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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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    Es sollte ein ruhmreicher Sieg werden. Lord Senedai von den Heystron-Stämmen stand auf einer erhöhten Plattform und beobachtete die Rauchwolken, die über Julatsa wallten. Ein Gebäude nach dem anderen wurde dort in Brand gesteckt, köstlich stieg ihm der beißende Rauch in die Nase. Durch die Schwaden sah er das weiße und schwarze Feuer, das seine Schamanen dank der Verbindung zu den Wytchlords erzeugen und als Waffe benutzen konnten, um das, was im Herzen der Stadt noch übrig war, in Schutt und Asche zu legen. Die Julatsaner hatten ihnen nichts entgegenzusetzen.
    Das weiße Feuer entsprang den Fingerspitzen von einhundert Schamanen und fraß den Stein und das Fachwerk der einstmals stolzen Kollegstadt. Gebäude, Zäune und Barrikaden wurden in Trümmer gelegt. Wo Männer und Frauen entsetzt fortliefen, riss ihnen das schwarze Feuer das Fleisch von den Knochen und ließ ihre Augen im Schädel platzen, während sie kreischend und qualvoll starben.
    Senedai empfand kein Mitgefühl. Er sprang von der Plattform herunter und rief seine Leutnants zu sich. Jetzt
hielten nur noch die Magier seinen Vorstoß zum Kolleg auf. Sie schirmten große Bereiche am Stadtrand ab, und die feindlichen Soldaten schützten die Magier vor den Schwertern seiner Krieger. Es war an der Zeit, diesen lästigen Widerstand zu beseitigen.
    Als er ins Schlachtgetümmel rannte, Befehle gab und zusah, wie die Standarten und Banner geschwenkt wurden, während die Stämme seinen Befehlen Folge leisteten, entstand vor ihm eine Flammenwand. Die magische Explosion griff um sich; Schamanen wurden von den Flammen erfasst und starben wie die Fliegen.
    »Angreifen, angreifen!«, befahl er. Hier, direkt vor ihm, war der Schlachtlärm ohrenbetäubend. Schwerter klirrten, und die Männer schrien panisch oder vor Furcht und vor Schmerzen. Befehle wurden gebrüllt, manchmal verzweifelt und manchmal siegesgewiss, und er hörte Metall auf Leder klatschen, Steine poltern und Balken knacken.
    Seine Leibwache bildete einen schützenden Halbkreis um ihn, während er sich knapp außerhalb der Bogenschuss-Reichweite hielt, wie es alle bis auf die verwegensten Schamanen taten. Die Reihen der Julatsaner waren fast aufgerieben und standen kurz vor dem Zusammenbruch. Sobald die feindlichen Linien durchbrochen waren, konnten sie geradewegs bis zu den Mauern des Kollegs vorstoßen.
    Hornsignale wurden gegeben, und seine Krieger griffen erneut an. Hinter den feindlichen Linien wurden die Magier vom schwarzen Feuer in Stücke gerissen, noch während sie ihre schützenden Sprüche wirkten. Er konnte die Qualen der Gegner fühlen, und die Äxte seiner Wesmen hoben und senkten sich und ließen Blut in den rauchigen, trüben Himmel spritzen.
    »Die Magier auf der rechten Seite müssen vernichtet werden!«, rief er einem Leutnant zu. »Gib sofort das Signal!
« Der Boden erbebte unter der mächtigen julatsanischen Magie, kalte Luft vertrieb die Wärme des Tages, und aus dem Himmel regneten brennende Tropfen herunter. Seine Stammesbrüder bezahlten teuer für jeden Schritt, den sie machten.
    Eine Abteilung Schamanen löste sich aus dem Verband und rannte nach rechts. Sobald sie sich in Bewegung setzten, wurden sie mit einem Pfeilhagel eingedeckt. Einer stürzte und wand sich hilflos am Boden, als ein Pfeil tief in seinen Oberschenkel eindrang. Er wurde zurückgelassen. Senedai sah den anderen nach und schauderte, als ihre Hände und Lippen sich bewegten, während sie das Feuer aus den abgrundtiefen schwarzen Seelen der Wytchlords heraufbeschworen und seine entsetzliche Kraft auf die hilflosen Opfer lenkten.
    Doch während er die Schamanen beobachtete, spürte er eine Veränderung. Das Feuer, das vor den ausgestreckten Fingern pulsierte, wurde kurz stärker, dann flackerte es und erstarb. Irgendetwas lief wie eine Welle durch die Stämme. Überall auf dem Schlachtfeld wurden Rufe laut, die Schamanen starrten ihre Hände und dann einander an, verständnislos und plötzlich voller Furcht.
    Vom Feind waren Jubelrufe zu hören, die auf alle Linien der Verteidiger übergriffen. Sofort nahm das Sperrfeuer der Sprüche an Heftigkeit zu, und die Verteidiger nutzten die Verwirrung, die von den Wesmen Besitz ergriffen hatte. Die Angreifer wurden zurückgetrieben.
    »Mein Lord?«, fragte ein Hauptmann. Senedai drehte sich zu ihm um. Das Gesicht des Mannes verriet eine Furcht, die eines Wesmen-Kriegers unwürdig war, und der Feldherr spürte eine heiße Wut in sich aufsteigen. Er betrachtete
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