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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Autoren: Gail Martin
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trinken?«

KAPITEL ZWEI
    T RIS ZOG SEINEN Umhang enger um sich, als die Kutsche des Königs ihn zur Zitadelle der Schwesternschaft brachte. Neben ihm sah Carina so aus, als wäre ihr ebenso kalt. »Ich frage mich immer noch – welche Art von Ausbildung erfordert eine Heilerin?«, fragte sie. Sie rückte ihre Decke zurecht und rieb die Hände ineinander.
    Tris brachte ein mattes Lächeln zustande. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Und mir fallen keine angenehmen Antworten darauf ein.«
    Carina zog eine Grimasse. »Tris – wie sicher bist du, dass die Schwesternschaft auf unserer Seite ist?«
    »Großmutter hat immer gesagt, dass die Schwesternschaft auf ihrer eigenen Seite ist«, antwortete er. »Ich habe Royster gestern Abend so gut ausgefragt, wie ich konnte – immerhin war er über 50 Jahre lang der Wächter ihrer Bibliothek in Westmark. Er sagte – und er war verdammt zugeknöpft, bis ich ihn bedrängt habe –, dass seit Großmutters Tod ein Riss durch die Schwesternschaft geht, der bis in die Zeit des Krieges mit dem Obsidiankönig zurückreicht.
    Laut Royster wurden in diesem Krieg so viele Hohe Magier getötet, dass die, die ihn überlebt haben, entweder schwer verwundet oder sehr verängstigt waren. Die Schwesternschaft erlitt schwere Verluste. Großmutter wurde fast getötet.« Er seufzte. »Als Großmutter sich erholt hatte und die Führung der Schwesternschaft übernahm, spalteten sich die Schwestern in zwei Gruppen auf: Eine, die der Ansicht war, der magische Krieg habe bewiesen, dass sich die Schwesternschaft nicht einmischen dürfe, und eine andere, die dachte, dass sorgfältiges Eingreifen der einzige Weg sei, den Frieden zu bewahren.«
    »Was war mit deiner Großmutter?«
    Tris sah aus dem Fenster der Kutsche in den kalten Wintermorgen. »Großmutter hat immer gesagt, dass Macht jeglicher Art – körperlich, magisch oder politisch – ein Geschenk der Göttin sei, das man zum Nutzen aller verwenden müsse.«
    »Diese Balance ist schwer zu halten«, meinte Carina so tief in ihren Mantel und ihre Decke vergraben, dass nur ihr Gesicht zu sehen war.
    »Was ich aus Royster herausbekommen habe, lässt mich annehmen, dass es einige heftige Auseinandersetzungen darüber gegeben hat, was sie mit mir anstellen sollen«, fuhr Tris fort. »Wie es aussieht, haben die Magierinnen, die auf der Seite meiner Großmutter waren, fürs Erste gewonnen, und so war die Schwesternschaft damit einverstanden, mich auszubilden. Aber ich bin nicht sicher, ob das bedeutet, dass sie uns ihre volle Unterstützung anbieten. Ich denke nicht, dass wir auf sie zählen können, wenn etwas schiefläuft.«
    »Aber wir haben doch gehört, dass Arontala Magierinnen verfolgt! Ist dieser Krieg nicht schon allein deshalb die Sache der Schwestern?«
    Tris zuckte die Achseln. »Nicht jede Magierin gehört auch zur Schwesternschaft. Sie sind eine ziemlich exklusive Gruppe. Und Royster vermittelte mir den Eindruck, dass einige von ihnen denken, dass die Schwesternschaft sich gar nicht in die Äußere Welt einmischen sollte. Sie wollen die Magie studieren und den Rest von uns unserem eigenen Schicksal überlassen.« Er schwieg. »Aber auch wenn Royster nichts darüber gesagt hat, ich habe mich gefragt, ob die Magierinnen, die die Schwesternschaft nun führen, überhaupt so mächtig sind wie die, die damals den Krieg der Magier ausgefochten haben. Vielleicht wenden sie sich nach innen, weil sie nicht mehr das sind, was sie einmal waren«, spekulierte er weiter. »Vielleicht glauben sie, sie können gegen Arontala nicht bestehen – geschweige denn gegen den wiedergeborenen Obsidiankönig – oder gar gewinnen, und so wollen sie es gar nicht erst versuchen.«
    »Aber dich schicken sie? Das lässt mich nicht besser über diese Ausbildung denken.« Carina schauderte.
    Tris lachte freudlos. »Du bist ja nicht diejenige, die ausgebildet wird.«
    Carinas Sorgen machten ihn nur nervöser. Bava K’aa hatte nur wenig über die Schwesternschaft gesagt, und das wenige war in der Regel etwas über Schwestern gewesen, die eine bestimmte Seite einnahmen oder die verschiedene Ansichten gegeneinander vertraten. Jetzt fragte sich Tris, ob er im Spiel der Schwesternschaft das Ass oder das Bauernopfer darstellte.
    »Du sagtest, Schwester Taru hat die Botschaft geschickt?« Carinas Frage weckte Tris aus seinen brütenden Gedanken.
    Er nickte. »Das ist das Erfreuliche. Ich habe mit ihr in Westmark gearbeitet, ich vertraue ihr.«
    »Sie kannte deine
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