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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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würdigte. Kissen, Decken und Linnen lagen zerwühlt.
    Vor einer weiteren Tür am Ende des Zimmers machte er halt, räusperte sich und klopfte. „Euer Gnaden. Verzeihen Sie die Störung, aber Lady Justine ist hier. Sie besteht auf einer privaten Audienz und ersucht dringlichst um Ihre Aufmerksamkeit.“
    Himmelherrgott! Aufgebracht fuchtelte Justine mit ihrer Pistole herum. Der Mann ließ es gerade so klingen, als wäre sie ein liederliches Frauenzimmer! Als würde sie so etwas andauernd machen!
    Hinter der Tür regte es sich, dann hörte man Wasser gegen Porzellan platschen.
    Gnade ihr Gott – nahm der Duke gerade ein Bad?
    Plötzlich ertönte eine tiefe Stimme hinter der Tür: „Zählen meine Anweisungen denn gar nichts? Sie sind seit gerade mal einer Woche in meinen Diensten, verdammt! Den letzten Butler habe ich aus nichtigerem Anlass an die Luft gesetzt.“
    Der Butler machte ein betroffenes Gesicht, straffte seine Livree und trat von einem bestiefelten Fuß auf den anderen. „Sehr wohl, Euer Gnaden, dessen bin ich mir bewusst. Doch möchte ich darauf hinweisen, dass ich – ganz abgesehen von der Pistole, die sie noch immer auf mich richtet, und den Drohungen, die sie ausspuckt – Bedenken hatte, sie zu so später Stunde abzuweisen. Sie macht mir einen recht … verstörten Eindruck.“
    Justine wäre am liebsten im Boden versunken und schaute an ihrem schlüsselblumengelben Kleid hinab, das so reichlich mit Schießpulver beschmiert war, dass es für eine Festnahme im Interesse der öffentlichen Sicherheit gereicht hätte. Wie ärgerlich, zumal sie extra ihr bestes Kleid angezogen hatte.
    Hinter der Tür erklang gedämpftes Gemurmel, gefolgt von Wasserplatschen. „Lassen Sie uns allein. Ich läute, wenn es Zeit ist, sie nach Hause zu bringen. Was Ihre Aufgabe sein wird, Jefferson. Strafe muss sein. Zudem gedenke ich, Ihren Lohn vorläufig einzubehalten.“
    „Ah … ja. Euer Gnaden.“ Der Butler wandte sich um, reckte das wuchtige Kinn noch etwas höher über den straffen Kragen und schritt, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihr vorbei.
    Justine seufzte, und Reue überkam sie. Schnell steckte sie die Pistole zurück in ihr Retikül und reichte es dem Butler. „Hier, Jefferson, nehmen Sie das, zusammen mit meiner aufrichtigen Entschuldigung. Seien Sie versichert, dass sie nicht geladen war. Seien Sie auch versichert, dass ich dafür sorgen werde, dass Seine Gnaden nicht Sie für den Zwischenfall zur Rechenschaft zieht.“
    Der Butler blieb stehen, hob eine buschige Braue und akzeptierte ihre Entschuldigung schweigend. Mit ihrem Retikül in der Hand ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Erleichtert atmete Justine auf. Eine Sorge weniger. Dann wandte sie sich wieder der Tür zu, die offenbar ins Bad führte. Wenn sie nur auch ihrer Sorge um Bradford ledig wäre! Diese grimmige, hörbar gereizte Stimme hatte ihm so gar nicht ähnlich geklungen.
    Immerhin war das derselbe Bradford, der sich einst seinen launigen Tonfall und das abgründige Funkeln seines Blicks selbst dann bewahrt hätte, hätte ganz London in Flammen gestanden. Er gehörte nicht zu jenen, die sich leicht aus der Ruhe bringen ließen, und er verfügte über die Gabe, jedem Menschen, vom Adeligen bis zum einfachen Handwerker, das Gefühl zu verleihen, als verkehre er mit ihm auf Augenhöhe. Ein Lüstling mochte er wohl sein, aber noch nie war sie einem so aufrichtigen und herzensguten Menschen begegnet.
    Das Blut rauschte ihr in den Ohren, als sie auf den schwachen Lichtschein blickte, der durch die Ritzen der Tür drang. „Bradford?“ Er hatte es stets vorgezogen, von ihr mit seinem Namen angesprochen zu werden und nicht mit dem steifen „Euer Gnaden“, wie er es selbst einmal formuliert hatte.
    „Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“, entgegnete er. „Bist du dir überhaupt im Klaren darüber, dass du dir selbst und meinem Namen eine gewisse Verantwortung schuldest?“
    Verwundert hob sie die Brauen. Seit wann scherte sich Radcliff Edwin Morton, der vierte Duke of Bradford, denn um Fragen der Schicklichkeit?
    Von der Neugier getrieben, was sie wohl auf der anderen Seite der Tür erwartete, schlich Justine in Richtung Bad. Als sie kaum mehr eine Armeslänge von der Tür entfernt war, hielt sie abrupt inne. Was um alles in der Welt tat sie da? Der Mann badete! Und im Gegensatz zu den Buschmännern, die ihre Weichteile während des Bades mit Lederlappen bedeckt hielten, wagte sie zu bezweifeln, dass der Duke
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