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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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Prolog
    Ein spanisches Sprichwort besagt, dass eine üppige Mitgift ein dorniges Bett bereite. Was bitte mag dann eine geringe Mitgift bringen? Schmutzige Wäsche und sonst nicht viel. Drum wisset, meine Damen: Einen würdigen Verehrer zu finden, ist ungeachtet der Mitgift stets ein gewagtes Spiel.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    London, Ende April 1829
    L ady Justine Fedora Palmer wusste nur zu gut, dass ihr lieber, lieber Vater, der sechste Earl of Marwood, seit jeher ein kluger, rechtschaffener und anständiger Mensch gewesen war. Niemals hätte er es gewagt, unter den eingeborenen Stämmen, mit denen er sich in seinen Jahren als Naturforscher in Afrika angefreundet hatte, für Aufruhr und Unfrieden zu sorgen. Weshalb er dies ganz gewiss auch nicht inmitten des gefährlichsten und wildesten aller Stämme, dem englischen ton, tun würde.
    Aber wann immer die Sprache auf die Fortpflanzung von Säugetieren kam, war es um die kluge Zurückhaltung ihres Vaters geschehen – weshalb der arme Mann unlängst ins Gefängnis gewandert war.
    Seine jüngst veröffentlichten Beobachtungen zur artspezifischen Sodomie bei den Säugern Südafrikas – ergänzt um die Schlussfolgerung, dass das, was Gott in Seinem Königreich, namentlich der Natur, erlaube, Seine Majestät auch in seinem Königreich erlauben solle – hatte dann doch zu viele Federn gezaust. Einschließlich des Gefieders Seiner Majestät.
    Wenngleich man ihren Vater hinsichtlich der Verbreitung der Sodomie und moralischen Zersetzung für unschuldig befunden hatte, saß er dank eines stattdessen reichlich erhobenen Bußgeldes, das zu begleichen er sich schlicht außerstande sah, noch immer im Schuldnergefängnis von Marshalsea ein. Manch junge Dame wäre angesichts eines solchen Skandals wohl vor Scham im Boden versunken, aber Justine ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Ihre ausgesprochen aufgeklärte Erziehung hatte sie gelehrt, dass jedes weibliche Wesen, ganz gleich welcher Gattung, über die Gabe verfügte, sich die Männer der jeweiligen Spezies zu Willen zu machen.
    Und sie wusste auch schon ganz genau, welchen Mann es nun zu bezwingen galt: Den Mann, den sie von dem Augenblick an hatte bezwingen wollen, als sie vor zwei Jahren, mit achtzehn, das erste Mal nach London gekommen war. Hierbei handelte es sich um niemand Geringeren als den Mäzen ihres Vaters, den berüchtigten Duke of Bradford, in London besser bekannt als Lüstling par excellence, kannte sein Faible für Frauen doch keine Grenzen und waren seine Taschen so tief, wie der Himmel weit war.
    Trotz der libertinen Fassade, die mit einem anzüglichen Lächeln und dunklen, umschatteten Augen lockte, steckte weitaus mehr in ihm, als sein Äußeres vermuten ließe. Hinter dem wilden Gebaren, mit dem er sich weibliche Aufmerksamkeit sicherte, verbarg sich ein intelligentes und tiefgründiges Wesen. Nur zu gut war ihr noch jener Abend in Erinnerung, an dem ihre Bewunderung für ihn sich zu einem so sehnsüchtigen Verlangen gewandelt hatte, dass sie es kaum vermocht hatte, ruhig und sittsam auf dem ihr zugewiesenen Platz zu verweilen.
    Während der Duke und ihre Eltern nach einer Tischgesellschaft mit den anderen Gästen noch Loo hatten spielen wollen, hatte sie es vorgezogen, sich still ans andere Ende des Salons zu begeben und zu lesen, um weiteren Neckereien ihres Vaters zu entgehen. Doch kaum hatte sie den Kartentisch verlassen, hatte auch der Duke sein Blatt hingeworfen und verkündet, dass keine Dame es verdient habe, wegen ihrer mangelnden Fertigkeiten beim Kartenspiel düpiert zu werden. Mit großer Geste schnappte er sich seinen Stuhl, hob ihn hoch über seinen Kopf und stolzierte wie ein Gaukler durch den Salon. Er tat gar so, als strauchele er unter dem Gewicht des Möbels, um sie zum Lachen zu bringen.
    Nachdem dies gelungen war, atmete er zufrieden auf und platzierte sich samt dem Stuhl ihr gegenüber. Dann bestand er darauf, dass sie ihr Buch beiseitelege und ihm mehr von ihrem aufregenden Leben in Afrika erzähle. Wenngleich er dazu neigte, seinen Blick kokett über sie schweifen zu lassen – woran sie indes ziemlichen Gefallen fand –, hörte er doch sehr aufmerksam zu, als ob jedes Wort, das über ihre Lippen kam, für ihn von Bedeutung wäre. Als ob sie für ihn von Bedeutung wäre.
    Doch leider hatte er noch nie Neigung zum Heiraten gezeigt, und niemand wüsste das besser als ihre Eltern, die sie denn auch wiederholt ermahnt hatten, ihre Tugend so weit als möglich von
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