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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz
Autoren: Jason Dark
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Auch ich hatte in die Höhe geschaut. Allerdings nicht lange. Dann war ich durch die offene Haustür gestürmt und die Treppen hoch gerannt. Es gab zwar einen Lift, aber ihn zu holen, hätte mich Zeit gekostet, und die wollte ich nicht vergeuden.
    Jetzt war ich außer Puste, denn fünf Stockwerke ließen sich nicht so einfach wegstecken.
    Die Stufen lagen nun hinter mir. Ich musste nur noch den kurzen Weg bis zur Tür laufen, die aufs Dach führte. Ich vergaß meinen Zustand und dachte nur noch an das Leben, das es zu retten galt.
    Viel hatte ich von der Frau nicht gesehen. Und doch hatte ich erkannt, dass sie noch recht jung war. Das blonde Haar hatte im Wind geflattert wie eine Fahne. Und ich hatte noch gesehen, dass sie ein dunkles Kleid oder dünnen Mantel trug.
    Ich hoffte nicht, dass sie schon gesprungen war. Das hätte ich unter Umständen auch gehört. Dann wäre der Schrei der Neugierigen bis an meine Ohren gedrungen.
    Tief durchatmen. Ich durfte nicht wie ein Berserker auf das Dach stürmen und die Lebensmüde erschrecken.
    Warum warf jemand sein Leben so einfach weg?
    Ich wusste es nicht, weil für mich der Gedanke, einen Freitod zu wählen, völlig absurd war. Ich wollte auch nicht den Richter spielen, denn es gab nun mal viele Menschen, die mit ihren Problemen nicht mehr fertig wurden.
    Der Wind fuhr durch die hin und her schwingende Tür in mein Gesicht.
    Die Wetterfrösche hatten von einer zu warmer Temperatur für den Monat Januar gesprochen. Das konnte ich nicht unterschreiben, denn ich empfand den Wind als recht kalt.
    Als ich die Tür erreichte, ging es mir wieder besser. Ich hatte meinen Atem unter Kontrolle, und ich konnte einen Blick auf das Dach werfen.
    Es war recht groß, es war auch flach, aber es war nicht mit einem Gitter umgeben. Man musste nur auf eine niedrige Mauer steigen, um in die Tiefe springen zu können.
    Das hatte die Frau getan.
    Ich war irgendwie erleichtert, dass sie noch immer an derselben Stelle stand. Allerdings nicht starr. Sie stemmte sich gegen den Wind und bewegte sich dabei. Manchmal breitete sie die Arme aus, sodass ich schon befürchtete, sie plötzlich in der Tiefe verschwinden zu sehen.
    Dann wiederum tat sie nichts und blieb starr wie eine Salzsäule.
    Auch mich erwischte der Wind. Es war eine einzelne Bö, die mich packte und fast zur Seite geschleudert hätte. Ich duckte mich und bewegte mich lautlos vorwärts, um so nahe wie möglich an die Frau heranzukommen.
    Erst dann wollte ich sie mit ruhiger Stimme ansprechen.
    Das Bild, das ich von unten gesehen hatte, hatte mich nicht getäuscht.
    Die blonde Frau trug tatsächlich einen dünnen Mantel von grauer Farbe.
    Er war für den Wind zu einem Spielball geworden und machte es ihr nicht leicht, das Gleichgewicht zu bewahren.
    Noch immer stand sie mehr oder minder sicher auf dem Sims, und bei ihren Bewegungen musste es den Gaffern unten auf der Straße so vorkommen, als würde sie Theater spielen.
    Ich wusste nicht, ob jemand die Feuerwehr alarmiert hatte. Wenn ja, dann recht spät, denn die Sirenen der Fahrzeuge waren noch nicht zu hören. Die Geräusche, die ich mitbekam, stammten vom Wind, der knatternd meinen Kopf umfuhr.
    Sie drehte den Kopf nicht, und so hatte sie mich auch noch nicht entdeckt. Es war natürlich von Vorteil, denn so konnte ich ungesehen näher an sie herankommen. Ich wollte sie erst ansprechen, wenn ich eine bestimmte Entfernung zu ihr erreicht hatte.
    Ich hörte sie reden.
    Oder war es ein Schreien? Wegen der lauten Windgeräusche war es für mich nicht so leicht herauszufinden. Die Frau konnte durchaus ihren Lebensfrust hinausschreien. Ich verstand nichts, weil ihr die Worte praktisch von den Lippen gerissen wurden.
    Wie stellte ich es am besten an? Welche Distanz war die richtige?
    Es konnte mir niemand einen Rat geben, da musste ich mich schon auf mein Glück verlassen und auf meine Nase.
    Ich sah, dass sie sich plötzlich nicht mehr bewegte.
    War das der Anfang vom Ende?
    Ich hielt mich nicht mehr zurück und sprach sie an.
    »Bitte, tun Sie es nicht!«
    Meine lauten Worte waren nicht zu überhören. Möglicherweise erreichten sie sogar die Ohren der Leute unten auf der Straße, so genau wusste ich das nicht. Ich wusste jedenfalls, dass sie mich verstanden hatte.
    »Bitte, tun Sie es nicht!«
    Die Frau sprang auch noch nicht. Sie blieb auf der Mauer oder dem Sims stehen und stemmte sich auch weiterhin gegen den Wind. Aber sie reagierte auf mich, denn sie antwortete mir.
    »Hau
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