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Love Train

Love Train

Titel: Love Train
Autoren: Katrin Lankers
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Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet ein Paar High Heels für mich mal Schicksal spielen würde? Dabei trage ich gar keine. Aber genau so war’s!
    aus Lenas Tagebuch
    An einem ruhigen Sonntagnachmittag, wenige Tage vor Beginn der Sommerferien, rief das Schicksal bei uns an. Das Telefon klingelte, aber ich blieb auf meinem Bett liegen und stellte die Musik lauter. Wer immer da telefonisch unseren Hausfrieden störte, wollte garantiert nicht mich sprechen, sondern Juli.
    Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits geahnt, dass dieser Anruf mir meine gesamten Sommerpläne versauen würde … Ich wäre von meinem Bett gesprungen und die Treppe heruntergerast, um noch vor meiner Schwester am Telefon zu sein – und hätte mir unterwegs nach Möglichkeit beide Beine gebrochen. Ahnte ich aber nicht. Ich lag auf dem Bett, hörte Musik und trauerte.
    Â»Don’t you ever leave me, don’t you ever go«, sang Joey mir durch die Stöpsel meines iPods direkt ins Ohr, und ich musste blinzeln, weil mir wieder Tränen in die Augen stiegen. »Your love is so special, you’re my only one«, fuhr Joey fort, und natürlich kullerten mir dabei die ersten Tränen aus den Augenwinkeln über die Schläfen und versickerten im Kissen, das ohnehin schon ganz feucht von meinem Geheule war.
    Denn Joey hatte genau das vor: mich zu verlassen!
    Und nicht nur er. Die fünf Jungs von No Way – der besten Band aller Zeiten – hatten gestern angekündigt, dass sie sich trennen würden, und zwar schon diesen Sommer. Fünf Konzerte waren noch geplant, eins auf jedem Kontinent, dann sollte Schluss sein. Bei dem Gedanken konnte ich ein leises Aufschluchzen nicht unterdrücken. »You are the girl of my dreams«, sang Joey und die anderen stimmten in den Refrain ein: »Don’t you ever leave me …«
    Nein, Joey, ich werde dich nie verlassen, dachte ich. Ich werde dich immer lieben! Denn ich liebte Joey schon so lange, seit über einem Jahr, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder etwas Ähnliches für einen anderen Jungen zu empfinden.
    Könnte ich ihn doch nur einmal treffen …, dachte ich, und während ich »Dreamgirl« in Endlosschleife hörte, verlor ich mich in einem meiner Tagträume. Ich sah mich auf dem Konzert von No Way in der allerersten Reihe, direkt vor der Bühne, stehen, und während Joey »You are the girl of my dreams« anstimmt, schaut er mich an, die ganze Zeit über. Der Blick seiner knallblauen Augen bohrt sich in meinen, während er den Song nur für mich singt, es gibt nur noch uns beide. Und dann, am Ende des Stücks, kommt er an den Rand der Bühne und streckt mir seine Hand entgegen. Ich greife danach und er zieht mich zu sich hoch. Die Menge tobt, doch wir hören nichts außer dem Klopfen unserer Herzen, als wir uns küssen.
    Poch, poch, POCH!
    Heftiges Hämmern gegen meine Zimmertür riss mich aus meinen Träumereien. Widerstrebend zog ich die Stöpsel aus meinen Ohren, als bereits die Tür aufflog und Juli ins Zimmer stürmte.
    Â»Ich hab dich nicht reingebeten«, brauste ich sofort auf und schoss vom Bett hoch.
    Â»Bist du nicht langsam zu alt für diesen Kinderkram?« Juli ignorierte meine Empörung einfach. Ihr verächtlicher Blick glitt über die No-Way -Plakate über meinem Bett und blieb an den Ohrstöpseln auf dem Kissen haften, aus denen noch immer, wenn auch gedämpft, Joeys Stimme zu hören war.
    Ich hasse es, wenn Juli das tut. Bei jeder Gelegenheit muss sie mir vorhalten, dass sie bereits achtzehn und somit zwei Jahre älter ist als ich. Dabei benimmt sie sich meistens so, als ob es umgekehrt wäre! Hektisch wischte ich mir die Tränenspuren von den Wangen und machte eine gelangweilte Miene.
    Â»Das geht dich gar nichts an, Miss Supererwachsen. Immerhin spielst du noch mit Barbies.«
    Â»Ich spiele nicht mit ihnen, ich style sie«, ließ sich Juli zu einer Verteidigung hinreißen. Ha, Punkt für mich!
    Â»Wie auch immer.« Juli wuschelte mit spitzen Fingern den ultrakurzen Pony ihres ultrakurzen Haarschnitts in Form. Pixie hieß diese Frisur, wie Juli jedem erklärte, der weniger Ahnung von Mode hatte als sie selbst – also so ziemlich jeder. »Unsere Eltern wollen mit dir reden.«
    Ups. Warum das denn? Hatte ich etwas ausgefressen? Wohl kaum. Ich hatte den ganzen Tag tiefdeprimiert auf dem Bett
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