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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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fliegt.«
    »Wer, zum Teufel, hat Ihnen
denn gesagt, daß ich morgen fliegen will?« fauchte ich. »Hawaii fängt an, mir
langsam zu gefallen.«
    »Das freut mich für Sie! Das
heißt, ich freue mich, daß es Ihnen gefallen hat «, fuhr er fort, »und es
tut mir aufrichtig leid, daß ich nicht hinzufügen kann: Auf ein glückliches
Wiedersehen!«
    »Ach so«, meinte ich, »langsam
beginne ich zu begreifen.«
    »Ich werde Ihnen um zehn Uhr
früh einen Wagen hierherschicken, damit Sie Ihr Flugzeug auch ganz bestimmt
nicht verpassen.«
    »Das ist ausgesprochen
aufmerksam von Ihnen«, sagte ich finster. »Steht vielleicht auch jemand
daneben, der mir die Koffer trägt, weil ich das wegen der Handschellen nicht
kann?«
    »Das ist ein sehr reizvoller
neuer Gesichtspunkt!« Lee lachte höflich. »So, und nachdem ich Ihnen die gute
Nachricht überbracht habe, möchte ich gern wieder gehen.«
    »Nicht so schnell«, unterbrach
ich ihn. »Ich habe leider noch ein paar Fragen an Sie. Zum Beispiel: Was ist
eigentlich aus Ulani geworden?«
    » Ulani geht es gut«, antwortete er. Dann blinzelte er aus den Augenwinkeln zu Virginia
hinüber und fügte hinzu: »Sie läßt Sie — sehr herzlich grüßen.«
    »Bitte überbringen Sie ihr
ebenfalls meine besten Wünsche«, trug ich ihm auf.
    »Nach all diesen aufregenden
Ereignissen«, erklärte er, »hat sie sich entschlossen, ihre heimatlichen
Gestade nicht mehr zu verlassen und auf Niihau zu
bleiben. Sie habe genug von der großen Welt gesehen.«
    »Die andere Sache ist Kemo . Ich nehme an, Sie haben Kemos Leiche noch am selben Tag in meinem Wandschrank entdeckt, an dem die Jacht
auslief?«
    »Um ehrlich zu sein«, erwiderte
er, »ein Hausmädchen hat sie gefunden.«
    »Noch eine letzte Frage.« Ich
grinste hoffnungsvoll. »Ist das Gold noch vollständig da?«
    »Bis auf das letzte Gramm.«
    »Und zahlt da die Regierung nicht
so eine Art Belohnung für den ehrlichen Finder — ich meine, es ist doch
Eigentum der Regierung, nicht wahr?«
    Lee nickte voll Bewunderung.
»Sie haben völlig recht, Mr. Boyd. Belohnungen gibt es immer — in solchen
Fällen. Und zwar einen kleinen Prozentsatz des tatsächlichen Wertes.«
    »Wann kann ich sie mir dann
holen kommen?«
    Er nahm die Brille ab und
putzte sie mit einem makellos weißen Taschentuch. »Tja«, meinte er, während er
sich weiterhin mit geradezu fanatischer Hingabe seiner Brille widmete, »das ist
ein echtes Problem, Mr. Boyd. Vermutlich, wenn Sie aus dem Gefängnis entlassen
werden.«
    »Wenn ich — was?« schrie ich.
    »Sie haben eine Menge
Unterlassungssünden begangen«, erklärte er freundlich. »Sie haben zwei
Leichenfunde nicht gemeldet — einen Autounfall. Dann natürlich der illegale
Transport von Diebesgut. Und was den Fall noch erheblich verschlechtert: Dabei
handelt es sich um ungemünztes Gold und — wie Sie
vorhin richtig bemerkten — um Regierungseigentum.«
    »Aber dafür kann ich doch
nichts«, sagte ich ärgerlich. »Man hat mich in die Sache ohne mein Zutun
hineinverwickelt.«
    »Das glaube ich Ihnen auch, Mr.
Boyd«, bemerkte er friedfertig. »Aufs Wort. Der Haken ist nur der: Wird ein
Richter oder werden die Geschworenen das auch glauben?«
    »Sie brauchen mir gar keine Lei um den Nacken zu schlingen«, knurrte ich erbost, »eine Blüte genügt. Ich seh ’ schon, daß ich die Belohnung nicht erhalte, daß ich
nicht mal meine Ansprüche geltend machen kann.«
    Lee setzte mit elegantem
Schwung wieder seine Brille auf. »Sie verfügen über eine tiefe Einsicht in die
Dinge des Lebens, Mr. Boyd«, sagte er, »die außergewöhnlich ist! Offensichtlich
sind Sie ein Mann von hoher Intelligenz.«
    »Und wer erhält dann die
Belohnung — Sie?«
    Er sah mich kopfschüttelnd an
und lächelte leise. »Die Belohnung geht an die Verwaltungsbehörde der Polizei,
Mr. Boyd. Dort gibt es so viele ausgezeichnete karitative Hilfswerke, daß wir
keines benachteiligen möchten. Dank Ihrem großherzigen Verzicht auf die
Belohnung kann so viel Gutes getan werden.« Er ergriff meine Hand und drückte
sie herzhaft. »Ich freue mich aufrichtig, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben,
Mr. Boyd«, sagte er. »Wirklich.«
    Während ich ihm offenen Mundes
nachstarrte, ging er mit schnellen Schritten zur Tür. Kurz vor der Tür blieb er
einen Augenblick stehen. »Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen«,
sagte er warm, »wo immer das sein mag.« Damit verließ er das Apartment.
    Zwei Sekunden später schaute er
schon wieder zur
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