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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    »Können Sie mich bitte mit Miss
Arlington verbinden?« fragte ich das Mädchen von der Telefonzentrale. »Blanche
Arlington. Muß irgendwo an der Kaneohe Bay wohnen.«
Bei dem Namen der Bucht brach ich mir fast die Zunge ab.
    »Ich rufe sofort zurück«,
erwiderte die Stimme fröhlich.
    Ich legte den Hörer auf die
Gabel, sah mich um und machte die profunde Feststellung, daß sich ein Lanai von einem normalen Hotelzimmer gar nicht so
sehr unterschied, wie ich angenommen hatte, außer vielleicht, daß man vom
Schlafzimmer direkt zum Swimmingpool gelangen konnte. Ursprünglich hatte ich
eigentlich ein Lanai am Strand haben wollen,
aber als ich die Empfangsdame im Reisebüro nach ihrem Namen fragte, war sie
sauer geworden und hatte mir dieses hier gegeben.
    Hawaii war eine Offenbarung — und
anders als alle westlichen Länder. Blumengirlanden sind überall sonst
Blumengirlanden, nur in Hawaii heißen sie Lei. Trotzdem, überlegte ich
mir, kam vermutlich das gleiche heraus wie überall sonst in der Welt, wenn sich
die Pois mit den Mädchen trafen. Leis, Lanais , Pois — obwohl
ich mich erst seit drei Stunden in Honolulu befand, sprach ich schon die
Sprache des Landes.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm
den Hörer ab.
    »Hallo«, sagte eine sehr
reserviert klingende weibliche Stimme.
    »Blanche Arlington?« fragte
ich.
    »Ja—«, antwortete sie gedehnt.
»Mit wem habe ich, bitte, die Ehre?«
    »Hier spricht Boyd, Danny
Boyd«, gab ich zur Antwort. »Hat Emerson Reid Ihnen nicht von mir erzählt?«
    »Doch«, meinte sie abwesend.
»Er hat mir telegrafiert, daß Sie kämen.«
    »Wann können wir uns treffen?«
    »Lassen Sie mich nachdenken«,
sagte sie. »Geht es bei mir zu Hause? Können Sie hier herausfahren?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte
ich. »Wann paßt es Ihnen?«
    Einen Augenblick lang sagte sie
nichts, und ich hatte das unbestimmte Gefühl, als sei noch jemand bei ihr, mit
dem sie sich erst besprechen mußte, aber ich hörte nichts, mit Ausnahme jenes dumpfen
Rauschens, das entsteht, wenn jemand die Hand auf die Muschel legt.
    »Gegen halb neun wäre es mir
recht«, meinte sie plötzlich. »Wir können zusammen etwas trinken und...«
    »Phantastisch«, unterbrach ich
weitere Offenbarungen. »Ich wohne im Hawaiian Village — wie komme ich von hier aus zu Ihnen?«
    »Haben Sie einen Wagen, oder
nehmen Sie ein Taxi?« wollte sie wissen.
    »Ich habe mir einen Wagen
gemietet — am Flugplatz vorhin«, erzählte ich ihr. »Ist das nicht ziemlich
gleichgültig?«
    »Nicht ganz«, entgegnete sie.
»Sie müssen in diesem Fall die Straße über den Pali-Paß nehmen — und die ist
nicht besonders gut. Wenn Sie nicht Gefahr laufen wollen, daß Ihnen etwas
zustößt, müssen Sie vorsichtig fahren.«
    »Ich werde mich in acht
nehmen«, versicherte ich ihr. »Wie lange, meinen Sie, braucht man bis zu
Ihnen?«
    »Eine Stunde mindestens.«
    »Gut.« Das war das. »Und wie
steht es um unsere gemeinsamen Freunde?« wechselte ich das Thema. »Haben Sie in
letzter Zeit etwas von ihnen gehört?«
    »Natürlich.« Sie wurde
ungeduldig. »Aber vielleicht unterhalten wir uns lieber heute
abend darüber. Da haben wir mehr Zeit.«
    »Wie Sie meinen«, stimmte ich
zu. »Ist Ihr Haus leicht zu finden?«
    »Es geht. So viele Häuser gibt
es auf dieser Seite der Insel gar nicht. Sie fahren etwa drei Meilen am Strand
entlang, in nördlicher Richtung, und dann sehen Sie es schon. Es ist ein
weißgestrichener Bungalow — nicht zu nahe an der Straße — mit einem riesigen Hibiskusstrauch vor dem Eingang.«
    »Dann kann ja nichts
schiefgehen«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    »Ich erwarte Sie, Mr. Boyd.«
Und mit spürbarer Verachtung in der Stimme fuhr sie fort: »Ich bin sehr
gespannt, Sie kennenzulernen. Emerson sagt, Sie seien ein äußerst befähigter
Mensch.«
    »Ach, dieser Emerson«, wehrte
ich bescheiden ab. »Immer spricht er die Wahrheit. Vielleicht sehe ich mich
gezwungen, den Beweis dafür anzutreten — heute abend ?«
Als sie nichts darauf erwiderte, fuhr ich hoffnungsvoll fort: »Reid sagt zwar,
ich sei äußerst befähigt; alle Damen jedoch, die mich kennen, halten mich für
unübertrefflich. Wahrscheinlich liegt es an meinem klassischen Profil.«
    »Ich kann es kaum erwarten, Sie
zu sehen, Mr. Boyd.« Ihre Stimme klang eisig. »Aber vielleicht entschuldigen
Sie mich jetzt bitte, ich muß noch schnell meinen Asbestsarong anziehen, ehe Sie kommen.« Damit hängte sie abrupt ein.
    Um ungefähr sieben Uhr holte
ich
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