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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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ihr Gesicht, und auf einmal wurden ihre Züge ganz sanft. „Ich … oh, wie furchtbar! Was ist nur mit deinem Gesicht geschehen?“
    Da er wenig geneigt war, ihr zu erzählen, was sich zugetragen hatte, noch dazu, da er nackt war, zuckte er bloß die Achseln. „Kleine Streiterei. Nicht weiter schlimm.“ Zumindest nicht im Vergleich zu dem, was Matilda Thurlow von den sechs Männern angetan worden war, die ihm das Gesicht gespalten hatten.
    „Eine kleine Streiterei?“, wiederholte sie entsetzt. „Nicht weiter schlimm? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, jemand habe dir mit dem Messer das Gesicht aufgeschlitzt.“
    Er hatte wirklich keine Lust, über das zu sprechen, was an jenem Abend vor acht Monaten passiert war. „Es lässt sich nicht mehr ändern. Kein Grund, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen.“
    Entgeistert starrte sie ihn an. „Würdest du wohl aufhören, so abweisend und gleichgültig zu sein? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du hast dich acht Monate lang nicht blicken lassen. Welcher Mann tut so etwas?“
    Radcliff versuchte, sich von ihren Worten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Der Grund meines Rückzugs hat nichts mit meiner Verletzung zu tun. Zu gegebener Zeit werde ich es mit dir besprechen. Jetzt jedoch bitte ich dich zu gehen. Du hast schon mehr zu sehen bekommen, als mir schicklich scheint. Noch sind wir nicht Mann und Frau.“
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Solange du ständig mir und meinen Fragen ausweichst und zulässt, dass mein Vater entgegen allen geltenden Rechts in Haft behalten wird, werde ich weder gehen noch dich heiraten. Dir wird doch etwas einfallen, das du für ihn tun kannst!“
    Hatte er ihren Vater und seine Forschungen nicht schon genug unterstützt? Forschungen, die Radcliff seit vielen, vielen Jahren gefördert hatte, weil er schon immer der Ansicht gewesen war, dass man die Menschheit darüber aufklären müsse, was sie im Grunde alle waren – nämlich Tiere. Nur war ihm die Tragweite der gewonnenen Erkenntnisse nicht bewusst gewesen.
    Seine Beobachtungen der Fortpflanzungsgewohnheiten von über einhundert Säugetieren Südafrikas hatten den Earl Rückschlüsse von den Beziehungen des Tierreichs auf jene des Menschen ziehen lassen. Seine Erkenntnisse galten ihm als Beweis, dass Bindungen nicht notwendigerweise zwischen einem Mann und einer Frau bestehen mussten, dass es – ebenso wie in der Natur – auch Paarungen von Mann und Mann oder Frau und Frau geben konnte.
    Faszinierende Feststellungen, doch bei Weitem zu liberal und brisant für englische Verhältnisse. Aus dem Grund hatte Radcliff dem Earl auch das Versprechen abgerungen, seine Beobachtungen erst dann publik zu machen, wenn sämtliche Sodomistengesetze gelockert worden wären.
    Doch weit gefehlt. Ein Jahr darauf stand Radcliff mit einem entstellten Gesicht da und einem Bruder, der ihn auf ewig hassen würde, doch eines war ihm geblieben: Justines allwöchentliche Briefe. Obwohl er nicht einen einzigen erwidert hatte, da er sie in ihrer Obsession nicht noch hatte ermutigen wollen – von der seinen ganz zu schweigen –, hatte sie nicht aufgehört, ihm zu schreiben, und ihn so während der langen Monate seines Rückzugs bei Verstand gehalten.
    Und dann musste der Earl seine Beobachtungen zur Unzeit veröffentlichen, was besagte Folgen nach sich zog, durch welche sich wiederum seine Tochter genötigt sah, dem Förderer ihres Vaters ein Angebot zu unterbreiten, das es Radcliff unmöglich machte, sich noch länger zurückzuhalten. Wenn schon ihre Briefe ihm Trost in seinen dunkelsten Stunden gewesen waren, was könnte sie ihm erst sein, wenn sie seine Frau wäre?
    Justine musterte ihn mit kaltem Blick. „Du hörst mir nicht mal zu, oder? Dir scheint das alles völlig gleich zu sein.“
    „Keineswegs“, meinte er ruhig. „Und ich höre dir zu.“
    Sie ließ die Arme wieder sinken und sprach zu ihm, als bemerkte sie seine Blöße gar nicht. „Selbst dein Bruder besaß den Anstand, mir anzubieten, bei Seiner Majestät vorstellig zu werden. Könntest du das nicht auch tun?“
    Radcliffs Miene verfinsterte sich. Was wusste sein Bruder schon von Anstand? Was immer Carltons Gründe sein mochten, sich Justines Nöten anzunehmen, mit Anstand oder Mitgefühl hatte es gewiss nichts zu tun. Eines war Radcliff sich jedoch gewiss: Es würde nur einen Kapitän an Bord dieses Schiffes geben, und das würde nicht Carlton sein.
    Ohne Rücksicht auf
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