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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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»Wir sollten vorläufig zusammenarbeiten.«
    Die Atmosphäre kühlte sich merklich ab. Schließlich ergriff der Unbekannte das Wort. »Euer letztes Eingreifen war zwar willkommen, aber kaum ein gezielter Versuch, uns zu helfen. Davor habt Ihr Euch große Mühe gegeben, uns alle zu töten. Ihr wolltet sogar die Protektoren auf mich hetzen. Und jetzt auf einmal wollt Ihr mit uns zusammenarbeiten?« Der Unbekannte blickte zur Pyramide, und sein Gesicht verriet, wie empört er war.
    »Wir sind ohne Eure Hilfe hierher gekommen. Wir werden auch ohne Eure Hilfe wieder zurückkommen«, sagte Hirad.
    Styliann betrachtete sie ruhig, ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Ihr seid gut, das muss ich euch lassen«, sagte er. »Aber Ihr überseht, wie schwierig Eure Lage ist. Ohne Hilfe wird der Rabe niemals den Osten erreichen. Vergesst nicht, dass der Understone-Pass eigens für Euch geöffnet wurde. Inzwischen dürfte er mit ziemlicher Sicherheit wieder gesperrt sein. Ich verfüge über genügend Reichweite in der Kommunion und dazu über genügend Verbindungen, um Euch auf die andere Seite zu bringen. Ihr dagegen nicht, und Darrick ist letzten Endes mir und den vier Kollegien verantwortlich.«
    »Das klingt so, als brauchtet Ihr uns überhaupt nicht«, sagte Hirad, und Styliann lächelte.

    »Den Raben kann man immer mal wieder gut gebrauchen.«
    Der Unbekannte nickte leicht. »Dann nehme ich an, Ihr habt eine Idee?«
    »Einen Weg, ja. Die militärische Taktik überlasse ich lieber dem General.« Er blickte zu Darrick, der den Wortwechsel schweigend verfolgt hatte. Sein Gesicht hatte sich ein wenig verdüstert, als er an seine Position in der Befehlshierarchie erinnert worden war.
    »Vielleicht solltet Ihr uns sagen, an welchen Weg Ihr denkt, mein Lord«, sagte Darrick.
    Hirads Kopf dröhnte. Er brauchte etwas zu trinken. Am besten Alkohol, um die Schmerzen eine Weile zu vertreiben. Er stand mühsam auf und wollte zum Feuer gehen.
    »Alles klar, Hirad?«, fragte Ilkar.
    »Eigentlich nicht«, antwortete der Barbar. »Mein Kopf bringt mich um.« Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Das Gefühl verging rasch wieder, doch in der Atmosphäre hatte sich etwas verändert. Eine Bewegung war zu spüren, die nichts mit dem Lufthauch zu tun hatte, der sie warm umwehte.
    Hirad hielt inne und schaute zum Himmel hinauf, zum klaren blauen Himmel, in dem der riesige Riss leicht wallte. Dann auf einmal geriet die gescheckte braune Fläche in heftige Bewegung, warf Blasen und wölbte sich nach außen. Ein Loch entstand, und ein Bellen oder Brüllen störte den mehr oder weniger friedlichen Nachmittag. Ein triumphierendes, apokalyptisches, ein wahrhaft schreckliches Geräusch.
    Hirad kreischte, drehte sich um und rannte blindlings in Richtung der meilenweit entfernten Wälder im Osten davon. Alle Ängste, die er seit seiner ersten Begegnung mit Sha-Kaan gehegt hatte, wurden schlagartig wahr.

    So kurz nach dem Sieg sahen sie sich nun einer noch viel schlimmeren Niederlage und der völligen Vernichtung gegenüber. Am Himmel von Balaia kreiste ein Drache.
     
    Dieser Weg war ihm der liebste – der Weg des Schwerts. Die Wesmen waren Krieger, keine Magier. Dank der Macht der Wytchlords hatten sie zwar ihre Siege viel schneller erringen können, als er es zu hoffen gewagt hatte, doch Lord Tessaya war sicher, dass sie auch ohne das weiße und schwarze Feuer gesiegt hätten.
    Jetzt war die Magie, ob geborgt, gestohlen oder geschenkt, verschwunden. Die Schamanen hatten nicht mehr die Befehlsgewalt, und die Wesmen gehorchten wieder ihren Stammesfürsten. Es war zugleich erschreckend und aufregend. Sollte die Einheit zerfallen, dann würden sie von den Armeen der vier Kollegien hinter die Blackthorne-Berge zurückgetrieben werden. Wenn er aber die Stämme zusammenhalten konnte, dann, so glaubte Tessaya, konnten sie Korina einnehmen. Und mit der Eroberung der Hauptstadt würde ihm auch das Herz, die Seele und der Reichtum Ost-Balaias in die Hände fallen.
    Doch er musste immer noch die Magie der vier Kollegien fürchten, gegen die sie jetzt keine Verteidigung mehr hatten. Sein Traum, die Türme von Xetesk brennen zu sehen, war mindestens für den Augenblick verflogen. Ein amüsiertes Lächeln entstand in seinem wettergegerbten, tief gebräunten Gesicht. Es gab auch andere Wege, die feindlichen Magier zu bekämpfen.
    Niederlage war ein Wort, das in Tessayas Denken nicht vorkam. Besonders dann nicht, wenn er noch im Ruhm des
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