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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen
Autoren: H Dolan
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Konturen seines Schädels zu sehen. Auch Nathan Hideaway war irgendwie weniger geworden, obwohl er immer noch groß war. Er hatte immer noch den gleichen breiten Mund und sein kantiges Kinn, die gleiche weiße Lockenkrone, aber irgendwie wirkte er körperlos. Es war schwer, ihn vom Schatten der Ulme zu unterscheiden.
    Keiner der beiden machte ein Geräusch, aber irgendetwas geschah zwischen ihnen, irgendeine Debatte fand statt. Jimmy Peltier gestikulierte mit seinem Klappmesser, Hideaway hatte seinen schwarzen Revolver. Loogan dachte, er würde Zeuge des Geplänkels vor einem Kampf werden, aber es stellte sich als etwas anderes heraus. Als einen Handel, der mit einem Tauschgeschäft endete: Peltier nahm den Revolver an sich, Hideaway akzeptierte das Messer.
    Als Peltier sich abwandte, schien er Loogan zum ersten Mal wahrzunehmen. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, und er hob triumphierend den schwarzen Revolver, wobei sich seine Armmuskeln unter dem zerrissenen Hemd spannten. Er machte auf seinen Hacken kehrt und flitzte geräuschlos über die leere |412| Straße. Gleichzeitig erblickte Nathan Hideaway Loogan. Er blieb ruhig auf dem Rasen stehen und ließ Loogan näher kommen. Er trug den gleichen Wollpullover und die gleiche Kordhose wie auf der Lichtung.
    Gemeinsam sahen sie zu, wie Jimmy Wade Peltier auf dem Bürgersteig auf der anderen Straßenseite entlanglief. Loogan verlor ihn aus den Augen, aber Hideaway behielt ihn noch eine Weile im Blick.
    »Er ist ein Kerl ohne Manieren und nicht sehr schlau«, sagte Hideaway schließlich. »Wenn ich Sie wäre, würde ich mir keine schlaflosen Nächte machen, weil ich ihn getötet habe.«
    In seiner Stimme lag ein Unterton wie das Rascheln trockener Blätter.
    Loogan hörte sich selbst, wie er sagte: »Sie hätten ihm keinen Revolver geben sollen. Schon mit dem Messer war er reichlich übel.«
    Hideaway drehte sich zu Loogan um und fixierte ihn mit seinem durchdringenden Blick. »Er wird ihm nichts nützen«, sagte er. Er hob Peltiers Messer und schnitt damit durch einen Zweig der Ulme. Die Klinge fuhr hindurch, ohne irgendeinen Schaden anzurichten.
    Als er durch Hideaways Körper blickte, konnte Loogan die Verandabeleuchtung eines der Häuser auf der anderen Straßenseite erkennen.
    Hideaway hielt das Messer hoch und betrachtete sein Spiegelbild in der Messerklinge.
    »Wenn ich mich selbst sehen kann«, sagte er, »dann muss ich doch in irgendeiner Weise auch noch existieren. Würden Sie mir da nicht zustimmen?«
    Loogan ignorierte die Frage. Er drehte sich um und blickte, auf irgendeine Bewegung lauernd, die Straße entlang. Aber nichts rührte sich. Über seinem Kopf hing erstarrt ein Wolkenstreifen vor dem Mond.
    »Was machen Sie hier?«, sagte er zu Hideaway.
    |413| Der Mann klappte das Messer zusammen und steckte es in die Tasche. »Ich wollte Sie heimsuchen«, sagte er, »aber ich habe es mir anders überlegt. Ich habe das Gefühl, das könnte ziemlich langweilig werden.«
    »Haben Sie Tom gesehen?«
    Hideaway stieß einen dumpfen Seufzer aus. »Absolut langweilig. Fragen Sie mich doch, ob ich das Antlitz Gottes erblickt habe.«
    »Und, haben Sie es erblickt?«
    »Noch nicht.«
    »Was ist also mit Tom?«
    »Ich glaube nicht, dass er und ich am gleichen Ort sind.«
    Loogan beugte sich begierig vor. »Sie meinen, er lebt immer noch?«
    »Das wäre schon ein ziemliches Kunststück«, sagte Hideaway. Er hob die rechte Hand über den Kopf und ahmte einen Körper nach, der mehrere Stockwerke tief fällt. Seine linke Hand stellte den Bürgersteig unten dar. Es gab kein Geräusch beim Aufprall. »Was wollen Sie von ihm?«
    »Die Antwort kennen Sie doch.«
    »Langweilig«, sagte Hideaway noch einmal. Er blickte über Loogans Schulter auf das Haus der Waishkeys. »Gehen Sie wieder rein«, sagte er. »Wenn ich Tom sehe, schicke ich ihn vorbei. Ich würde nicht allzu bald damit rechnen.« Er scheuchte Loogan weg. »Gehen Sie jetzt. Die beiden da drinnen haben Sie erlöst. Hier draußen kommen Sie bestimmt nicht weiter.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und begann, den Bürgersteig hinunterzuschlendern. Das Messer kam wieder aus seiner Tasche, und er hielt es hoch und betrachtete sein Spiegelbild.
    »Warten Sie«, sagte Loogan, machte aber nicht den Versuch, ihm zu folgen.
    Hideaway schlenderte weiter, ohne zu antworten. Fast augenblicklich begann er sich aufzulösen, und bevor er noch das Ende des Blocks erreicht hatte, war er schon verschwunden.
    |414| Mit seinem
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