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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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stieß einen so abgrundtiefen Seufzer aus, als wäre seine Mutter samt aller Anverwandten gestorben, tauchte die Rosshaarbürste dann wieder in den Eimer mit Seifenlauge und schrubbte eifrig weiter.
    Der Butler schloss die Tür und sah sich beunruhigt nach Justine um, während er die Riegel vorlegte. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus zu warten, während ich Seine Gnaden von Ihrem Eintreffen in Kenntnis setze.“
    Justine drehte sich zu ihm um und zielte mit der Pistole wieder auf den Butler. „Damit Seine Gnaden mir durch die Hintertür entwischen kann? Ganz sicher nicht.“ Sie umfasste den Kolben fester und versuchte, den Butler mit einem tödlichen, unerbittlichen Blick einzuschüchtern. „Sie bringen mich besser zu ihm.“
    Langsam bewegte sie sich auf die weit geschwungene Mahagonitreppe zu und musterte die mit grauer Seide bespannten, mit goldgerahmten Spiegeln und überdimensionierten Familienporträts geschmückten Wände.
    Nichts hatte sich verändert. Alles schien ganz genauso wie an jenem Abend zu sein, als sie dieses Haus zum ersten Mal betreten hatte. Jener wunderbare Abend, als sie und ihre Eltern anlässlich ihrer Rückkehr aus Afrika beim Duke of Bradford als dessen Ehrengäste diniert hatten.
    Wie beeindruckt sie gewesen war! Doch was sie an jenem Abend – und später – noch viel mehr beeindruckt hatte als das imposante Haus, war der Duke of Bradford höchstselbst gewesen. Nie in ihrem ganzen Leben war sie einem besser aussehenden, charmanteren und intelligenteren Mann begegnet. Da half es auch nicht, dass ihre Eltern einwandten, einer Achtzehnjährigen, die seit ihrem siebten Lebensjahr in Zelten und Strohhütten gelebt hatte, müsse wohl alles beeindruckend erscheinen.
    Der Butler gab sich brummelnd geschlagen und stolzierte an ihr vorbei. „Wenn ich bitten dürfte, Mylady.“ Er deutete die Treppe hinauf. „Zum Schlafgemach Seiner Gnaden geht es hier entlang.“
    Justine spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, als sie dem Butler hinterherblickte, der bereits auf dem Weg nach oben war. Diese Unternehmung war wirklich äußerst verwegen! Aber auch wenn die Umstände unerfreulich waren – hatte sie nicht schon immer wissen wollen, wie das Schlafgemach des Dukes wohl aussah?
    Auf halber Höhe blieb der Butler stehen und schaute fragend zu ihr.
    Sie räusperte sich und raffte sichtlich um Fassung bemüht den Saum ihrer Röcke. Nein, sie würde nicht die Contenance verlieren. Ganz gleich, wie aufgeregt man auch sein mochte, eine Frau hatte stets eine gewisse Würde und ihren Stolz zu wahren.
    Die Pistole nach wie vor auf den Butler gerichtet, stieg sie die Treppe hinauf. Als sie oben angelangt war, musste sie sich beeilen, um den Mann wieder einzuholen, der mit der Anmut eines erbosten Elefanten den breiten Korridor hinabpreschte.
    Im Vorbeigehen warf sie einen flüchtigen Blick auf die lange Reihe von Porträts, doch das Bildnis einer jungen Frau in einem weißen, fließenden Brokatgewand ließ sie innehalten. Die junge Frau war von atemberaubender Schönheit und blickte mit großen graublauen Augen, deren Ausdruck schüchtern und aufreizend zugleich war, auf Justine herab.
    Die Kerzen der Wandleuchter tauchten das Gesicht der jungen Frau in ein warmes Licht und hüllten den Rest des Gemäldes in Schatten. Ihre Haut war makellos, das blasse Gesicht von blonden Locken umkränzt. Ein feines Lächeln spielte um ihre Lippen.
    Justine ließ die Pistole sinken und blinzelte ungläubig. Wer war diese Schönheit? Und vor allem: Wie stand sie zu Bradford? War sie eine Schwester oder eine Cousine, von der sie nur nichts wusste? Oder war sie, Gott bewahre, seine Geliebte? Er hatte bekanntermaßen die Neigung, sich immerzu mit wenig respektablen Damen zu umgeben, was, wenn man den Gerüchten Glauben schenken wollte, ihm auch sein derzeitiges Missbefinden eingebracht hatte.
    „Eben wünschten Sie Seine Gnaden dringlichst zu sehen, scheinen es nun aber nicht besonders eilig zu haben“, ließ sich der Butler vom Ende des Korridors vernehmen.
    Justine riss sich von dem wundersamen Bildnis los und hastete weiter.
    Der Butler hatte derweil eine getäfelte Tür geöffnet und war hindurch verschwunden. Justine folgte ihm und fand sich in einem Schlafgemach wieder, das so groß und weit wie die afrikanische Steppe war.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah sich um, während der Butler an einem großen Baldachinbett mit schweren roten Samtvorhängen vorbeimarschierte, das er keines Blickes
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