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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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hätte
erklären können, mußte ich die Wahrheit wissen. Die ganze Wahrheit! »Eddie!«
rief ich noch einmal, diesmal noch lauter. »Sie haben sie umgebracht,
stimmt’s?«
    »Verschwinden Sie, Boyd!«
lispelte er undeutlich. »Sie sind tot! Machen Sie, daß Sie wegkommen. Zu den
anderen zurück!«
    Ein heftiger Stoß erschütterte
die Jacht, der mir fast den Boden unter den Füßen wegzog. Ich versuchte mühsam,
mein Gleichgewicht zu wahren. Dabei fiel mir der Revolver aus der Hand,
schlitterte quer über das Deck und sank in den finsteren Pazifik.
    »Sie haben sie umgebracht,
Eddie!« schrie ich in plötzlicher Wut. »Blanche Arlington! Sie haben sie
umgebracht, weil sie Ihnen auf die Schliche gekommen war. Sie wußte, daß Sie
vorhatten, Reid hereinzulegen, und sie wußte, daß Sie mit Choy Hand in Hand arbeiteten.«
    Mayes sah mich scharf an. »Sie
sind gar nicht tot«, sagte er langsam. »Sie leben tatsächlich! — Kein Geist — nein?«
Seine Hand glitt in die Seitentasche und kam mit der Magnum wieder zum
Vorschein.
    »Als Sie hörten, daß Reid nach
Honolulu kommen wollte«, fuhr ich fort, »war Ihnen klar, daß Blanche ihm von
dem Plan erzählen würde. Und das durften Sie natürlich nicht zulassen, auf
keinen Fall. Folglich suchten Sie sie in ihrem Haus auf und erfuhren zufällig,
daß Reid mich in New York angestellt hatte, mich, einen Privatdetektiv. Und daß
ich beauftragt war, mich noch am selben Abend bei Blanche zu melden. Da haben
Sie sie umgebracht!« schrie ich außer mir. »Und ich Idiot habe die ganze Zeit
geglaubt, es sei Reid gewesen, der mir den Mord in die Schuhe geschoben hat! Ich
muß schon sagen, Eddie Mayes«, inzwischen sprach ich wieder in normalem Ton,
»Sie sind schon ein gerissener Bursche! Wenn alles gut ging, würde die Polizei
mich als Mörder verhaften. Wenn nicht, drehten Sie den Spieß einfach um, so daß
es aussah, als sei Reid der Mörder. Als ich zu Ihnen in die Bar kam, erzählten
Sie mir ungefragt, wo ich Virginia, Choy und Larsen
antreffen konnte. Und diese Hibiskusblütenkette war
ebenfalls ein raffinierter Dreh, Eddie! Reids Jacht, die im Moment unter
unseren Füßen verbrennt, heißt Hibiskus.«
    »Daß Ihnen endlich noch ein
Licht aufgeht, Boyd!« höhnte er. »Leider hat es keinen Sinn mehr. Sie sind
nämlich schon tot!«
    »Und die Sache mit Kemo ?« fragte ich. »Vielleicht erinnern Sie sich daran, daß
Sie ihn mir als kleine Morgengabe dedizierten. Im Kleiderschrank! Wirklich,
ungeheuer komisch! Was dieser Eddie Mayes doch für einen eigenartigen Sinn für
Humor hat!« sagte ich gedankenverloren. Und wieder an Eddie gewandt: »Oder
haben Sie ihn einfach so zum Spaß umgelegt?«
    »Ich brauchte das Mädchen«,
verteidigte er sich matt. » Ulani . Rochelle wußte
zwar, wo er das Gold vergraben hatte, aber nicht, auf welchem Weg man dort
hingelangte. Also holte ich mir eine Eingeborene von der Insel. Die Nacht,
bevor wir auslaufen wollten, erwischte ich sie, als sie sich mit Ihnen treffen
wollte. Ich brachte sie zu Rochelle und ließ sie bei ihm. Auf diese Weise hatte
ich die Gewähr, daß sie nicht wegrannte.«
    »Das ist mir alles nicht neu,
Eddie«, erwiderte ich. »Sagen Sie mir lieber, was mit Kemo passiert ist.«
    »Als ich in die Bar zurückkam,
wartete er in meinem Büro auf mich«, erklärte Eddie mit belegter Stimme. »Er
sagte, wenn ich das Mädchen nicht freiließe, würde er zur Polizei gehen und ihr
erzählen, was er über mich und Blanche Arlington wußte. Ich horchte ihn aus,
wieweit er über die Sache im Bilde war, und der Idiot sagte es mir. Er hatte
gehört, wie ich mit Blanche telefonierte. Ich hatte geglaubt, daß kein Mensch
etwas davon ahnte, und da hatte ausgerechnet dieser Idiot von einem Kellner im
unpassendsten Moment an der Tür gelauscht. Er hatte gehört, wie ich mich für
sechs Uhr mit ihr verabredete, an dem Abend, als sie ermordet wurde. Er stellte
mich also vor die Alternative: Entweder ließe ich Ulani in Ruhe oder — er ginge zur Polizei.«
    Er zuckte seine massiven
Schultern. »Was hätten Sie in diesem Fall getan, Boyd?« fragte er. »Nachdem ich
ihm die Kehle durchgeschnitten und die Kleider vom Leib gezerrt hatte, legte
ich ihm eine Lei um den Hals, wartete bis etwa drei Uhr morgens und
verstaute ihn im Kofferraum meines Wagens. Dann fuhr ich nach Waikiki , holte ihn wieder heraus und schleppte ihn am
Strand entlang bis zu Ihrem Lanei . Haben Sie noch weitere Fragen, Boyd?«
    »Ja«, sagte ich schlicht.
    »Ich habe aber
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