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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits
Autoren: Brücke ins Jenseits
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Wenn Sie ein großes Verbrechen verhindern wollen, dann suchen Sie mich auf! Ich liege unter der Washington Bridge. Aber ich werde nur mit Cotton selbst sprechen. Mit keinem anderen. Beeilen Sie sich, denn ich werde nicht mehr lange leben.
    Das stand in zittriger, schwer leserlicher Schrift auf einem Fetzen graubraunen Packpapiers, der zerknüllt gewesen und wieder einigermaßen glatt gestrichen worden war. Als Schreibgerät war ein Kopierstift benutzt worden, den der Schreiber etwa bei jedem fünften Wort angefeuchtet hatte. Der Papierfetzen hatte sich in einem zerknüllten und ebenfalls halbwegs wieder glatt gestrichenen Umschlag befunden und war am Sonntag, nachmittags gegen fünf, aus unserem Postfach abgeholt worden.
    Wie man es bei Mister High, unseren Distriktchef, gewöhnt war, hatte er sich selbst am Sonntag in seinem Office gezeigt und die Post durchgearbeitet. Und dabei war er auf diesen eigenartigen Brief gestoßen.
    Nachdenklich besah sich Mister High den Papierfetzen. Dann griff er zum Telefon und wählte die Nummer unserer daktyloskopischen Abteilung. Selbstverständlich gab es auch dort einen Sonntagsdienst für dringende Fälle, und mit diesem sprach der Chef.
    »Kommen Sie doch mal rauf in mein Office«, sagte er. »Ich habe etwas für Sie.«
    Nach ein paar Minuten klopfte es, und der Chef rief: »Herein!«
    Der diensttuende Beamte der Daktyloskopie trat ein. Mister High griff nach dem Fetzen. Allerdings berührte er ihn nur in der linken unteren Ecke.
    »Hier«, sagte er, »ich möchte, dass dieser Brief nach Fingerabdrücken untersucht wird. Sie werden sicher Prints finden. Vergleichen Sie sofort in unserer Registratur und sagen Sie mir anschließend, um wen es sich handelt -wenn der Mann überhaupt in unserer Kartei ist.«
    »Okay, Chef. Eine Stunde kann’s dauern.«
    »Ich werde wahrscheinlich noch länger hier im Office sein. Ich habe eine Rede für den Finanzausschuss der Stadtverwaltung vorzubereiten.«
    »Gut, sobald ich etwas weiß, sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Danke.«
    Der Chef wandte sich wieder seinen Arbeiten zu, während unser Kollege mit dem Fetzen zurückkehrte in sein Dienstzimmer. Dort machte er sich an die Arbeit.
    Es war genau achtzehn Uhr vierundfünfzig, als er wieder in Mister Highs Büro trat.
    »Haben Sie den Schreiber des Briefes ermittelt?«
    »Ja, Chef. Hier ist erst mal der Brief wieder zurück. Und das ist die Karte des Mannes, der den Brief geschrieben hat.«
    Der Kollege legte eine der üblichen Karteikarten auf den Schreibtisch des Chefs. Allein die Tatsache, dass es eine solche Karteikarte gab, bewies, dass der Mann vorbestraft sein musste, denn die New Yorker Fingerabdruckkartei enthält nur die Fingerabdrücke von Leuten, die in New York straffällig wurden.
    Mister High beugte sich vor und las halblaut: »Midwell, Johnny, Richard; geboren am 11. Mai 1888 in New York; Weißer; US-Staatsbürger…«
    Der Chef sah auf: »Midwell«, wiederholte er nachdenklich, »Johnny Midwell, den Namen kenne ich doch! Johnny Midwell… Merkwürdig! Ich weiß ganz genau, dass ich den Namen schon gehört habe. Augenblick mal!«
    Mister High griff zum Telefon und rief den Leiter der Fahrbereitschaft an. Es war Bill Lahoe, ein in Ehren ergrauter G-man.
    »Lahoe.«
    »High. Hallo, Bill! Sie haben doch ein gutes Gedächtnis. Können Sie sich erinnern, den Namen Johnny Midwell je gehört zu haben?«
    »Und ob, Chef! Das war doch der berühmte König der Bronx! Damals, Mitte der zwanziger Jahre!«
    »Jetzt weiß ich es wieder. Danke, Bill. Ich wusste, dass ich diesen Namen schon einmal gehört hatte. In meiner Jugend waren die Zeitungen oft voll von Berichten über diesen Gangsterkönig. Danke, Bill.«
    Mister High drückte die Gabel nieder und rief unten in der Halle des Distriktgebäudes an.
    »Sobald der heutige Tagdienst nach Hause geht, soll man aufpassen, wer von den Leuten in der Nähe von Cottons Wohnung lebt. Der Mann soll vorher schnell noch einmal zu mir kommen, bevor er nach Hause geht.«
    »Okay, Chef!«
    ***
    Ben Charleston war 31 Jahre alt, .verheiratet und hatte zwei Kinder. Er war erst seit etwa drei Jahren beim New Yorker FBI, vorher hatte er in New Orleans Dienst getan.
    Als er an diesem Sonntag ein paar Minuten nach sieben das Distriktgebäude verlassen wollte, rief ihn der Kollege vom Auskunftsschalter in der Halle an: »He, Ben!«
    »Ja, was ist denn?«, fragte Charleston und trat näher.
    »Du wohnst doch nicht weit von Jerry entfernt, nicht wahr?«
    »Vielleicht
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