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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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ein, während sie versuchten, sich zu beißen und die Flügel zu zerfetzen. Ohne auf irgendetwas anderes zu achten, stürzten sie vom Himmel und wurden rasch kleiner, bis weit unten einer den tödlichen Griff fand und zupackte und wieder nach oben kam. Es war ein Kaan, der weiter abstürzte.
    »Hirad!«, rief Ilkar. »Wir beginnen mit dem Spruch. Halte mich aufrecht.«
    Hirad gab die Nachricht an Sha-Kaan weiter. Er musste es nur klar genug denken, damit der Drache den Gedanken auffing und an die anderen Drachen weitergab. Der Barbar löste die Finger vom Seil, an dem er sich verzweifelt festgeklammert hatte, und umfasste Ilkars Hüfte. So hatte der Magier die Arme frei und konnte seinen Spruch wirken. Ilkar durfte nicht zur Seite rutschen, denn das konnte seine Konzentration stören. Er legte seine Schenkel noch fester um Sha-Kaans Hals und spürte, wie die Schuppen seine Beine wund rieben. Er musste sich so ruhig wie möglich halten.
    Ilkar fuhr hoch, dann entspannte er sich wieder und ließ sich etwas zurücksinken, während er gemeinsam mit Denser und Erienne den Spruch vorbereitete. Hirad beugte sich etwas vor und drehte den Kopf hin und her, um den Himmel nach möglichen Angreifern abzusuchen.
    Wie er da auf dem größten Tier ritt, das er jemals gesehen hatte, so hoch in der Luft, dass es ihm den Atem raubte, fühlte Hirad sich verletzlich wie noch nie in seinem Leben. Das Schwert steckte nutzlos in der festgeschnürten Scheide, und er hatte das Gefühl, jederzeit mit einem Angriff aus jeder Richtung rechnen zu müssen.
    Der Himmel war voller Drachen. Sha, Nos und Hyn rasten zum Riss, die auf ihnen sitzenden Magier bildeten
die Mana-Gestalt für den Spruch, der die Kaan retten sollte. Der Riss selbst, von Wolken begrenzt und riesig, dominierte den Himmel. Lichter flackerten und zuckten in der braunen Masse, die mit beängstigender Geschwindigkeit das Blau verzehrte.
    Vor der riesigen Fläche rasten die Kaan verzweifelt hin und her, vorne patrouillierten weitere Trupps und versuchten, mögliche Angreifer abzuwehren, bevor sie dem Riss nahe kamen.
    Ohne Vorwarnung bog Sha-Kaan scharf ab und setzte zu einem steilen Steigflug an. Er bellte laut. Gleichzeitig zog über ihnen ein Schatten vorbei, und ein Kaan raste durch Hirads Gesichtsfeld. Er öffnete die Kiefer und stieß eine Feuerlanze aus. Hirad konnte das Ziel zuerst nicht sehen, doch dann tauchte auch der feindliche Drache auf, seiner Ansicht nach ein Naik. Der Naik wich dem Feuerstoß aus und ging in Spiralen in den Sturzflug über. Der Kaan jagte ihn.
    »Einfach wird das nicht«, rief Ilkar. Das abrupte Manöver hatte seine Konzentration gestört.
    »Wir versuchen es noch einmal«, sagte Hirad. Er presste die Stirn an Ilkars Hinterkopf, um die Verständigung zu erleichtern.
    Die drei Drachen formierten sich neu und hielten wieder auf den Riss zu. Sobald sie ihn erreicht hatten, wollten sie am Rand kreisen, bis der Spruch gewirkt war. All das war freilich leichter gesagt als getan.
    Hirads Angst verflog und wich einer morbiden Faszination, einer nagenden Furcht und dem Staunen darüber, in welcher Situation er und der Rabe sich auf einmal befanden. Sha-Kaan schätzte, dass mehr als siebenhundert Drachen am Kampf beteiligt waren. Die Kaan waren zwar gegenüber den Feinden in der Unterzahl, doch sie
waren hervorragend organisiert. Die Naik, die Gost und die Stara waren gegen sie angetreten und kämpften jeder für sich, aber nur gegen die Kaan und nicht gegeneinander.
    Sha-Kaan schoss durch eine Wolkenbank, und wieder lag der Riss vor ihnen. Ilkar spannte und entspannte sich. Hirad klammerte sich an ihn und betete.
    Näher am Riss herrschte ein ungeheurer Lärm. Abgesehen vom Rauschen der Luft hörte Hirad überall Drachen schreien. Flügel flatterten, Flammen zischten hier und dort, Kiefer schnappten, und Krallen rissen Fleisch und Schuppen auf. All das war so laut und eindringlich, dass der Eindruck entstand, es spiele sich in unmittelbarer Nähe ab.
    Hunderte Drachen kämpften und prallten mit ungeheurer Wucht gegeneinander, dass es laut knallte. Sie flogen mit unglaublicher Geschwindigkeit und schafften es doch, einander auszuweichen und sich mit Feuerstößen einzudecken und Haken in der Luft zu schlagen. Sie waren gewaltige lebendige Kampfmaschinen mit der Anmut von Tänzern, und der Himmel war ihr Reich.
    Sechs Kaan donnerten an ihnen vorbei, so nahe, dass man sie fast berühren konnte. Ihre Macht und Größe ließen Hirad zusammenzucken. Sein
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