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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Autoren: Tricia Rayburn
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Kapitel 1
    W ir waren kaum eine Stunde unterwegs, da fing es an. Herzflattern, weiche Knie und eine zugeschnürte Kehle, bei der sich jeder Atemzug anfühlte, als würde ich Glassplitter statt frischer Luft in meine Lunge saugen. Diese Gefühle waren mir nicht neu. Seit fast einem Jahr schickte mein Körper mir solche Signale, wann immer ich zu viel Energie verlor, schwach und matt wurde … austrocknete.
    Der Unterschied war, dass ich diesmal nicht an Durst litt. Wir hatten mehrere Raststätten entlang des Highways besucht, um sicherzugehen, dass ich genug Flüssigkeit bekam.
    Nein, diesmal hatte ich einfach nur Panik.
    »Möchtest du Chips?«
    Eine Riesentüte erschien zwischen den Autositzen und wurde aufmunternd geschüttelt.
    »Deine Lieblingssorte«, fügte Mom hinzu. »Salz und Balsamico.«
    »Sehr viel Salz«, fügte Dad hinzu.
    Ich sah zu, wie er einen Salzstreuer aus dem Becherhalter nahm und den Inhalt großzügig über den Tüteninhalt verteilte. Während die weißen Körner auf die Chips rieselten, kam mir der Gedanke, dass der bloße Anblick dieses Snacks mir eigentlich den Magen hätte umdrehen sollen. Tat er aber nicht.
    »Danke«, sagte ich, »aber ich habe keinen Hunger.«
    »Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen«, erwiderte Mom. »Und in deinem Abendessen hast du gestern auch nur herumgestochert.«
    »Ich spare mir meinen Appetit eben auf. Für die Pommes im Harbor Homefries .«
    Mom warf Dad einen Blick zu, und er nickte so unmerklich, dass ich es nur sah, weil ich darauf wartete.
    »Wisst ihr was?«, sagte er, legte die Tüte zurück auf die Konsole und stellte den Salzstreuer in den Becherhalter. »Ein paar von meinen Studenten haben diesen Sommer ein Ferienhaus in Kennebunkport gemietet und mir erzählt, das sei jetzt die fetteste Location überhaupt.«
    »Die fetteste Location?«, fragte ich ungläubig.
    »Na ja, du weißt schon … cool … flippig. Eine dieser jungen Dichterseelen ging so weit, den Ort als Megahammer zu bezeichnen.«
    »Wow, megahamma«, sagte Mom.
    Dad schaute sie an. »Wieso klingt das nur halb so lächerlich, wenn du es sagst?«
    »Weil ich es richtig ausspreche.« Sie versuchte, im Rückspiegel meinen Blick aufzufangen. »Man sagt es mit einem ›a‹ am Ende wie bei ›Digga‹. Stimmt doch, Schatz?«
    Ich wandte den Kopf ab und schaute aus dem Fenster. »Ja, ich glaube schon.«
    »Na gut«, gab Dad zu. »Wenn unsere baldige Dartmouth-Studentin dir recht gibt, muss es wohl stimmen.«
    Ich lehnte die Stirn an das Glas und blinzelte das Erinnerungsbild altertümlicher, mit Efeu umrankter Universitätsmauern weg.
    »Jedenfalls ist in der Stadt ziemlich viel los, sie liegt am Wasser und soll hübsch sein. Vielleicht könnten wir sie uns ansehen. Gleich jetzt, meine ich.«
    »Ja, gute Idee«, stimmte Mom zu. »Wir sind ja schon fast bei der Abfahrt.«
    Ich richtete mich auf. »Haben wir nicht einen Termin?«
    »Stimmt«, bestätigte Mom, »aber den können wir verschieben.«
    »Du hast alles seit Wochen geplant. Wieso plötzlich dieser Umweg?«
    »Wieso nicht?«, fragte Mom. »Es kann nie schaden, sich Alternativen anzuschauen. Das gilt besonders für den Wohnungsmarkt.«
    »Aber unser Ziel liegt auch am Wasser, und einen schöneren Ort kann es gar nicht geben.« Ich bemühte mich um ein Lächeln. »Außerdem dürfte es nach dem letzten Sommer längst nicht so überlaufen sein wie sonst.«
    Der letzte Satz sollte die Stimmung auflockern, was absolut nicht gelang. Immerhin hatte mein erbärmlicher Versuch eine Wirkung, nämlich dass die Gute-Laune-Fassade meiner Eltern in sich zusammenbrach.
    »Wir müssen nicht dorthin zurückkehren«, erklärte Mom und umklammerte das Lenkrad fester.
    »Wir können die Ferien verbringen, wo immer wir wollen«, stimmte Dad zu. »Mal was Neues ausprobieren.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Das erzählt ihr mir seit sechs Monaten regelmäßig. Aber ihr müsst euch nicht so viele Gedanken machen. Ich will nichts Neues probieren.«
    Mom warf einen Blick über die Schulter. Ihre Lippen waren zu einer dünnen, geraden Linie zusammengepresst. Ich wusste trotz der Sonnenbrille, dass sie mich mit zusammengezogenen Brauen und verengten Augen betrachtete.
    »Bist du sicher, Vanessa? Ich meine, wirklich sicher? Natürlich bist du seit … damals … schon öfter kurz in Winter Harbor gewesen, aber das war etwas anderes.« Sie zögerte, bevor sie fortfuhr: »Diesmal haben wir Sommer .«
    Das Wort hing wie eine drückende Gewitterwolke in der
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