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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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erfolgreich eingesetzt wurde. Das Leben war manchmal grausam. Grausam wie der Tod im falschen Augenblick.
    Der Unbekannte sprach die Abschiedsworte des Raben. »Im Norden, im Osten, im Süden und im Westen. Auch wenn du fort bist, wirst du immer zum Raben gehören, und wir werden dich nie vergessen. Die Götter sollen lächelnd auf deine Seele herunterschauen. Gut soll es dir ergehen bei allem, was dir jetzt und in der Ewigkeit noch begegnen mag.«
    Will nickte. »Danke«, sagte er. »Ich weiß eure Achtung und Ehrerbietung zu schätzen. Aber jetzt möchten Thraun und ich eine Weile mit ihm allein sein.«
    »Selbstverständlich«, sagte Ilkar und entfernte sich.
    »Ich bleibe noch ein Weilchen«, sagte Erienne, die sich von Denser löste. »Schließlich war er bereit, meine Kinder
zu retten.« Will nickte, und sie kniete sich neben das Grab und teilte mit dem Dieb und dem Gestaltwandler Thraun den Kummer und die Trauer.
    Der Unbekannte, Hirad und Denser gesellten sich zu Ilkar, und zu viert ließen sie sich im Windschatten vor dem Eingang der Pyramide nieder. Der Riss hing drohend und riesig über ihnen. Weiter draußen auf dem Hauptplatz stapelten Darricks Männer Leichen übereinander und bereiteten die Scheiterhaufen vor. Große Lachen von getrocknetem Blut bedeckten die Pflastersteine. Hier und dort wehte ein abgerissenes Tuch im warmen Wind hin und her. Styliann und die Protektoren waren noch im Innern der Pyramide und nahmen zweifellos jede Rune, jedes Gemälde und jedes Mosaik auseinander.
    General Ry Darrick kam herüber und setzte sich zu ihnen, als der Unbekannte Becher mit Kaffee aus Wills blubberndem Topf verteilte. Die Krieger schwiegen eine Weile.
    »Ich bringe es nur ungern zur Sprache«, sagte Darrick, »aber so groß unser Sieg auch ist, wir zählen höchstens dreihundert, und zwischen uns und der Heimat stehen gut und gern fünfzigtausend Wesmen.«
    »Ist das nicht seltsam?«, meinte Ilkar. »Wenn man sich vorstellt, was wir alles erreicht haben, und doch haben wir Balaia lediglich eine Chance gegeben, weiter nichts. Nichts ist gesichert.«
    »So viel zu der Aussicht, wir könnten uns auf unseren Lorbeeren ausruhen«, sagte Hirad.
    »Unterschätze nicht, was wir erreicht haben«, widersprach Denser, der die Hände unter den Kopf geschoben und es sich bequem gemacht hatte. »Wir haben den fast sicheren Triumph der Wytchlords und ihre Vorherrschaft über Balaia vereitelt. Noch wichtiger, wir haben sie vernichtet
und uns selbst neue Hoffnung geschenkt. Auf diesen Lorbeeren darfst du dich ausruhen.«
    »Ich will’s versuchen«, sagte Hirad. Das Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück.
    »Vergiss nicht«, fuhr Denser fort, »dass die Wesmen keine Magie haben.«
    »Dafür haben wir keine Armeen«, wandte Ilkar ein.
    »Ich frage mich, ob überhaupt noch ein Land da ist, in das wir zurückkehren können«, überlegte der Unbekannte.
    »Eine Kommunion würde sicher helfen, einige Dinge zu klären«, stimmte Denser zu.
    »Danke für deine unnützen Ratschläge, Denser«, sagte Ilkar. »Warum schläfst du dich nicht einfach mal aus?«
    »War doch nur ein Gedanke«, meinte der Xetesk-Magier pikiert.
    »Wir sind aber leider viel zu weit entfernt, um über diese Entfernung eine Kommunion zu versuchen, nicht wahr?« Ilkar klopfte ihm auf die Schulter.
    »Selyn hat es geschafft«, mischte Styliann sich ein. Die Rabenkrieger fuhren hoch und drehten sich um. Der Herr vom Berge von Xetesk trat aus den Schatten im Eingangstunnel der Pyramide. Er war bleich und müde, sein Haar hing strähnig auf der Schulter. Der geflochtene Pferdeschwanz hatte sich längst aufgelöst.
    »Darf ich?« Er deutete zum Topf. Der Unbekannte zuckte mit den Achseln und nickte. Styliann füllte sich einen Becher und setzte sich zum Raben.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    »Haben Eure Fähigkeiten denn überhaupt keine Grenzen?« , murmelte Denser.
    Stylianns Augen blitzten. »Die Dawnthief-Katalysatoren mögen zerstört sein, Denser, doch ich bin immer noch Euer vorgesetzter Magier. Das solltet Ihr nicht vergessen.« Er
hielt inne. »Selyn war auf die Kommunion spezialisiert. Sie hat berichtet, dass, unmittelbar bevor sie die Stadt betrat, große Verbände der Wesmen Parve in Richtung Understone verlassen hätten. Diese Truppen haben Understone noch nicht erreicht, deshalb werden wir auf sie stoßen, bevor wir selbst den Pass erreichen.« Styliann biss die Zähne zusammen, als habe er Schwierigkeiten, die nächsten Worte auszusprechen.
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