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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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Kopf an seine Schulter gelehnt, und sah ihm beim Zeichnen zu.
    Justine versuchte, nicht daran zu denken, wie es wäre, hier so mit Bradford zu sitzen, den Kopf an seine Schulter gelehnt. Nein, nur nicht daran denken. Sie verdrängte das Bild so rasch, wie es gekommen war. Es fehlte nicht viel, und sie wäre in Tränen ausgebrochen.
    Ihre Mutter wandte den Kopf und blickte jäh auf. „Justine!“ Ein strahlendes Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie ihre Röcke ordnete und sich aufrichtete. „Wo warst du denn so lange? Wir haben schon auf dich gewartet.“
    „Draußen“, erwiderte Justine achselzuckend. „Warum?“
    „Ich würde vorschlagen, du läufst schnell noch zum Fluss hinunter, ehe es zu dunkel wird. Du solltest dich ein wenig frisch machen. Aloysius bereitet ein großes Festmahl für uns vor und hat alle Männer des Dorfes eingeladen.“
    „Schon wieder?“, entgegnete Justine stöhnend.
    Ihr Vater schnaubte leise und sah von seiner Zeichnung auf. „Es gefällt ihm eben, wie sie dich hofieren.“
    Justine verdrehte die Augen. „Wäre ich mal in London so begehrt gewesen“, murmelte sie und spielte an ihrem Hutband. „Na schön, dann gehe ich kurz zum Fluss runter. Vor lauter Staub kann man meine Haut schon nicht mehr sehen.“
    Sie nahm sich den Hut vom Kopf und warf ihn auf eine der Strohmatten. Dann zog sie sich auch alle Haarnadeln heraus, sodass ihre Locken ihr lang den Rücken herabfielen. „Vor Einbruch der Dunkelheit bin ich zurück“, versprach sie.
    Ihre Mutter betrachtete sie schweigend, und Justine wandte sich zum Gehen. „Ich liebe dich, Justine“, rief ihre Mutter ihr nach.
    Justine nickte nur, bevor sie schnell ins Freie schlüpfte. Die Worte waren ihr unerträglich. Sie erinnerten sie so sehr an Radcliff.
    Rasch eilte sie zum Fluss hinunter, wollte ihren Eltern ebenso wie ihren eigenen Gedanken entkommen. Es war nicht weit, am Fuß des Hügels, und bald schon hörte sie das Rauschen des Wassers. Am Ufer angelangt, hakte sie ihr beigefarbenes Baumwollkleid auf und entkleidete sich bis aufs Hemd. Kleid, Strümpfe und Strumpfhalter legte sie ordentlich auf einen Felsen, ihre Stiefel stellte sie daneben.
    Sie war so dankbar, kein Korsett tragen zu müssen. Selbst ihre Mutter war der Ansicht gewesen, dass es dafür zu heiß war und wirklich keine Notwendigkeit bestand, sich derart einzuschnüren.
    Sie wand sich das lange Haar lose hinter die Ohren, damit es ihr nicht in die Augen fiele, und lief vorsichtig um die Felsen herum, damit sie sich nicht an den Steinen die Fußsohlen verletzte. Dann stürzte sie sich ins kalte, strömende Wasser. Ihre Chemise bauschte sich um ihre Beine. Kurz nahm die Kälte Justine den Atem, dann watete sie weiter hinaus, stemmte sich gegen die starke Strömung.
    Sie tauchte unter und spürte, wie der Staub und Schweiß des Tages von ihr gewaschen wurden. Prustend kam sie wieder an die Oberfläche, wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und blickte über das weite Tal, das sich am anderen Ufer erstreckte. Eine Weile stand sie nur da, lauschte dem Rauschen des Flusses und dem Zwitschern der Vögel.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so gestanden hatte, doch langsam verschwand die Sonne am Horizont, und die Nacht begann heraufzuziehen. Sie drehte sich um, wollte zurück ans Ufer und sich anziehen, als sie jäh innehielt und ihr Herz kurz aussetzte, ehe es wie wild zu schlagen begann.
    Denn dort, am Ufer, in weißem Hemd und hellbrauner Hose, den einen braun bestiefelten Fuß auf einen Felsen gestützt und den Arm aufs Knie gelegt, stand niemand anderer als Radcliff, wie er leibte und lebte.
    Ihr Mann.
    Über den schmalen Uferstreifen hinweg, der sie trennte, blickten sie einander in die Augen. Der Wind zerzauste sein dunkles Haar, ließ es um sein gezeichnetes Gesicht spielen. Als sein Blick auf ihre Brüste fiel, die sich unter der nassen Chemise allzu deutlich abzeichneten, hob er die Brauen und grinste. „Ich muss schon sagen – so prächtige wilde Tiere wie in Afrika habe ich noch nie gesehen.“
    Lachend lief sie ihm durch das Wasser entgegen. Sie konnte es noch immer kaum fassen. „Radcliff! Du bist gekommen. Du bist wirklich gekommen!“
    „Ich wäre sogar noch eher gekommen, wenn diese verdammten Ochsenkarren sich nur schneller vorwärtsbewegt hätten. Und als ich endlich hier war, warst du nirgends zu finden. Weshalb deine Eltern vorgeschlagen haben, dass ich an den Fluss gehe und hier auf dich warte.“ Mit einem Satz sprang er über
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