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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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ich sage!« fuhr ich
sie an. »Wie ist das übrigens mit diesem widerwärtigen Schwan am Kopfende?
Weißt du zufällig, ob er mit richtigen Daunenfedern gefüllt ist?«
    »Das ist er«, bestätigte sie
gelangweilt. »Emerson hat einen ganzen Monat lang von nichts anderem geredet.«
    »Großartig!« sagte ich. »Du
gehst also ins Bad und läßt Wasser in die Wanne, mein Herz, während ich unserem
gefiederten Freund den Bauch aufschlitze.«
    Sie verließ mich mit einem
Ausdruck im Gesicht, als zweifle sie ernsthaft an meinem Verstand. Nachdem sie
die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, machte ich quer über das ganze
Bett einen Salto und zerrte an dem Schwanz des Schwanes mit aller Gewalt, die
mir zur Verfügung stand. Plötzlich gab der Überzug nach, mit dem Erfolg, daß
ich mich von einer dichten Wolke von Daunen umfangen sah.
    Ich rappelte mich wieder auf,
zerrte die Daunendecken vom Bett auf den Boden und häufte die Daunen darauf, so
schnell sie sich nur setzen wollten. Danach packte ich die Matratzen auf den
Haufen, desgleichen die Schubladen des Toilettentisches. Inzwischen hatte ich
mich an meiner genialen Idee begeistert; ich riß die beiden Wandschränke auf,
zerrte die Kleider heraus und warf sie dazu. Es fehlte nur noch ein wenig Holz!
Ich sah mich fieberhaft im Raum um und stellte fest, daß sich das Bettgestell
hervorragend für meine Zwecke eignete. Es war aus allerbestem Holz, überzogen mit
dem allerbesten, feuerlöslichen Hochglanzlack und wurde zusammengehalten von
vier massiven T-Trägern. Diese wiederum waren durch riesige Eichendübel und — riegel miteinander verbunden.
    Da ich kein Werkzeug hatte, mit
dem ich sie hätte lösen können, mußte ich mir anders helfen. Also sprang ich
das Gestell seitlich an. Es brach prompt ein, und ich landete, mit beiden Füßen
voraus, in einer der beiden Ecken am Kopfende. Der T-Träger krachte mit lautem
Getöse zusammen und riß die eine Ecke des Bettes mit. Ich selbst flog kopfüber
mitten in die Daunen hinein. Wieder rappelte ich mich auf und wiederholte die
eben angewandte Technik. Diesmal brach das Bett endgültig zusammen. Ich
zerlegte es liebevoll in vier gleiche Teile und schleppte diese zu dem Haufen.
Sorgfältig bettete ich sie obendrauf. Dann trat ich einen Schritt zurück und
gab mich einer andächtigen Betrachtung meines Werkes hin.
    Etwas Weißes dicht über meinem
Auge irritierte mich plötzlich. Ich strich mir übers Gesicht und entdeckte zu
meinem nicht gelinden Schreck, daß es sich um meine Augenbraue handelte!
Zugegeben, diese Nacht war nicht eine der süßesten meines Lebens gewesen. Aber
so schlimm, daß meine Haare davon schlohweiß wurden? Nein! — In meiner Panik
fuhr ich mir durchs Haar und hatte die ganze Hand voll weißem Flaum. Ein
eisiger Schreck durchzuckte mich. Nicht nur, daß sie über Nacht weiß geworden
waren, sie gingen mir auch noch in Büscheln aus I Kurz bevor ich mich darüber
zu Tode grämte, fiel mir eben noch ein, daß ich kopfüber in die Daunen gestolpert
war, und ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    Die Badezimmertür ging auf, und
Virginia setzte an, den Salon zu betreten. Als sie mich erblickte, blieb sie
wie angewurzelt stehen. »O Gott!« sagte sie schwach. »Der Weihnachtsmann!«
    »Nein«, fauchte ich sie an,
»die Zuckerpfläumchenfee aus Schwanensee!«
    Sie starrte mich aus weit
aufgerissenen Augen an.
    »Hast du die Wanne vollaufen lassen?« herrschte ich sie an, um sie aus ihrer
Erstarrung zu befreien.
    »Bis zum Rand.« Dann wurden
ihre Augen womöglich noch größer. Sie hatte den Stapel in der Mitte des Zimmers
entdeckt. »Heiliger Bimbam!« rief sie entgeistert. »Findest du das wirklich die
richtige Zeit für einen großen Hausputz?«
    Ich zündete mir langsam eine
Zigarette an und sah noch einmal auf die Uhr. Es war Viertel nach drei. Und wir
hatten schon wieder eine Viertelstunde weniger.
    »Meine Liebe«, sagte ich daher,
während ich meine Arme fest um sie schlang und sorgfältig darauf achtete, daß
ich ihr mein männliches Profil zuwandte — die Zeit war so kurz, und sie sollte
noch soviel wie möglich von meinem Profil haben, sie
hatte es verdient — , »gibt es im Badezimmer einen Ventilator?«
    »Du bist ein Romantiker aus
echtem Schrot und Korn«, stieß sie hinter zusammengebissenen Zähnen wütend
hervor. »Ja, es ist einer dort. Aber glaube bloß nicht, daß man da
durchklettern kann. Dazu müßtest du zu einem
Wickelkind zusammenschrumpfen. Und selbst
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