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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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ebenfalls diese Sitte pflegte. Sie sollte besser gar nicht daran denken, was sich unterhalb seines Nabels befand, wollte sie den eigentlichen Anlass ihres Besuches nicht aus den Augen verlieren.
    Unschlüssig stand sie da und überlegte. Sie wusste, dass Umsicht und Höflichkeit geboten waren. Immerhin störte sie ihn beim Bade. Und es war spät. „Es ist schon eine Weile her, dass wir einander zuletzt gesehen haben“, begann sie schließlich. Auf den Tag einhundertundsiebenundfünfzig Tage, um genau zu sein. „Geht es Ihnen gut?“
    Er lachte ungläubig. „Willst du mir weismachen, du hättest dir, wohlgemerkt mitten in der Nacht und bewaffnet, Einlass in mein Haus verschafft, um dich nach meinem Befinden zu erkundigen?“
    Sie krauste die Nase. Da hatte er allerdings recht. „Ähm, nein, natürlich nicht. Es ist nur so … Ich hatte mir Sorgen gemacht. Um Sie … um dich und um unser … Arrangement. Ungeachtet der Tatsache, dass du deiner Verlobten bis zum Tag der Hochzeit nicht zu begegnen wünschst, was sogar meiner Mutter befremdlich vorkommt – und sie lässt sich nicht so leicht befremden, das kann ich dir sagen –, hat uns dein Anwalt noch immer nicht über die erschwerten Umstände betreffs der Entlassung meines Vaters aufgeklärt. Ich verstehe nicht, weshalb es sich so verzögert. Das dauert nun schon fünf Wochen.“
    „Meine liebe, liebe Justine.“ Sein schmeichelnder Tonfall ließ die freundlichen Worte unaufrichtig klingen. „Wie Seine Majestät der König und Lord Winfield, durch den Seine Majestät zuallererst von den Beobachtungen deines Vaters erfuhr, zürne auch ich deinem Vater noch sehr – wenngleich aus anderen Gründen. Mag sein, dass ich etwas unbedarft bin, aber was hat ihn nur geritten, entgegen des Rats seines Mäzens, sprich entgegen meines Rats, nicht nur ein, sondern gleich dreihundert Exemplare seiner Beobachtungen zu veröffentlichen, die den meisten Menschen als bestialisch erscheinen müssen? Es war zu erwarten, dass Seine Majestät ein Exempel an ihm statuieren würde. Und nachdem ich entdeckt hatte, dass eine jede dieser Ausgaben mir gewidmet war, hätte ich das Statuieren des Exempels am liebsten gleich selbst übernommen. Dankt man mir so Jahre der finanziellen Unterstützung? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie viele Briefe ich Seiner Majestät schreiben musste, um für die Beteiligung an den Machenschaften deines Vaters Abbitte zu leisten?“
    Justine konnte nachvollziehen, dass er außer sich war. Aber darüber schien er vergessen zu haben, dass ihr Vater die Widmung als Zeichen des Respekts und der tiefen Dankbarkeit gemeint hatte. Denn hätte der Duke ihn nicht so großzügig unterstützt – eine Unterstützung, die zu gewähren sonst niemand willens gewesen war –, hätte ihr Vater seine Feldforschungen in Südafrika niemals betreiben können. Ihr Vater war zwar ein Earl, doch ein Mann von mehr als bescheidenen Mitteln, der sich gerade mal ein kleines Stadthaus in ordentlicher Londoner Lage erlauben konnte.
    Justine blickte auf den blank polierten Türknauf und zwang sich zur Zuversicht, wenngleich ihr schon jetzt törichte Tränen in den Augen brannten. „Bitte versprich mir, dass dies nichts an deiner Entscheidung ändert, ihm zu helfen“, bat sie. „Er ist am Ende seiner Kräfte, Bradford. Er verweigert das Essen. Noch nie habe ich ihn so schwach und elend gesehen.“
    Bradford seufzte so vernehmlich, dass sie es gar nicht überhören konnte. „Nicht ich bin es, der über seine Freilassung entscheidet.“
    Sie horchte auf. „Was soll das denn heißen?“
    Drinnen herrschte Schweigen, begleitet von leisem Plätschern. „Du solltest wissen, dass mein Anwalt diesen Fall mit größter Sorgfalt verhandelt. Was du nicht wissen kannst, ist, dass Lord Winfield, als er von meinen Absichten Kenntnis erlangt hatte, seinerseits Seine Majestät davon in Kenntnis gesetzt hat, welcher daraufhin verfügte, die Kosten für das Verfahren um weitere zweitausend Pfund zu erhöhen. Kaum war mein Anwalt diesen neuerlichen Forderungen nachgekommen, wurden die Gerichtskosten abermals erhöht. Und noch einmal. Und noch einmal.“
    Ungläubig riss Justine die Augen auf. „Was hat Lord Winfield gegen meinen Vater, um ihn derart zu drangsalieren?“, rief sie. „Sie waren doch mal Freunde!“
    „Betonung auf waren. Lord Winfield verabscheut Sodomiten, Justine. Gerüchten zufolge soll seinem Sohn vor vielen, vielen Jahren im zarten Alter von sechzehn Jahren Gewalt
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