auffuhren wird«, sagte Chailen. »Die Stallburschen empfinden es als Strafe, seinen Stall saubermachen zu müssen, wenn Ihr ihn allein laßt.« Chailen seufzte. »Ach, was soll’s. Shans Mist wegzumachen wird sie auf Trab halten. Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, daß Varn nach Euch schickt. Es ist soweit.«
    Als Linden den ausgetretenen Pfad hinunterschritt, sah er, daß am Kopf der Steintreppe, die zum Landefelsen hinunterführte, eine vertraute Gestalt auf ihn wartete.
    »Bist du hier, um dich von uns zu verabschieden?«
    »Nein, um zu sehen, was Shan von dir übriggelassen hat«, sagte Lleld und musterte ihn von oben bis unten. »Du bist mittlerweile geübt darin, ihm auszuweichen, nicht wahr?«
    Linden zuckte zusammen, als er sich all der Momente entsann, in denen er nicht so schnell gewesen war. Dann sagte er: »Dieses Mal habe ich Neuigkeiten für dich. Erinnerst du dich an Otter? Ich werde ihn herbringen.«
    Lleld klatschte freudig in die Hände. »Oh, wie schön! Er erzählt immer so gruselige Märchen über böse Magier.«
    »Leider ist diese Reise keines dieser Märchen«, sagte Linden.
    »Wie langweilig«, spottete Lleld. »Das wäre doch viel spannender.«
    Bevor Linden etwas entgegnen konnte, rief ihn eine Stimme vom Landefelsen. »Ich muß los«, sagte er und stieg die breiten Steinstufen hinunter.
    Sie rief ihm nach: »Wetten, daß deine Reise eines von Otters Märchen ist, Kleiner? Ich wette meinen Dolch mit dem Kristallgriff gegen deine Fuchsbrosche!«
    »Nein!« rief er zurück. »Bei meinem Glück würdest du vermutlich gewinnen!«
    Lleld bog sich vor Lachen.
    Linden ging kopfschüttelnd weiter. Lleld und ihre Ideen! Er erreichte rechtzeitig den Landeplatz, um Kief noch an den äußersten Rand des Felsvorsprungs treten zu sehen.
    Der Luftstrom aus dem Tal blies dem kleineren Drachenlord die feinen braunen Haare aus dem Gesicht. Kief bückte sich und rückte die Tragegurte an seinem Gepäck zurecht, dann sagte er etwas zu dem Kir-Diener neben ihm, das Linden nicht hören konnte. Der Diener rannte zurück.
    Kief hob seine sechsfingrigen Hände und schloß die Augen. Ein entrückter Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Um ihn herum begann die Luft zu flimmern. Roter Nebel bildete sich; die Umrisse seines Körpers bebten und zerflossen. Der Nebel breitete sich aus, wurde dunkler und nahm die Gestalt eines geisterhaften Drachens an.
    Einen Herzschlag später kauerte ein brauner Drache am Felsrand. Er hob einen Vorderfuß, die sechs Klauen fest um die dicken ledernen Tragegurte geschlossen, und zog das Bündel zwischen seine Vorderbeine. Dann hob er mit einem Satz vom Felsrand ab und stieg mit weit ausgebreiteten Flügeln in die Höhe.
    Diener eilten mit Tarinas Gepäck heran. Sobald sie verschwunden waren, hinkte Tarlna zum Felsrand. Sie blieb einen Moment stehen, um zu ihrem Seelengefährten hinaufzuschauen.
    Auch Linden sah hoch. Der braune Drache hing am Himmel, die Flügel reglos,
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