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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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meinen gemieteten Dodge vom Parkplatz, nachdem ich mir ein paar weitere
Drinks und ein mittelmäßiges Abendessen gegönnt hatte, und fuhr los. Die Nacht
war wunderschön, der Himmel von Sternen übersät und die Luft so samtig, daß man
glauben konnte, man brauche nur die Hand auszustrecken, um sie zu fühlen.
    Was die Straße betraf, so hatte
die Arlington nicht übertrieben. Sie führte zwischen nackten Klippen hindurch,
die rechts und links steil aufragten, und kletterte in atemberaubend engen
Haarnadelkurven auf den Kamm eines Bergrückens. Als ich schließlich oben ankam —
nach einer wahren Ewigkeit — , ging es erst richtig los. Ein plötzlich
aufkommender heftiger Wind brachte den Wagen mit lautem Geheul zum Stehen und
schüttelte ihn kräftig durch.
    Ich schaltete in den ersten
Gang, während mir der kalte Schweiß aus allen Poren brach. Behutsam trat ich
aufs Gaspedal; der Wagen rührte sich nicht. Ich blieb stehen, wo ich war, etwa
dreißig Sekunden lang, während ich nur darauf wartete, daß die nächste Windbö
mich dorthin beförderte, woher ich gekommen war, nämlich auf den kürzesten Weg
hinunter ins Tal. Und der kürzeste Weg war über die Klippe. Doch dann ließ der
Wind nach, und der Wagen fuhr weiter.
    Da überfiel mich plötzliches
Heimweh nach der überaus belebten Triboro Bridge in
New York, und ich schwor mir, nie mehr auf den Verkehr zu schimpfen.
    Es war beinahe halb neun, als
die Kaneohe Bay vor mir auftauchte, und ich sonnte
mich in dem beruhigenden Gefühl, um nicht mehr als höchstens zwei Jahre während
dieser Fahrt gealtert zu sein. Das Land war mit den wenigen zerstreut gelegenen
Häusern beinahe noch im Urzustand. Und ich fragte mich, ob man mich nicht in
die Irre geschickt hatte. Aber dann fand ich Blanche Arlingtons Haus doch noch,
so, wie sie es mir beschrieben hatte, etwas abseits der Straße, mit einem Hibiskusstrauch vor dem Eingang und sanften Hügeln im
Hintergrund. Ich freute mich schon auf den fürstlichen Drink, den sie mir zur
Begrüßung reichen würde.
    Während ich den Wagen vor dem
Bungalow parkte, überlegte ich mir, zu welcher Sorte Frauen die Arlington wohl
gehörte. Vor zwei Jahren war sie, soweit ich mich erinnern konnte, eine
Freundin Emerson Reids gewesen. Und das bedeutete allerhand, bei Reids Geld!
    Ich betrat die Holzveranda und
klopfte an die Haustür. Innen hörte man das Radio spielen, aber auf mein
Klopfen machte niemand auf. Ich versuchte es ein zweites Mal — mit betonter
Eindringlichkeit, aber es nützte immer noch nichts. Zum Kuckuck, dachte ich.
Vielleicht ist die Dame taub, konnte ja immerhin sein. Also drückte ich die
Türklinke hinunter und stellte fest, daß die Tür nachgab. Nun, sie war selber
schuld, wenn sie die Tür offenließ. Für den Fall, daß sie gerade unter der
Dusche stand und noch nicht angezogen war, setzte ich vorsorglich ein höfliches
Lächeln auf und ging hinein.
    Ich kam in einen großen Salon,
der außer Korbmöbeln einige wunderschöne Holzschnitzereien enthielt. An einer
Wand hing ein riesiges Gemälde vom Diamond Head , an der
gegenüberliegenden ein überlebensgroßes Porträt von Emerson Reid, das sein
scharf geschnittenes Gesicht mit der arroganten Hakennase bis ins kleinste
Detail wiedergab. Beide Bilder vermittelten den Eindruck von zwei lavaspeienden
Vulkanen, obwohl der eine davon, Diamond Head auf Hawaii, inzwischen
erloschen war. Den anderen hatte ich erst vor zwei Tagen in New York erleben
dürfen, mitten in einem seiner umwerfenden Ausbrüche!
    Es war ein wirklich reizend eingerichteter
Raum — das hatte ich schon auf den ersten Blick gemerkt. Nur war er leider
verlassen. Ich überlegte, wohin die Dame des Hauses wohl gegangen sein mochte.
Immerhin erwartete sie Danny Boyd, der durch die finstere Nacht und über den
gefährlichen Paß in ihre Einöde hinausgefahren war. Und sie hatte sich nicht
einmal die Mühe gemacht, ihn gebührend zu empfangen.
    Aus dem Radio dudelte der Song of the Islands, aber da
ich nicht in der Stimmung dazu war, ging ich zu dem Kasten hinüber und
schaltete ihn aus. Es war beängstigend still. Als ich nach einer Weile noch
immer nichts hörte, zündete ich mir eine Zigarette an und betrachtete
tiefsinnig Emerson Reids vorwurfsvolles Gesicht. Ich machte eine tiefe
Verbeugung vor ihm und sagte höflich: »Da es Ihr Geld ist, Sir, und Ihre Zeit,
werde ich mich, ehe ich gehe, noch einmal kurz davon überzeugen, daß alles in
Ordnung ist.«
    Es führten zwei Türen aus dem
Salon;
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