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0354 - Gruft der wimmernden Seelen

0354 - Gruft der wimmernden Seelen

Titel: 0354 - Gruft der wimmernden Seelen
Autoren: Jason Dark
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Die Mönche selbst sprachen selten darüber, obwohl jeder Bescheid wußte, daß dieser Frau eine wohl einmalige Prüfung auferlegt worden war. Vielleicht wäre es besser für sie gewesen, sie läge in einem Grab, aber keiner der Mönche würde es übers Herz bringen, ihrem jetzigen Dasein ein Ende zu bereiten.
    Vor allen Dingen der Mann nicht, der sich persönlich für sie verbürgt hatte.
    Es war Pater Ignatius!
    Ein Mensch, der in die Welt paßte, der alles mit klaren Augen sah und die Dinge erkannte, wie sie waren. Er war derjenige, der viel wußte, oft mehr als seine hohen Vorgesetzten, doch er war schlau genug, dieses Wissen nicht in die von Krisen erschütterte Welt zu tragen. Vielmehr gehörte er zu der kleinen Gruppe, die an einsamer Front gegen das Böse kämpfte und dabei ihr Bestes gab.
    Sein Freund John Sinclair hatte ihm die Frau zu treuer Obhut übergeben, und der Pater wollte den Geisterjäger keinesfalls enttäuschen.
    Mindestens dreimal am Tag schaute er nach der apathisch daliegenden Jane, sprach hin und wieder mit ihr und versorgte sie auch mit Nahrung.
    So war es auch an diesem Abend, als er die Küche verlassen hatte.
    Die Mönche lebten einfach und gesund. Sie ernährten sich autark, das Essen stammte aus dem eigenen Garten, wo Gemüse, Kartoffeln und Obst angebaut wurde, das im Spätherbst und Winter in den tiefen Gewölben des Klosters lagerte.
    »Es ist ein gutes Mahl«, gab der Koch seinem Bruder noch mit auf den Weg, und Pater Ignatius lächelte.
    Er konnte seine Neugierde nicht bezähmen, als er den Deckel des Topfes anhob und hineinschaute.
    Ein Gemüseeintopf mit viel Hammelfleisch.
    Das würde schmecken.
    Mit dem Tablett auf den Armen durchschritt der Pater die breiten Gänge des Klosters. Die hier lastende Stille wurde nur von seinen Tritten unterbrochen. Die kahlen Wände gaben sie als Echos zurück, und es war auch niemand da, der Pater Ignatius begegnete.
    Seine Brüder saßen in ihren Zellen, lasen, studierten oder beschäftigten sich mit Reparaturarbeiten. Jeder in dem großen Kloster besaß seine Aufgabe.
    Zwar existierte auch elektrisches Licht, dennoch wurde der Gang durch die unruhige und flackernde Helligkeit der Kerzen erleuchtet, so daß die Gestalt des Paters auch als großer Schatten über die kahle Wand entlanggeisterte.
    Er hatte es nicht weit bis zu seinem Ziel. Dennoch ließ er sich Zeit, weil das Essen sehr heiß war und erst abkühlen mußte. Schließlich erreichte er den Trakt, in dem auch die Gästezimmer des Klosters lagen. Eines davon war nur belegt.
    Niemand sperrte hier seine Tür ab, auch Pater Ignatius nicht.
    Das Tablett noch auf den angewinkelten Armen, zog er die Tür weit auf.
    Father Ignatius trat nicht ein. Auf der Schwelle blieb er stehen und starrte überrascht auf das leere Bett.
    Sein Gast war verschwunden!
    Zunächst wollte der Pater es nicht glauben, denn er wußte, wie schwach und kraftlos Jane Collins gewesen war, als er sie noch am frühen Nachmittag besucht hatte.
    Kopfschüttelnd betrat er den Raum, stellte das Tablett auf den einfachen Tisch und machte Licht. Die Birne an der Decke gab mehr Helligkeit, als die kleine unter einem Glaszylinder brennende Kerze.
    Auch bei diesen Sichtverhältnissen änderte sich nichts an der Tatsache, daß Jane Collins verschwunden war.
    Mitten im Raum blieb der Pater stehen und schüttelte den Kopf.
    Er stützte sein Kinn auf die Handfläche, starrte auf das Bett und wunderte sich darüber, daß es jemand wie Jane Collins geschafft hatte, die Kammer zu verlassen.
    Es war ihm unbegreiflich. Schließlich hatte er die Frau am besten gekannt und gesehen, wie schwach sie war.
    Nun war sie verschwunden.
    Ohne Hilfe?
    Über dieses Problem dachte Father Ignatius nach. Natürlich war es möglich, und er wollte auch keinen seiner Brüder verdächtigen, Jane geholfen zu haben, aber völlig ausschließen konnte er dies nicht.
    Er war ein Mensch der Stille, er liebte die Ruhe, diesmal allerdings hätte er sich diese Stille nicht gewünscht. Sie lag im Raum und kam ihm so deprimierend und bedrückend vor, als wäre sie eine Person, die etwas wußte, es aber trotzdem nicht erzählen wollte und es lieber für sich behielt.
    Wo konnte Jane Collins stecken? Hatte sie vielleicht das Kloster verlassen?
    Das wäre zwar nicht gerade unmöglich gewesen, zumindest aber unwahrscheinlich. Und wann war dies geschehen?
    Nein, Father Ignatius glaubte fest daran, daß sich die ehemalige Hexe noch innerhalb der Klostermauern aufhielt. Wenn
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