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Ein Abenteuer zuviel

Ein Abenteuer zuviel

Titel: Ein Abenteuer zuviel
Autoren: Cathy Williams
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1. KAPITEL
    Ruth Jacobs hörte die Schritte im Treppenhaus und erstarrte. Hatten ihre Eltern sie nicht vor den Gefahren gewarnt, die in London lauern würden?
    Straßenräuber. Perverse. Vergewaltiger.
    Sie schluckte und fragte sich, ob sie sich dem Einbrecher stellen sollte, der in dem zweistöckigen viktorianischen Haus herumschlich. Dieses hatte man im letzten Jahr in Büroräume für fünfzehn Angestellte umgebaut.
    Aber sie war noch nie besonders mutig gewesen! Also blieb sie einfach im Zimmer stehen und betete, der Eindringling möge erkennen, dass es hier nichts zu stehlen gab, und wieder auf demselben Weg verschwinden, auf dem er gekommen war.
    Sie hörte die Schritte auf dem Parkettboden immer deutlicher. Der Unhold musste sich dem Büro nähern, schien genau zu wissen, wohin er gehen wollte.
    Auf dem Flur brannte kein Licht. Es war kurz nach halb acht abends, und wenngleich der Sommer noch nicht ganz vorüber war, wurde es schon dunkel.
    Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um in Ohnmacht zu fallen, dachte Ruth, als hinter der Glastür ein großer Schatten auftauchte. Doch sie tat es nicht. Sie war so von Angst erfüllt, dass sie sich noch nicht einmal von der Stelle rühren konnte, als die Tür schwungvoll geöffnet wurde und ein großer, breitschultriger schwarzhaariger Mann hereinkam.
    Er wirkt in seinem Anzug eigentlich nicht wie ein Gewaltverbrecher, überlegte sie. Hatte er sich vielleicht nur in der Adresse geirrt und wollte ganz woandershin? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Kann ich Ihnen helfen?” fragte sie schrill.
    Der Mann musterte sie kurz mit seinen blauen Augen. „Wo
    sind die anderen?” erkundigte er sich und begann, von Schreibtisch zu Schreibtisch zu gehen, als hätte er jedes Recht dazu.
    „Vielleicht könnten Sie mir sagen, wer Sie sind?” meinte Ruth, nachdem sie ihn einen Moment beobachtet hatte.
    „Vielleicht könnten Sie mir sagen, wer Sie sind?” Er sah sie über die Schulter hinweg an.
    „Ich arbeite hier.” Allmählich verließ sie der Mut, und sie ermahnte sich stumm, sich zusammenzureißen.
    „Und wie heißen Sie?”
    „Ruth Jacobs”, antwortete sie, bevor sie sich klarmachte, dass es ihn überhaupt nichts anging. Er hatte kein Recht, sie auszufragen. Er arbeitete nicht in diesem Haus und hatte hier nichts zu suchen.
    „Der Name kommt mir nicht bekannt vor.” Der Mann setzte sich auf eine Schreibtischkante und betrachtete Ruth. „Sie gehören nicht zu meinen Redakteuren. Ich habe eine Liste der Namen, und Ihrer steht nicht darauf.”
    Die Angst fiel von ihr ab. Stattdessen war Ruth jetzt ziemlich verwirrt, was ihrem zarten, blassen Gesicht deutlich abzulesen war.
    „Wer sind Sie?” Schnell senkte sie den Blick, damit seine überwältigende männliche Ausstrahlung sie nicht noch mehr durcheinander brachte. „Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht richtig verstanden.”
    „Wahrscheinlich weil ich ihn nicht genannt habe”, erwiderte er trocken. „Ruth Jacobs, Ruth Jacobs …” Er neigte den Kopf etwas zur Seite und musterte sie weiter. „Ja, Sie könnten … sehr geeignet…”
    „Hören Sie … Ich wollte gerade die Redaktionsräume abschließen … Vielleicht könnten Sie einen Termin bei Miss Hawes …” Plötzlich wurde ihr bewusst, wie seltsam es auf ihn wirken musste, dass sie noch immer wie regungslos mit einem Stoß Akten in den Händen dastand. Sie legte ihn auf den nächstbesten Schreibtisch, holte Alisons Terminkalender und begann darin zu blättern.

    „Als was arbeiten Sie hier?”
    Ruth atmete tief ein. „Ich beantworte keine weiteren Fragen mehr, bevor Sie mir gesagt haben, wer Sie sind”, erklärte sie in einem Anflug von Kühnheit und errötete umgehend. O verflixt, dachte sie, mit zweiundzwanzig solltest du nicht mehr so schüchtern und ungewandt sein und wie ein Backfisch erröten.
    „Ich heiße Franco Leoni”, stellte er sich vor und wartete einen Moment lang auf eine Reaktion. Als Ruth ihn aber weiterhin verwirrt anblickte, fügte er leicht ungeduldig hinzu: „Mir gehört diese Redaktion, Miss Jacobs.”
    „Wirklich?” erwiderte sie zweifelnd.
    „Erzählt Alison Ihnen denn überhaupt nichts? Was für ein schlechter Führungsstil! Wie lange arbeiten Sie schon hier? Sind Sie eine Aushilfskraft? Warum, zum Teufel, betraut sie eine Aushilfskraft mit dem Abschließen der Redaktionsräume? Das ist einfach unmöglich.”
    Seine immer ärgerlicher klingende Stimme brachte sie zur Besinnung. „Ich bin keine Aushilfskraft,
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