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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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geht es deiner Frau? Wie geht es Cokkie?“
    „Cokkie?“ Er schnalzte mit der Zunge und verdrehte die Augen. „Oh, gut. Wie immer. Nörgelt ständig.“
    Justine musste lachen. Er erinnerte sich sogar noch an ihre letzte Unterhaltung, die sie vor über zwei Jahren geführt hatten.
    Lady Marwood beugte sich vor. „Nörgeln? Wo hat er denn das aufgeschnappt?“, fragte sie ihre Tochter. „Von uns ganz gewiss nicht. Es ist das erste Mal, dass ich ihn dieses Wort benutzen höre.“
    Justine sah reumütig drein und räusperte sich. „In einem der letzten Gespräche vor unserer Abreise hatte ich mich bei ihm beschwert, dass du immer an mir und Vater herumnörgelst. Das scheint er sich gemerkt zu haben.“
    Lord Marwood lachte vergnügt. „Allerdings. Und deine Mutter nörgelt wirklich gern herum, nicht wahr, mein Schatz?“
    „Charles!“, rief Lady Marwood und gab ihm mit ihrem geschlossenen Sonnenschirm einen Klaps auf die Schulter. „ Ich nörgele ganz gewiss nicht.“
    „Oh doch, das tust du“, entgegnete Lord Marwood zärtlich.
    „Tue ich nicht. Nörgeln würde ja heißen, dass man es beständig tut und andere damit zur Weißglut bringt.“
    „Ganz genau“, erwiderte Lord Marwood.
    Justine zwinkerte Aloysius zu. „Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast.“
    Aloysius grinste, schnappte sich eine der kleinen Holzschalen mit geronnenem Ochsenblut und reichte sie ihr.
    Justine schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein danke. Lieber nicht.“
    Seufzend erhob Aloysius sich aus dem Schneidersitz und hielt ihrem Vater die Schale hin.
    „Ah, Blutpudding. Danke, Aloysius.“ Lord Marwood beugte sich über die Schale und nahm mit den Fingern ein wenig der dunkelbraunen Paste auf. „Weißt du, Justine, ich nenne es immer den Kaviar Südafrikas. Du solltest es ruhig mal probieren. Sehr lecker.“
    Justine rümpfte die Nase. „Mit Kaviar kannst du mich ebenso wenig locken wie mit gekochtem Ochsenblut. Vielleicht erinnerst du dich noch, dass ich bereits einmal davon gekostet habe. Danach habe ich zwei Tage gespuckt.“
    Lord Marwood tat es mit einem Achselzucken ab und leckte sich die braune Masse von den Fingern. „Nicht einmal die Franzosen können sich mit solcher Kochkunst messen. Habe ich recht, Aloysius, oder habe ich recht?“
    Aloysius nickte zustimmend und reichte die Schüssel an Justines Mutter weiter, die sich ebenfalls mit den Fingern bediente.
    Während die drei aßen, plauderten und sich mit Händen und Füßen verständigten, stand Justine der Sinn nach anderem. Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, zog sie aus ihrer Ledertasche den Brief und strich ihn liebevoll glatt. Endlich!
    „Justine.“ Ihre Mutter rutschte näher heran und runzelte fragend die Stirn, als sie den Brief sah. „Musst du den unbedingt jetzt lesen? Wir sind zu Besuch.“
    „Wann soll ich ihn denn dann lesen? Heute ist es genau eine Woche her, dass wir in Kapstadt angekommen sind, und ich werde keinen Augenblick länger warten. Ich bin mir sicher, dass Aloysius nichts dagegen hat. Ich kann ihm den Brief sogar zeigen, wenn ich ihn gelesen habe. Natürlich nur, wenn er nicht zu unanständig ist“, fügte sie mit unschuldigem Augenaufschlag hinzu und schob zwei Finger unter das rote Siegel, das sich in der Hitze bereits zu lösen begann. Das Wachs bog sich beiseite, anstatt zu brechen.
    Justine hielt den Atem an, während sie das Papier auseinanderfaltete, und las schließlich:
    Meine liebste Justine,
    zunächst muss ich mich dafür entschuldigen, dein Vertrauen missbraucht und dir nicht die ganze Wahrheit bezüglich deiner Reise nach Afrika gesagt zu haben. Deine Eltern haben sich ernsthaft um den Zustand unserer Ehe besorgt gezeigt und darum gebeten, dass du eine Weile von mir getrennt lebst, damit du in Ruhe entscheiden kannst, ob dein Glück wirklich an meiner Seite liegt. Wie auch immer du dich entscheidest, Liebste, muss ich dir schon jetzt dafür danken, dass du mich zu einer gründlichen Bestandsaufnahme meines Lebens angeregt hast. Du hast so viel mehr für mich getan, als ich es jemals selbst hätte tun können. Bei der Lektüre dieser schrecklichen Benimmfibel ist mir etwas klar geworden: Männer sind in mancherlei Hinsicht Frauen gegenüber im Nachteil, denn es mangelt ihnen an der Anleitung, die Frauen erhalten. Wenngleich ich vermute, dass zu viel der Anleitung wahrscheinlich auch wieder eine Last ist. Ein Mangel an moralischer Führung und ein Mangel an Verständnis für meine eigenen Bedürfnisse haben mich
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