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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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— inklusive Inhalt.«
    Plötzlich wurde sein Blick
wieder fest. »Aber ich halte Sie von einem erlesenen Vergnügen ab, Danny, dem
Sie sicher schon entgegenfiebern. Eddie wird Sie in den Salon
hinunterbegleiten, es sei denn« — er sah auf die beiden Leichen hinab — , »Sie
zögen es vor, diesen beiden Herren Gesellschaft zu leisten und hier zu warten?«
    »Ich kenne den Weg«, sagte ich
eifrig. »Ich bin überhaupt schon längst gegangen.«
     
    Nun fiel zum zweitenmal die Gefängnistür hinter mir ins Schloß — eine
Formulierung, dachte ich, wie die entlassenen Zuchthäusler aller Länder sie an
den Anfang des dritten Kapitels zu setzen pflegen, wenn sie ihre segensreichen
Memoiren aufzeichnen.
    Virginia sprang vom Bett auf
und stürzte sich in meine Arme.
    »Danny!« flüsterte sie
erstickt. »Ich bin so froh, daß du da bist. Du warst so lange weg, daß ich
schon glaubte, sie hätten dich umgebracht.«
    »Mich nicht«, sagte ich
leichthin. »Aber so ziemlich alle anderen.«
    Sie hob den Kopf und sah mich
prüfend an, um festzustellen, ob ich es ernst meinte oder nicht. Ich gab ihr
einen knappen Bericht, der jedoch alle wesentlichen Tatsachen enthielt. Als ich
geendet hatte, schüttelte sie ungläubig den Kopf und fragte fassungslos:
»Willst du damit sagen, daß Kayo Emerson und Rochelle
kaltblütig umgebracht hat? Einfach abgeknallt?«
    »Einfach abgeknallt«,
bestätigte ich.
    »Er muß übergeschnappt sein!«
    »Nur, was die Bungalows
betrifft«, erwiderte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ach, das ist eine andere
Geschichte«, lenkte ich ab. »Aber das ist im Moment nicht so wichtig! Wichtig
ist vielmehr, ob es Ulani gelungen ist, Lee in
Honolulu zu erreichen, und am allerwichtigsten, ob er ihr überhaupt glaubt.«
    »Und falls er es nicht tut?«
fragte Virginia schüchtern.
    »Dann werden wir mit geblähten
Bäuchen kurz nach Sonnenaufgang ziellos im Pazifik treiben«, knurrte ich
verbittert. »Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als stillschweigend
vorauszusetzen, daß sie Lee tatsächlich erreicht und daß er ihr die Geschichte
auch geglaubt hat.«
    »Und was passiert dann?« wollte
sie wissen.
    »Dann hat er zwei
Möglichkeiten«, erklärte ich. »Entweder er wartet am Kai von Honolulu, bis die
Jacht anlegt, was sie nicht tun wird. Oder aber er macht sich auf den Weg und
kommt ihr entgegen.«
    »Mit was?«
    »Entweder mit einem Polizeiboot
oder mit einem Marinesuchboot oder mit was weiß ich. Hauptsache, daß es auf dem
Wasser schwimmt!« sagte ich knapp. »Und vergiß nicht,
daß es Nacht ist und daß sie uns suchen müssen.«
    »Natürlich«, nickte sie
kleinlaut. »Was sollen wir also tun? Eine Kerze ans Bullauge stellen?«
    »Ich hatte eigentlich mehr an
eine Fackel gedacht«, korrigierte ich sie nachdenklich.
    Falls meine Uhr richtig ging,
war es zu diesem Zeitpunkt drei Uhr nachts.
    »Wenn ich nur wüßte, wieviel Zeit wir noch haben«, meinte ich. »Um wieviel Uhr geht hier eigentlich die Sonne auf?«
    Virginia sah mich mit großen
Augen an und zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Wo ich nie vor elf
Uhr morgens aufstehe.«
    »Ich eben auch nicht«, gab ich
ebenso ratlos zurück. »Wenn man es von dieser Seite betrachtet, kommt es einem
vor, als hätten wir beide nicht einen einzigen gesunden Tag im ganzen Leben
verbracht; findest du nicht?«
    »Was nützt uns schon
Gesundheit?« fragte sie achselzuckend. »Kann man sich damit vielleicht einen
Nerz kaufen?«
    »Es muß ziemlich bald sein«,
warf ich ein.
    »Mit dem Nerz?«
    »Unsinn! Ich meine die
Tageszeit. Die Sonne muß bald aufgehen. Ungefähr um fünf, wenn nicht noch eher.
Und da bleibt uns nicht allzuviel Zeit.«
    »Danny«, sagte sie plötzlich
weich, »wenn wir wirklich keine Chance mehr haben, vergeuden wir nur unsere
kostbare Zeit, wenn wir hier herumstehen und reden. Können wir uns nicht statt
dessen vielleicht der Liebe widmen oder so?«
    »Wie die Hühner auf dem Grill
vielleicht?« versetzte ich kalt. »Ist dort drüben das Badezimmer?«
    Sie sah über die Schulter
hinweg zu der Tür, die in die Wand eingelassen war, und nickte. »Gewiß. Du
wirst von Minute zu Minute romantischer. Es ist kaum noch auszuhalten!«
    »Geh bitte rein und laß die
Wanne mit kaltem Wasser volllaufen«, sagte ich. »Ganz bis oben hin.«
    »Bist du inzwischen eigentlich
auch übergeschnappt?« zischte sie mich wütend an. »Hab’ ich dir nicht gesagt,
daß es jetzt wirklich zu spät ist, dich noch um deine Gesundheit zu kümmern?«
    »Tu, was
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