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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts
Autoren: Peter Freund
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Kapitel 1
    Der
Todesdämon
     
       
     
    ukas Leander zuckte zusammen. Er trat auf die Bremse seines Mountainbikes und starrte wie gebannt nach vorn. Auf einer Hügelkuppe, kaum hundert Meter von ihm entfernt, erschien urplötzlich ein riesiger schwarzer Schemen, der sich wie eine düstere Drohung gegen den bleigrauen Februarhimmel abzeichnete.
    Es war ein Reiter, ganz in Schwarz gekleidet, auf einem pechschwarzen Pferd.
    Im selben Augenblick verdunkelte sich der Himmel. Das Licht verblasste, als habe jemand einen dichten Schleier über die fahle Spätwintersonne geworfen.
    Lukas begann zu zittern. Obwohl es für die Jahreszeit ungewöhnlich mild war, erfasste ihn Eiseskälte. Sie kroch ihm in die Hosenbeine, unter die Mütze und den Anorak und überzog seinen gesamten Körper mit einer Gänsehaut. Ihm war, als marschiere eine Armee winziger Schneetrolle über seinen Rücken. Die Haare im Nacken richteten sich auf wie bei einem Hund, der Gefahr witterte.
    Dann hörte Lukas ein Krächzen, schrill und bedrohlich. Er blickte auf und sah die Krähen: Es mussten Tausende von schwarzen Vögeln sein, die wie eine riesige Wolke über den Himmel zogen und geradewegs auf ihn zuflogen. Ihre Schreie klangen so verzerrt, als kämen sie aus einer fremden Welt.
    Zugleich vernahm er das heisere Bellen von Hunden. Lukas senkte den Blick und erkannte zu seinem Entsetzen, dass der Reiter auf der Kuppe von einer Meute riesiger Hunde umgeben war – dunkle Bestien, die wie aus dem Nichts gekommen waren und ihn mordlüstern anfunkelten.
    Lukas erstarrte. »O nein!«, stöhnte er atemlos.
    Da stieß der Reiter dem Pferd jäh die Sporen in die Flanken, sodass es einen Satz nach vorn machte und in wilden Galopp verfiel. Die Hundemeute folgte ihm mit lautem Kläffen.
    Der unheimliche Rappe mit der Spukgestalt auf dem Rücken stürmte direkt auf den Jungen zu. Seine Augen funkelten feuerrot, und aus den Nüstern wehte schwefliger Dampf. Die mächtigen Hufe trommelten über den gefrorenen Boden.
    Lukas war zu keiner Bewegung fähig. Als stünde er unter einem geheimnisvollen Bann, verharrte er reglos an Ort und Stelle und sah der schattengleichen Gestalt mit eisigem Grauen entgegen.
    Sie kam näher, immer näher.
    Immer bedrohlicher schien sie über Lukas aufzuragen.
    Mit einem Mal wurden die Konturen des Reiters schärfer wie die Bilder eines unscharfen Films, die nach dem Justieren des Projektors plötzlich klarer hervortreten. Lukas sah die Gestalt nun viel deutlicher, und der Anblick war so entsetzlich, dass dem Jungen beinahe das Herz stehen blieb.
    Das war kein Mensch, sondern ein schreckliches Wesen, scheinbar geradewegs einem Horrorfilm entsprungen. Der Kopf mit den beiden Hörnern glich dem eines Monsters. Das mit schrundigen Narben und eitrigen Warzen überzogene Gesicht war tiefschwarz. Ein dumpfes rotes Glühen lag in den Augen, die Pupillen leuchteten schwefelgelb, und die Iris glänzte schwarz wie Kohle. Hauerartige Eckzähne ragten aus den von langen Barteln verunstalteten Mundwinkeln. Am Kinn hing ein strähniger schwarzer Ziegenbart, und aus dem Rücken des Reiters ragte ein riesiges Paar dunkler Fledermausflügel. Lukas glaubte, den Verstand zu verlieren!
    Dann erkannte er auch noch, dass das Monster gar kein Pferd ritt. Das nachtschwarze Tier musste vielmehr ein Einhorn sein, denn auf der Stirn prangte ein langes Horn, spitz und flammend rot wie das Höllenfeuer.
    Der Reiter war höchstens noch zehn Meter entfernt – da löste er sich einfach auf! Es wurde heller, und alles war still und friedlich wie zuvor. Die Kuppe lag im blassen Licht der Sonne einsam und verlassen da. Lukas konnte wieder die drei Windräder sehen, die erst vor wenigen Wochen auf dem Hügel errichtet worden waren. Reiter und Einhorn hingegen waren ebenso verschwunden wie die Hunde.
    Auf dem Abhang blieben nur Büsche und Sträucher zurück, Wacholder, Brombeeren und Krüppelkiefern. Ein sanfter Wind strich hindurch. Mit leisem Rascheln wehte er verdorrte Blätter und dürre Zweige über die Felder und Wiesen, die sich nach allen Seiten bis zum Horizont erstreckten, wo leichter Nebel aufstieg.
    Noch immer war Lukas keiner Regung fähig.
    »Hey!« Dumpf und verschwommen drangen die Worte von Mr Cool an sein Ohr. »Was ist denn los?«
    Lukas schüttelte sich, als erwache er aus einem bösen Traum. Dann erinnerte er sich wieder: Ja, klar – Mr Cool und er unternahmen gerade eine Mountainbike-Tour über die Hügel rund um Ravenstein.
    Hier zeigten sich
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