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Damian

Damian

Titel: Damian
Autoren: Susanne Caspary
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Kapitel I
     
    Ägypten. Endlich!
    Rachel atmet tief die warme, trockene Abendluft ein. Als sie die Treppen der Gangway hinab läuft, sieht sie sich um: Palmen und roter Wüstensand bestimmen die Gegend um den kleinen, internationalen Flughafen von Luxor. Professor Rubins folgt ihr, leicht schnaufend, so wie es seine Art ist. Er sieht aus wie eine ältere und deutlich korpulentere Ausgabe von Indiana Jones: khakifarbene Kleidung, Wildhüter Boots und ein dunkelbrauner, etwas speckig wirkender Lederhut. Ein Schmunzeln umspielt Rachels  Lippen beim Anblick ihres alten Freundes. Sie selbst würde vermutlich eher den Touristen zugeordnet werden, die sich jetzt an ihr vorbeidrängen: Jeans, ein weißes Trägertop, die dunkelblonden Haare zu einem Zopf zusammengebunden und die Kamera immer einsatzbereit in der Hand. Aber Rachel weiß nur zu gut, dass sie hier ist um zu arbeiten und nicht um Urlaub  zu machen.
    Die Pass- und Zollkontrolle bringen sie schnell hinter sich und ehe sie sich versehen, stehen sie bereits in der Empfangshalle des Flughafens und blicken sich suchend um. Schon entdecken sie einen mit einem Klemmbrett bewaffneten,  wild vor sich her fuchtelnden, etwas zu kurz geratenen, stämmigen  Ägypter.
    „Mr. Rubins? Mrs. Fletcher?“, ruft er mit dem typisch arabischen Akzent. Rachel und Professor Rubins winken, um auf sich aufmerksam zu machen. Schnell kommt der kleine Ägypter in dunkelblauer Hose und weißem Hemd auf sie zu.
    „Willkommen! Willkommen in Ägypten“, ruft er ihnen lächelnd entgegen und entblößt dabei seine schneeweißen Zähne. Als er Rachel gegenübersteht und ihr eifrig das Gepäck abnimmt, stellt er sich kurz vor.
    „Ich bin Essam Haboudi und heiße sie im Namen von Mr. Cunningham  herzlich willkommen in Luxor! Kommen sie, kommen sie!“, fordert er die beiden auf. Seine Haut ist dunkel, er hat braune, freundliche Augen und schwarze, kurze Haare. Er ist kaum größer als sie und das will etwas heißen, denn Rachel misst gerade einmal ein Meter und achtundsechzig. Wenn sie sein Gesicht näher betrachtet, dann erkennt sie, dass es von der Sonne gegerbt scheint und sich diverse Falten um Mund und Augen gruppieren. Sie schätzt ihn auf um die fünfzig Jahre. Während Essam sich nach ihrer Reise erkundigt, führt er sie aus dem Flughafengebäude hinaus auf den Parkplatz.
    Rachel sieht sich um und blickt den Touristen wehmütig nach, die in die wartenden Busse steigen. Viele von ihnen haben sicher Kreuzfahrten auf dem Nil gebucht und werden die wundervollen Tempel und Sehenswürdigkeiten des alten Ägypten bestaunen. Sie hofft inständig, dass auch sie die Zeit finden wird, sich die vielen touristischen Attraktionen ansehen zu können. Hoffentlich wird sie die wenige Zeit hier nicht ausschließlich damit verbringen, in einem Haus Fotos von antiken, ägyptischen Artefakten zu machen.
     Essam ist bereits dabei die Koffer zu verladen, als Professor Rubins Rachel auffordert: „Kommen Sie, steigen sie ein!“ Rachel nimmt in einem großen, schwarzen Geländewagen Platz. Eigentlich hat sie keine Ahnung von Autos, aber selbst sie weiß, dass der große, silbern  glänzende  Stern auf der Motorhaube zu einem Mercedes gehört. Als Essam sich hinter das Lenkrad hievt, fragt sich Rachel unwillkürlich, ob der kleine Mann überhaupt mit seinen Füßen an die Pedale kommt. Aber das Fahrzeug setzt sich in Gang und somit hat sich die Frage erledigt. Auf der weiteren Fahrt erklärt Essam, dass Mr. Cunningham leider geschäftlich verhindert sei und sie deswegen nicht persönlich vom Flughafen abholen könne. Er macht sie auch darauf aufmerksam, dass er für die nächsten Tage ihr Fahrer wäre. Rachel  hofft inständig, dass vielleicht auch ein wenig Sightseeing auf dem Programm steht. Während sich Professor Rubins und Essam weiterhin angeregt unterhalten, schaut Rachel fasziniert aus dem Fenster. Die Sonne geht gerade unter und taucht die Landschaft in ein wundervolles Farbenspiel. Der rote Sand wirkt noch flammender und das Grün der Felder noch kräftiger. Hier und da winken Kinder in ärmlicher Bekleidung dem Wagen nach. Bauern schaffen ihre Ernte, Rachel glaubt Zuckerrohr erkannt zu haben, auf Fuhrwerken, die von dürren Eseln gezogen werden,davon. Hier und da erkennt sie in den Feldern einfache, aus Lehmziegeln erbaute Hütten, die mit Stroh gedeckt sind. Immer wieder steht Vieh vor einer solchen Hütte oder Hühner und Ziegen laufen davor herum. Schon jetzt, von diesen wenigen Eindrücken
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