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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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antwortete ich besiegt, »nur werde ich
leider keinen Gebrauch davon machen können.«
    »Ich hegte die stille Hoffnung,
wir könnten einen Skandal vermeiden«, erklärte er bedauernd. »Aber falls Sie
unbedingt darauf bestehen, muß ich meine Konsequenzen ziehen — und das könnte
Ihnen teuer zu stehen kommen. Normalerweise finde ich körperliche
Gewaltanwendung verabscheuungswürdig, nur — wenn es eben gar nicht anders
geht...«
    Er machte sich über sein Glas
her und leerte es auf einen Zug. Einen flüchtigen Blick widmete er mir, und
dann machte er jene denkwürdige Bewegung mit den Schultern, der die schreibende
Damenwelt seit eh und je mit der vieldeutigen »Jetzt-kommt-Tarzan-persönlich-und-dann-gnade-dir-Gott«-Bezeichnung
umschrieben hat. Vielleicht hatten all diese Ninons gar nicht so unrecht — was
die Gefährlichkeit betraf. Jedenfalls fuhr er vorerst mit seinen langatmigen
Belehrungen fort. »Hören Sie«, sagte er sehr ernst, »Sie haben Ulani jetzt gesehen. Sie ist eine phantastische Tänzerin — ein
Traum von einer Tänzerin; aber das ist illusorisch. Diese Fähigkeiten
entwickelt sie nur unter dem Einfluß des Scheinwerferlichts, solange sie sich
fern und unerreichbar weiß. Deshalb kann ich Ihnen nur versichern, daß eine
persönliche Begegnung zu einer unüberwindlichen Enttäuschung führen müßte — unweigerlich,
Mr. Boyd. Wenn Sie sich mit ihr unterhalten, werden Sie feststellen, daß sie
banal ist — banal, um nicht zu sagen vulgär — in gewisser Hinsicht. Stellen Sie
sich vor, Sie unterhalten sich mit einem Kind, dem Sie ein Spielzeug geschenkt
haben, und Sie werden sehen, es dauert nicht lange, und das Kind interessiert
sich mehr für das Spielzeug als für Sie. Sie ist einfach noch nicht erwachsen,
Mr. Boyd. Männer als solche stehen ganz schlicht noch außerhalb ihres
Interessenbereiches.«
    »Wenn Sie mir noch mehr von ihr
erzählen, treibt es mir die Tränen in die Augen«, meinte ich kummervoll.
    »Warum besuchen Sie nicht statt
dessen Ihre Freunde?« fragte er ermutigend. »Vielleicht hätten Sie da mehr
davon?«
    Er sah auf seine Armbanduhr,
die fest um sein erstaunlich kräftiges Handgelenk geschnallt war. »Es ist
Viertel vor elf — da treffen Sie sie bestimmt noch an.«
    »Wenn ich nur wüßte, welche
meiner zahlreichen Freunde Sie im Moment meinen«, sagte ich mit untröstlicher Miene.
    Er sah mich einen Augenblick
scharf an. »Captain Larsen und Mrs. Reid natürlich«,
erwiderte er. »Jedenfalls sind das die Namen, die Sie meinem Ober angegeben
haben.«
    »Und wo findet dieses
Freundschaftstreffen statt?«
    »Im Princess Kaiulani «, erklärte er. »Da pflegen sie um diese
Tageszeit im allgemeinen ihre Cocktails einzunehmen.«
    »Aha«, seufzte ich tiefsinnig.
»Und Sie sind ganz sicher, daß es sich dabei nicht um eine mir nicht gemäße
Bude handelt?«
    Er betrachtete mich mit jener
geheimen Schärfe, die mir einfach Freude machte, und meinte achselzuckend: »Ob
sie natürlich gerade jetzt im Moment dort sind, weiß ich nicht. Aber es ist
anzunehmen. Kennen Sie das Hotel?«
    »Ich bin zum erstenmal in Honolulu«, entgegnete ich schwach. »Weshalb
ich vermutlich ständig ins Fettnäpfchen trete.«
    »Es befindet sich genau im
Zentrum von Waikiki «, erklärte er unbeirrt. »Und ich
bin überzeugt, daß es Ihr Gefallen erregt. Gute Nacht, Mr. Boyd. Es war mir ein
Vergnügen.«
    Mayes sprang auf und strahlte,
ganz Nachtklubbesitzer. »Bitte, beehren Sie uns wieder mit Ihrem Besuch«, sagte
er ölig, »und sehen Sie sich Ulani an.«
    »Keine schlechte Idee«, meinte
ich geschlagen.
    Zwanzig Sekunden später
erschien der Kellner. Ich bat ihn um die Rechnung, jedoch er sagte, die sei
schon beglichen.
    »Schön«, erklärte ich gut
gelaunt. »Bleiben nur noch die zehn Dollar, die Sie mir schulden.«
    »Tut mir leid«, sagte er — und
ich hatte den Eindruck, er meinte es ehrlich. »Ich habe strikte Weisung von Mr.
Mayes, alle Leute, die sich nach Ulani erkundigen,
von ihr fernzuhalten. Bitte, verstehen Sie mich, Mr. Boyd.«
    »Natürlich«, lächelte ich. »Sie
brauchen mir nur die zehn Dollar zurückzugeben — und ich will Gnade für Recht
ergehen lassen.«
    Er sah sich unauffällig um,
beugte sich zu mir vor und flüsterte hastig: »Es würde unter Umständen gehen — allerdings
würde ich dabei meinen Job hier riskieren. Sie wissen ja, wie streng die
Bräuche sind.«
    »Gut«, sagte ich. »Auf die
Gefahr hin bekommen Sie weitere zehn Dollar.«
    »Wenn Sie mir
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