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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen
Autoren: H Dolan
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    Der Spaten muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Ein spitz zulaufendes Blatt. Ein kurzer Stiel, damit man ihn auch auf kleinem Raum einsetzen kann. Er findet das, was er braucht, in der Gartenabteilung eines großen Einkaufszentrums.
    Er verstaut den Spaten in seinem Einkaufswagen und geht in aller Ruhe durch die breiten Gänge, wobei er noch ein paar Gegenstände einpackt: D-Cell -Batterien, einen Beutel Blumenerde, eine Dose Unkrautvernichter, Arbeitshandschuhe aus Leder, zwei Paare. In der Lebensmittelabteilung besorgt er vier Gourmet-Sandwiches in Plastikfolie und eine Kiste Wasser.
    Die Schlangen an den Kassen sind lang. Er stellt sich bei einer der Warteschlangen an, und während er überlegt, wie er bezahlen soll, flackern über ihm die Neonröhren. In seinem Portemonnaie befindet sich eine Kreditkarte auf den Namen David Loogan. Das ist nicht sein Geburtsname, aber so nennt er sich inzwischen. Er wird nicht mit der Kreditkarte bezahlen.
    Er rechnet in seinem Kopf schnell die Preise zusammen und kommt zum Schluss, dass er genug Bargeld dabeihat.
    Die Schlange bewegt sich weiter, und er glaubt, dass er kurz und schmerzlos rauskommt, aber er hat sich geirrt. Die Kassiererin möchte ein Schwätzchen halten.
    »Ich glaube, ich habe Sie schon mal gesehen«, sagt sie zu ihm. »Das bezweifle ich.«
    Sie ist groß, hat breite Hüften, ist attraktiv, auch wenn das grelle Licht die Falten unter ihren Augen und um ihren Mund eher noch hervorhebt.
    »Sie kommen mir bekannt vor.«
    |8| Der Mann, der sich David Loogan nennt, möchte niemandem bekannt vorkommen. Er möchte unscheinbar sein. Niemand soll sich später an ihn erinnern.
    »Vielleicht habe ich Sie schon mal hier im Laden gesehen«, schlägt die Kassiererin vor.
    Er schenkt ihr ein lauwarmes Lächeln. »Das muss es sein.«
    Geschäftig macht er sich daran, die Sachen auf das Band zu legen. Die Kassiererin nimmt den Spaten und hält ihn mit dem Blatt nach oben, sodass sie den Strichcode auf dem Stiel einlesen kann.
    »Sie müssen Gärtner sein«, sagt sie.
    Er sollte einfach zustimmen und es dabei belassen, aber er wird nervös. Er will schon sagen: »Ich bin Lektor«, aber dann bremst er sich. Die Wahrheit würde auch nicht weiterhelfen. Er nimmt die erste Lüge auf, die ihm in den Kopf kommt.
    »Ich bin Jongleur«, sagt er.
    Das ist ein Fehler. Sie beschließt, ihn charmant zu finden. Sie lächelt, legt den Spaten ans Ende des Kassenbandes und greift eher lässig nach der Blumenerde.
    »Dann müssen Sie ja ziemlich gut sein«, sagt sie leichthin. »Ich hab noch nie von jemandem gehört, der mit Spaten jongliert. Aber einer reicht doch nicht, oder? Sie bräuchten drei.«
    Okay, dann also charmant sein. »Ich habe schon drei«, sagt er. »Mit dreien kann jeder jonglieren. Das echte Kunststück ist, es mit vieren zu machen.«
    »Das muss ja umwerfend sein«, sagt sie. »Wo treten Sie denn auf? Bei Kindergeburtstagen?«
    Er lässt einen Augenblick verstreichen und antwortet dann so ernst wie möglich. »Auf Gartenpartys.«
    »Ha. Sind Sie sicher, dass wir uns nicht schon mal begegnet sind?«
    Loogan kommt zum Schluss, dass sie jetzt offenbar mit ihm flirtet. Er schaut ihr auf die Finger, während sie die Sandwiches einliest. Sie trägt einen Ehering.
    |9| »Ich könnte schwören, dass ich Sie kenne«, sagt sie. »Vielleicht waren wir auf derselben Schule.«
    »Da war ich nie«, sagt er. »Das Jonglieren habe ich mir selbst beigebracht.«
    »Ich meine es ernst. Ich glaube, wir waren auf derselben Highschool.«
    »Ich bin nicht hier in der Gegend auf die Highschool gegangen.«
    »Tja, wie es manchmal so ist, ich auch nicht«, sagt sie. »Außerdem ist es schon eine ganze Weile her. Aber Sie erinnern mich an einen Jungen in meiner Klasse. Gleich fällt mir auch Ihr Name wieder ein.«
    Sie packt die Batterien und die Handschuhe in eine Tüte, den Unkrautvernichter in eine andere.
    »Dennis«, sagt sie plötzlich und blickt zu ihm auf. »Oder Daniel?«
    David Loogan greift nach dem Spaten und wird plötzlich von einer Vision heimgesucht. Er sieht sich, wie er der Kassiererin das Blatt des Spatens ins Genick rammt.
    »Ted«, sagt er zu ihr. »Ich heiße Ted Carmady.«
    Sie lächelt und schüttelt den Kopf. »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Sie nimmt es achselzuckend zur Kenntnis. »Na, dann habe ich mich wohl schwer vertan, was?«
    Er legt den Spaten wieder in seinen Einkaufswagen, sie sagt ihm, was er zu bezahlen hat, und nimmt sein Geld entgegen. Er
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