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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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aus scharfen blauen Augen. „Waren Sie Schornsteine auskehren, Mylady? Ich hoffe, Sie befinden sich wohl?“
    Er erwies sich als ebenso witzig wie ihre Lage. „Ich befände mich noch viel wohler, wenn ich mit Seiner Gnaden sprechen könnte.“ Sie bemühte sich, Ruhe zu bewahren, denn wenn sie sich aufregte, ließe er sie erst recht nicht hinein.
    Er seufzte. „Wie der vorige Butler Ihnen gewiss schon mitgeteilt hat, Mylady, empfängt Seine Gnaden bis zur Hochzeit weder Sie noch sonst jemanden. Er möchte Ihnen jedoch versichern, dass alles in bester Ordnung ist.“ Damit verneigte er sich, trat zurück ins Haus und ließ die Tür ins Schloss fallen.
    Justine rang entrüstet nach Luft. „Nichts ist in bester Ordnung, Sir! Ich verlange, dass Sie mir augenblicklich die Tür öffnen. Sir! “ Sie verstummte und starrte auf die Tür, die höchst unhöflich geschlossen blieb. Behandelte man so die künftige Duchess?
    Schnaubend wandte sie sich um, blickte auf den Eisenzaun und die hohen Häuser, die hinter den dunklen Bäumen aufragten. Obwohl sie das Gefühl, nicht in diese seltsame Londoner Welt zu passen, stets zu unterdrücken versucht hatte, war es nun wohl an der Zeit sich einzugestehen, dass die Engländer längst nicht so fein und kultiviert waren wie sie immer taten. Sonst würde man nicht einen armen, unschuldigen Mann einkerkern, nur weil er eine von den gesellschaftlichen Gepflogenheiten abweichende Meinung vertrat. Und ganz gewiss würde man einer jungen Dame nicht einfach in finsterer Nacht die Tür vor der Nase zuschlagen – nachdem man ihr versichert hatte, dass alles in bester Ordnung sei, wohlgemerkt.
    Der Feigling in ihr wollte sich auf das nächstbeste Schiff nach Kapstadt flüchten und das ganze Theater hier hinter sich lassen.
    Eine Sehnsucht, der sie natürlich nicht nachgab, denn im Grunde ihres Herzens wusste sie ganz genau, was zu tun war. Ihr Vater brauchte sie, und sie wollte nicht plötzlich am Tag ihrer Hochzeit herausfinden, dass er den Rest seines Lebens in Marshalsea würde verbringen müssen.
    Sie wollte eine eindeutige Zusage. Und die würde sie bekommen. Das Kinn gereckt, wandte Justine sich um und drehte forsch den Türknauf – nur um festzustellen, dass längst wieder alles verriegelt war. Aufgebracht griff sie nach dem Klopfer und ließ ihn mehrmals kräftig niedersausen, in der Hoffnung, dass allen im Haus von dem Krach die Ohren klingelten. Sie würde hier nicht weggehen, ehe sie den Duke gesprochen und er ihr sein Ehrenwort gegeben hatte, und es scherte sie einen feuchten Kehricht, wenn ganz London sich die nächsten zehn Jahre das Maul über sie zerreißen würde.
    Und siehe da, schließlich tat die Tür sich wieder auf.
    Justine ließ die Hand sinken und sagte in strengstem Ton: „Nennen Sie Ihren Preis, Sir, oder ich sehe mich gezwungen, den meinen zu nennen.“
    Der Butler schmunzelte sichtlich amüsiert und zog seine Livree zurecht. „Ich muss Sie enttäuschen, Mylady, doch lasse ich mich nicht kaufen.“
    „Dann muss auch ich Sie enttäuschen, Sir, denn ich lasse mich nicht abweisen.“ Justine nahm die Pistole aus ihrem Retikül und drückte sie dem Butler gegen die Brust. Sie ließ den Finger am Abzug zucken und bedauerte sehr, dass die Waffe nicht geladen war. „Ich würde Ihnen raten beiseitezutreten“, sagte sie. Wenn es sein musste, würde sie ihm einfach mit dem Kolben eins über den Schädel ziehen und das Haus stürmen.
    Der Butler stand reglos und krauste die knollige Nase, als gehe ihm gerade auf, dass es Schießpulver war, womit sie über und über bestäubt war. Vorsichtig wich er zurück und deutete mit feister, behandschuhter Hand hinter sich in die Halle.
    „Ich weiß Ihre Einsicht zu schätzen.“ Die Pistole noch immer auf ihn gerichtet, ging sie in das Haus. Ihre Absätze klackerten auf italienischem Marmor, als sie die Halle durchquerte. Feiner, süßlicher Tabakduft kitzelte ihr in der Nase. Sie blieb stehen und schnupperte. Seit wann rauchte Bradford Zigarren?
    Ein schnelles, schrubbendes Geräusch ließ Justine herumfahren und die Pistole auf das von Kerzenlicht erhellte Empfangszimmer zu ihrer Linken richten. Überrascht hielt sie inne und blinzelte. Einmal und dann noch einmal. Denn dort kniete ein junger livrierter Diener, angetan mit einer weißen Rüschenschürze, auf allen vieren und schrubbte den Boden, als wäre er ein Hausmädchen!
    Auch der junge Diener hielt kurz inne, schien er doch gemerkt zu haben, dass sie ihn beobachtete. Er
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