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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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diesem Mann fernzuhalten. Aber allen leidigen Ermahnungen und der zigmaligen Lektüre von Wie man einen Skandal vermeidet zum Trotz, war Justine doch auch klar, dass eine Dame einen Skandal nicht immer vermeiden konnte. Zumal wenn man einen Vater hatte, der mit Verweis auf das Tierreich Rechte für Sodomiten forderte.
    Nachdem sie einen Briefbogen mit Rosenwasser besprenkelt hatte, spitzte Justine die Feder und brachte ein Schreiben zu Papier, das sich auf den ersten Blick nicht von all jenen unterschied, die sie ihm seit ihrer ersten Begegnung so zahlreich hatte zukommen lassen. Der Duke hatte nie auf diese Briefe geantwortet, wofür ihre Mutter ausgesprochen dankbar war, was Justine indes nicht davon abhielt, ihm auch weiterhin allwöchentlich zu schreiben.
    Diesmal jedoch offerierte sie Bradford mehr als das übliche Geplauder über sich und ihre Familie. Sie bot ihm mehrere Nächte – im Austausch gegen die Freilassung ihres Vaters. Da sie weder über Mitgift noch Verehrer verfügte, hatte sie wenig Bedenken, ihre Jungfräulichkeit einem Mann anzubieten, der keinerlei Heiratsaussichten bot. Sie hoffte nur, dass Mutter und Vater sich verständig zeigten.
    Obwohl es schon einige Monate her war, dass sie den Duke zuletzt gesehen hatte, und Gerüchte kursierten, sein Gesicht solle bei einer Auseinandersetzung über eine wenig respektable Person entstellt worden sein, focht sie dies nicht an. Sie war der Ansicht, dass ihres Vaters Wohlergehen einen derlei kleinliche Bedenken vergessen lassen sollte.
    Zu ihrer Verwunderung fand sich keine drei Tage, nachdem sie dem Duke diese Nachricht geschickt hatte, einer seiner Lakaien auf ihrer Türschwelle ein und händigte ihr folgenden Brief aus:
    Lady Justine,
    es tut mir aufrichtig leid, sollte ich Sie je glauben gemacht haben, ich sei dazu fähig, die Not eines anderen Menschen auszunutzen – noch dazu einer Dame von Stand und tadellosem Charakter, wie Sie es sind. Wenngleich ich weder willens noch fähig bin, Ihr Angebot anzunehmen, möchte ich Ihnen etwas anderes vorschlagen. Ich bin zu der profunden Erkenntnis gelangt, dass ich mit meinen dreiunddreißig Jahren auch nicht jünger werde, geschweige denn schöner. Es ist an der Zeit, mir eine Frau zu nehmen. Ich habe jeden Ihrer Briefe mit großer Freude gelesen und erinnere mich innig jeder unserer Begegnungen. Daher spräche meines Erachtens nichts dagegen, wenn ich um Ihre Hand anhielte. Wohl wissend, dass verschiedene Gerüchte über meine derzeitige Befindlichkeit im Umlauf sind, kann ich Ihnen versichern, mich bester Gesundheit zu erfreuen. Zwar habe ich eine nicht unbeträchtliche Narbe davongetragen, doch sollte dies kein Grund zur Beunruhigung sein. Falls Sie und Ihr Vater sich mit der Heirat einverstanden zeigen, werde ich um eine Lizenz ersuchen, und die Hochzeit kann in sechs Wochen stattfinden. Im Gegenzug wäre es mir ein Vergnügen, sämtliche Schulden Ihres Vaters zu begleichen und seine baldige Freilassung aus Marshalsea zu erwirken.
    In Erwartung Ihrer Antwort,
    Bradford
    Und sie hatte geglaubt, er würde niemals fragen …
    Zum Teufel mit dem Londoner ton, der ihren Vater mit solcher Geringschätzung behandelt hatte. Jetzt würde sie für sich und ihre Familie Respekt einfordern. Bald würde sie die Duchess of Bradford sein, und von diesem Tage an würde alle Welt ihr, überall und immerdar, Respekt erweisen müssen.

1. Skandal
    Ohne Anstandsdame ist man so gut wie verloren. Merke: Eine gute Anstandsdame ist zur Vernunft erkoren.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Fünf Wochen später, abends
    N achdem Mr Kern, der Kutscher, ihr aus dem Wagen geholfen hatte, blieb Justine auf dem kleinen Vorplatz stehen und schaute zu dem imposanten viergeschossigen Haus hinauf. Fast alle Fenster waren dunkel, nur auf einer Seite schien vereinzelt spärliches Licht hinaus in die Nacht.
    Eine ungute Vorahnung erfasste sie. Trotz zahlloser Briefe, in denen sie den Duke um wenigstens eine Audienz vor der eigentlichen Hochzeit ersucht hatte, war jede ihrer Bitten von ihm mit einem entschiedenen „Nein, nicht vor dem vereinbarten Termin“ erwidert worden. Mehrmals bei ihm vorstellig geworden zu sein, hatte ebenso wenig gebracht. Er weigerte sich schlichtweg, sie zu sehen – was sie in nicht geringem Maße beunruhigte. War er doch entstellter, als er sie hatte vermuten lassen?
    Und als wäre dieser Gedanke nicht schon erschreckend genug, schien es auch noch Probleme mit der Freilassung ihres Vaters zu geben. Dabei war
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