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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte
Autoren: Delilah Marvelle
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es zur Hochzeit kaum mehr eine Woche hin. Der Anwalt des Dukes hatte ihr zwar wiederholt versichert, dass alles ganz geordnet seinen Gang gehe, aber Justine wollte mehr als beschwichtigende Worte.
    Mr Kern, der nicht von ihrer Seite gewichen war, räusperte sich diskret. Vermutlich wartete er darauf, endlich für seine Dienste der vergangenen Wochen entlohnt zu werden. Er warf einen Blick auf ihr Retikül. „Mylady.“ Er zeigte darauf. „Ich dachte, Sie wollten nur einen Besuch in aller Freundschaft machen.“
    Justine blickte hinab auf ihre kleine, mit Bändern zusammengeschnürte Tasche, die sie am Handgelenk trug. Wie der Kopf eines Maulwurfs aus einem Erdhügel ragte oben der Rosenholzkolben der Pistole ihres Vaters heraus.
    Sie schützte ein entschuldigendes Lachen vor. „Das soll es in der Tat sein, Mr Kern. Ich dachte nur, es könne nicht schaden, die Dienstboten ein wenig einzuschüchtern. Wobei mir einfällt …“ Sie kramte in ihrem Retikül und zog das Elfenbeinhorn mit dem Schießpulver hervor.
    Mr Kern regte sich nicht, er sah sie nur an.
    Nach mehreren erfolglosen Anläufen, das Behältnis zu entkorken, seufzte Justine hörbar enerviert, grub ihre Fingernägel unter den Rand und versuchte es mit Gewalt. Der Korken schnellte heraus.
    Mr Kern sprang rasch beiseite, als eine gewaltige Schießpulverwolke aufwirbelte, die sich Justine auf Gesicht, Umhang und Kleid legte. Eine körnige, schwefelige Substanz stieg ihr in die Nase. Justine würgte und ließ das Pulverhorn fallen. Scheppernd landete es auf den Pflastersteinen. Hektisch klopfte sie sich Gesicht und Kleider ab. Ausgerechnet jetzt …
    Jäh hielt sie inne, als sie das Pulverhorn kopfüber auf dem Boden liegen sah. Oh nein, auch das noch. Sie hob es auf, schüttelte es prüfend und stöhnte angesichts des spärlichen Rests, der darin verblieben war. Wie schnell sie doch wie all die anderen Londoner Damen geworden war. Zu nichts zu gebrauchen, absolut nutzlos, nicht einmal dazu in der Lage, eine Pistole zu laden. Ihr Vater wäre entsetzt gewesen über so viel Unfähigkeit.
    Gereizt drückte sie dem Kutscher das Horn in die Hand. „Hier, Mr Kern. Reines Elfenbein und mehr wert, als ich Ihnen schuldig bin. Damit sind Sie offiziell von Ihren Pflichten entbunden. Ich danke Ihnen.“
    „Haben Sie vielen Dank.“ Er tippte sich kurz an seine Kappe und ging zurück zur Droschke, wobei er seinen wunderlichen Lohn eingehend musterte.
    Wenn doch nur die Wärter in Marshalsea ebenso leicht zufriedenzustellen wären!
    Tief seufzend betrachtete Justine die Pistole. Sie könnte auch einfach so tun, als wäre sie geladen. Dann bekäme sie zumindest weniger Scherereien, sollte die Obrigkeit hinzugerufen werden, denn wie bedrohlich war schon eine ungeladene Pistole? Mit einem leisen Klicken spannte sie den Hahn, steckte die Waffe zurück ins Retikül und steuerte auf das fast dunkel daliegende Haus zu. Ungehindert gelangte sie durch das hohe schmiedeeiserne Tor, das zu schließen praktischerweise vergessen worden war.
    Sie eilte die unbeleuchtete Treppe hinauf und blieb vor der Tür stehen. Ein letztes Mal wischte sie sich aus dem Gesicht, was dort noch an Schießpulver sein mochte, holte einmal tief Luft und betätigte den Klopfer. Dann die Klingel.
    Drinnen hallten Schritte wider. Dann endlich wurden die Riegel zurückgeschoben, die Tür tat sich auf, und warmes goldenes Licht schien hinaus auf die weiten Stufen.
    Ein massiger blonder Mann baute sich vor ihr auf. Ein Mann, den sie noch von keinem ihrer früheren Zutrittsversuche kannte. Über einen sich spannenden Kragen ragte ein wuchtiges Kinn, und sein runder Bauch drohte alle Knöpfe seiner unter der dunklen Livree hervorblitzenden bunt bestickten Weste zu sprengen. Er war zwei Köpfe größer als sie, ein Schrank von einem Mann, der nun einen Schritt auf sie zu machte.
    Sie wich zurück. Das Herz raste ihr in der Brust. Herrje, was hatte seine Mutter ihm bloß zu essen gegeben? Ganz gewiss nicht nur Porridge.
    Sie wagte ein Lächeln und hoffte, dass dieser neue Diener sich trotz seiner einschüchternden Statur kooperativer als seine Vorgänger zeigen würde. „Verzeihen Sie die späte Stunde, Sir, und meinen etwas derangierten Aufzug, aber ich hoffte auf eine Audienz bei Seiner Gnaden. Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass seine Verlobte, die künftige Duchess, ihn zu sprechen wünscht und dass es dringlich ist?“ Sie zögerte kurz, ehe sie hinzufügte: „Sehr dringlich.“
    Der Mann musterte sie
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