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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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letztlich meiner Obsession ausgeliefert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass alles damit begonnen hat, in einem Alter zum Duke ernannt worden zu sein, in dem andere Jungen kaum der Kinderstube entwachsen sind. Die ständige Last der Verantwortung, die Erwartungen der anderen an mich – allen voran die meiner Mutter und meines Bruder, die stets nur ihre eigenen Bedürfnisse im Sinn hatten – weckten schon früh den Wunsch in mir, dieser Welt mit all ihren Pflichten zu entkommen. Doch ich weiß, dass ich nun, da ich zu solcher Offenheit und Erkenntnis meiner selbst gelangt bin, meine Obsession überwinden kann, und ich möchte dir dafür danken, dass du aus einem gebrochenen wieder einen ganzen Mann gemacht hast. Ich sehe deiner Antwort mit Freuden entgegen und bin mir gewiss, dass wir nicht lange voneinander getrennt sein werden.
    In ewigem Dank der deine,
    Radcliff
    Justine stockte der Atem, und trotz der sengenden Hitze wurde ihr auf einmal eiskalt. Die Hände zitterten ihr, als sie den Brief zusammenzufalten versuchte. Sie wollte Radcliffs Worte nicht mehr sehen müssen, wollte nicht glauben, dass er das zugelassen hatte – dass ihre Eltern sie voneinander trennten. Wozu? Was hatte er damit beweisen wollen?
    Nachdem sie den Brief zurück in ihre Tasche geschoben hatte, ließ sie den Blick auf ihren Eltern ruhen, die angeregt mit Aloysius über ihre Reisepläne plauderten.
    Ihre Mutter schien zu merken, dass Justine sie beobachtete, hielt inne und erwiderte ihren Blick. Nach kurzem Schweigen platzte es aus Lady Marwood heraus: „Er hat es dir gesagt.“
    Justine schluckte und nickte stumm. Ihr Vater und ihre Mutter hatten also davon gewusst. Sie hatten die ganze Zeit davon gewusst. Und hatten ihr kein einziges Wort gesagt, nicht ein einziges. Still und heimlich, kalt und berechnend, hatten sie versucht, sie und Radcliff auseinanderzubringen. Ihre eigenen Eltern, von denen sie geglaubt hatte, sie würden sie lieben.
    Lady Marwood beugte sich vor und streckte die Hand nach ihr aus. „Justine. Es musste sein. Er war dabei, dich und deinen Ruf zu zerstören, dich zum Gespött ganz Londons zu machen.“
    Tränen schossen Justine in die Augen, ließen ihr alles vor Augen verschwimmen. Hastig stand sie auf. „Wie konntet ihr nur?“, stieß sie hervor. „Wie konntet ihr nur auf den Gedanken kommen, uns voneinander zu trennen? Er ist mein Mann, und ich liebe ihn.“
    Nun erhob auch Lady Marwood sich, machte aber keine Anstalten, sich ihr zu nähern. „Wie kannst du so etwas sagen? Wie kannst du behaupten, einen Mann zu lieben, der dich all das hat durchmachen lassen? Er ist alles andere als perfekt – gelinde ausgedrückt. Siehst du das denn nicht? Du musst eine Weile von ihm getrennt sein, um deine Lage mit Abstand betrachten zu können.“
    Tränen strömten Justine über die Wangen, als sie aus dem Schatten in die sengende Glut der Sonne trat, von der sie auf einmal wünschte, sie könne den inneren Aufruhr dahinschmelzen, der ihr die Seele in Eiseskälte hatte erstarren lassen. „Was weißt du denn schon? Radcliff hat mich etwas unendlich Wertvolles gelehrt. Etwas, das ich bislang nie richtig zu schätzen gewusst habe.“ Noch immer liefen ihr Tränen über die Wangen. Ärgerlich wischte Justine sie fort. „Er hat mich gelehrt, dass Selbstrespekt viel wichtiger ist als Respekt von anderen. Und dass Liebe sich nicht in Worte fassen lässt und zudem alles andere als perfekt ist. Aber was ist schon perfekt? Nichts ist perfekt! Auch du nicht, Mutter. Und doch … und doch liebe ich dich. Oder etwa nicht? Ich liebe dich, obwohl du mir die Seele aus dem Leib gerissen hast. Als ob du ein Recht auf mein Seelenheil hättest!“
    Sprachlos sah Lady Marwood sie an, stürzte dann auf sie zu, vorbei an Lord Marwood, der stumm seine Hände betrachtete. „Justine, ich wollte dich beschützen. Ich wollte doch nur dein Bestes. Wie hätte ich denn ahnen können …“
    „Nein, das konntest du nicht. Weil du nicht gefragt hast.“ Damit wandte Justine sich um und lief zu ihrem Zelt, das am Ende des Feldes aufgeschlagen war. Wie hatten ihre Eltern und Radcliff sie nur so hintergehen können?

24. Skandal
    Würden des Lebens Härten uns nicht auch Trauer und Leid bescheren, schiene das Glück der Liebe uns wohl klein und unbedeutend zu sein. Alles hat seine Zeit und seinen Ort – oder ist, wie die Franzosen sagen würden, „mise en place“.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Zehn Wochen später
    R adcliff lockerte die
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